Von wegen Sommerpause! Auch im Juli haben Wirtschaftsanwälte emsig ihre Umzugskisten gepackt und sind zu neuen Kanzleien gewechselt. Ein Überblick über die spannendsten Transfers – diesmal mit einer überraschend hohen Frauenquote.
Es gibt wenige Frauen in den Partnerschaften der großen deutschen Wirtschaftskanzleien. Aber in diesen Wochen machen sie von sich reden - weil sie die Kanzlei wechseln. Etwa geht die Co-Leiterin der Restrukturierungspraxis von Baker McKenzie zu Noerr und auch Linklaters, Latham & Watkins und Norton Rose Fulbright müssen die Weggänge teils langjähriger Partnerinnen verkraften.
Auch ihre männlichen Kollegen sind auf dem Sprung: DLA verliert einen Mitgründer des Frankfurter Standorts an Oppenhoff, ein ehemaliger Hengeler-Partner schließt sich Willkie an und ein Hogan-Lovells-Partner wagt nach 25 Jahren den Neuanfang. Und einer der drei Equity-Partner der großen Insolvenzkanzlei Kübler schließt sich einem Wettbewerber an.
Bye-bye Latham & Watkins, Hello Clifford Chance
Clifford Chance hat sich einmal mehr auf Partnerebene verstärkt. Von Latham & Watkins kam im Juni die Prozessanwältin Christine Gärtner in das Frankfurter Büro der Kanzlei. Gärtner hat die letzten zwölf Jahre für Latham & Watkins gearbeitet, im Jahr 2013 wurde sie zur Partnerin ernannt.
Gärtner führt Gerichts- und Schiedsverfahren, vor allem wenn es um gesellschaftsrechtliche Auseinandersetzungen sowie Bank- und Wertpapierstreitigkeiten geht. Damit ist sie bei ihrem neuen Arbeitgeber hochwillkommen, denn dort ist die Prozesspraxis auf Ausbaukurs.
Von international zu national
Nadine Bourgeois, bislang Partnerin bei der internationalen Kanzlei Norton Rose Fulbright, hat sich der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft angeschlossen. Sie ist dort nun – wie schon bei ihrer alten Kanzlei - als Partnerin im Bereich Capital Markets & Banking in Frankfurt tätig.
Neben diesem Neuzugang hat Luther die Partnerschaft noch weiter verstärkt: Von Noerr kam der Associated Partner Dr. Sebastian Janka, der bei Luther als Partner einsteigt und die Kartellrechtspraxis in München leiten wird. Zudem gab es vier interne Partnerernennungen.
Wieder an Bord
Das Frankfurter Büro von Willkie Farr & Gallagher hat den früheren Hengeler-Partner Dr. Ralf Defren verpflichten können. Er steigt zum August ein und wird der dritte Partner in der Finance-Praxis der Kanzlei sein.
Defren, ein angesehener Finanzierungsrechtler, war Ende 2018 aus der Partnerschaft von Hengeler Mueller ausgeschieden. Der 43-Jährige hatte sich zunächst ins Private zurückgezogen, nun kehrt er wieder in seinen Beruf zurück. Defren war seit 2001 Anwalt bei Hengeler, 2006 wurde er dort zum Partner ernannt.
Eine Partnerin weniger bei Linklaters
Linklaters hat – wie so viele andere Kanzleien - ohnehin keine besonders hohe Frauenquote in der Partnerschaft; mit dem Weggang von Michaela Sopp wird sie noch etwas schlechter.
Sopp hat mehr als 20 Jahre für Linklaters beziehungsweise deren Vorgängerkanzlei Oppenhoff & Rädler gearbeitet, 2005 war sie dort zur Partnerin ernannt worden. Nun wechselte die 49-Jährige kürzlich zu Simmons & Simmons, wo sie Partnerin im Münchener Büro ist.
Bei ihrem neuen Arbeitgeber soll sie insbesondere Finanzinstitute und Debtfonds sowie Investmentmanagement-Mandanten betreuen, wie der mitteilt.
Von Baker McKenzie zu Noerr
Dr. Dorothee Prosteder ist derzeit Co-Leiterin der deutschen Restrukturierungspraxis bei Baker McKenzie. Ab September wird sie Equity-Partnerin bei Noerr sein, wie die Kanzlei bereits Anfang Juli mitteilte.
Prosteder kam Ende 2010 zu Baker McKenzie, 2014 wurde sie zur Partnerin ernannt. Sie hat dort grenzüberschreitende Sanierungen und sogenannte Distressed-Transaktionen federführend begleitet und außerdem bei M&A-Transaktionen beraten.
Neuanfang nach 25 Jahren
Ulrich Helm war fast 25 Jahre lang Anwalt bei Hogan Lovells, seit 19 Jahren auch Partner. Zum August wechselt er zu Mayer Brown in Frankfurt. Bei Hogan Lovells hat der 54-Jährige die Praxisgruppe "Infrastructure, Energy, Resources and Projects" mitgegründet, die er seit 2004 auch leitete.
Helms Schwerpunkt liegt auf Schieds- und Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit Infrastruktur- und Anlagenbauprojekten. Damit sei er eine "optimale Ergänzung" des Litigation-Teams, heißt es bei Mayer Brown.
Aus bei Kübler, Ausbau bei Pluta
Im April wurde bekannt, dass sich die Kanzlei Kübler, eine der größten Insolvenzkanzleien Deutschlands, zum Jahresende auflösen wird: Nach 45 Jahren soll Schluss sein. Im Juni wurde bekannt, dass sich Sebastian Laboga, einer der drei Equity-Partner, dem Wettbewerber Pluta anschließen wird.
Laboga wird bei Pluta als geschäftsführender Gesellschafter im Ruhrgebiet sowie am Standort Berlin tätig sein; mit ihm wechseln die Insolvenzverwalter Frank Brachwitz und Michael Bohnhoff sowie der Sanierungsberater Tillman de Vries und einige weitere Mitarbeiter.
Wieder neue Partner bei PwC Legal
PwC Legal gehört zu den Kanzleien, die sich seit langem beständig auf Partnerebene verstärken. Zum Juli kam der Ö-Rechtler Dr. Nicolas Sonder dazu, der zuvor Partner im Bereich Öffentlicher Sektor bei KPMG Law in Stuttgart war. Der 36-Jährige soll nun für PwC Legal den Bereich Public Services weiter ausbauen.
Ebenfalls zum Juli stieg der Restrukturierungsexperte Christian Abel mit einem dreiköpfigen Team ein. Er war zuvor Of Counsel bei Norton Rose Fulbright und dort für den Aufbau eines Insolvenzrechtsteams verantwortlich.
DLA-Urgestein schließt sich Oppenhoff an
Der Gesellschaftsrechtler und Notar Rainer Jacob kam 2005 von der inzwischen aufgelösten US-Kanzlei Coudert Brothers zu DLA Piper und war einer der Gründungspartner des Frankfurter Büros der Kanzlei. Zuletzt war er dort als Of Counsel tätig, nun schließt er sich als Partner dem Standort von Oppenhoff am Main an.
Mit Jacob wechselt die Senior Associate Anne Vins-Niethammer. Sie wird bei Oppenhoff als Partnerin einsteigen und als Notarin tätig sein.
Von Pinsent Masons zu Eversheds Sutherland
Der M&A-Anwalt Michael Prüßner hat bei Eversheds Sutherland eine neue berufliche Heimat gefunden. Er wechselte zum Juli von Pinsent Masons, wo er drei Jahre tätig war. Zuvor arbeitete er für EY Law und war rund neun Jahre lang in der Peek & Cloppenburg-Gruppe tätig, zuletzt als General Counsel.
Prüßner ist der elfte Partner in der deutschen Praxisgruppe für Corporate/M&A bei Eversheds Sutherland.
Juristen-Transfermarkt Juli 2019: 10 wichtige Partnerwechsel . In: Legal Tribune Online, 12.07.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/36439/ (abgerufen am: 19.04.2024 )
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