Tausende Anleger haben mit einem Investment in Wirecard-Aktien teils hohe Summen verloren. Die Versuche, Schadensersatzansprüche durchzusetzen, sorgen für einen Ansturm auf die Gerichte. Das LG Frankfurt nennt konkrete Zahlen.
Der 25. Juni 2020 brachte der deutschen Wirtschafts- und Finanzwelt ein kleines Erdbeben. An diesem Tag wurde die Insolvenz des Finanzdienstleisters Wirecard publik. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die im weiteren Verlauf ebenfalls ins Rampenlicht rückte, lieferte den Anlass, indem sie Wirecard das Testat für die Bilanz des Geschäftsjahres 2019 verweigerte. Kontoguthaben von rund zwei Milliarden Euro, die das Unternehmen bilanziert hatte, stellten sich als nicht nachweisbar heraus.
Es folgten Ermittlungen und Verhaftungen sowie Aufklärungsversuche und es wurde um gerichtliche Zuständigkeiten gerungen. Inzwischen ist es medial deutlich leiser geworden. Keine Ruhe kehrt allerdings bei den Gerichten ein, die sich mit der juristischen Aufarbeitung der Causa Wirecard zu beschäftigen haben.
Gericht beklagt Personalmangel
Mittendrin ist das Landgericht (LG) Frankfurt, dem eine Flut von Zivilklagen gegen die Aufsichtsbehörde Bafin vorliegt. Gerichtspräsident Wilhelm Wolf sprach am Freitag gegenüber der dpa von bislang 1.500 Klageeingängen, die das Gericht erreicht hätten und nun von den Zivilkammern bearbeitet werden müssten. Weitere 20.000 Verfahren seien von diversen Anwaltskanzleien angekündigt worden. In den Prozessen geht es um möglichen Schadensersatz der Aktionäre wegen fehlender oder unzureichender Aufsichtsführung der Bafin.
Weil die Arbeitsbelastung durch eine Zunahme der Fälle auch aus anderen Rechtsbereichen und zudem die Komplexität der Verfahren steige, sei das Pensum mit der gegenwärtigen personellen Ausstattung kaum noch zu bewältigen. Wolf macht es konkret: "Uns fehlen 30 Richter". Am größten Landgericht Hessens sind aktuell 150 Richterinnen und Richter beschäftigt.
sts/LTO-Redaktion
mit Material der dpa
LG Frankfurt beklagt Richtermangel: . In: Legal Tribune Online, 19.11.2021 , https://www.lto.de/persistent/a_id/46705 (abgerufen am: 02.12.2024 )
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