Kanzlei-Marketing: 8 Tipps für die aktive Kri­sen­kom­mu­ni­ka­tion

5. Informieren Sie Ihre Mitarbeiter.

Noch bevor Sie mit der Presse sprechen, sollten Sie Ihre Kollegen und Mitarbeiter auf den aktuellen Stand bringen. Denn für sie ist nichts schlimmer als Probleme von außen über Gerüchte, Mandanten oder aus der Presse zu erfahren. Dabei geht es nicht darum, jedes Detail auszubreiten. Wichtig ist das Signal: Wir haben die Lage im Griff und wir kümmern uns! Damit beugen Sie nicht nur potenziellen Spekulationen und Flurfunk vor, sondern Sie schaffen wichtiges Vertrauen.

Scheuen Sie sich nicht, vorgefertigte Sprachregelungen für Rückfragen herauszugeben und bestehen Sie auf deren Wortlaut. Dadurch entlasten Sie Ihre Kollegen, wenn sie von außen mit Fragen konfrontiert werden. Regeln Sie auch, wer nach außen sprechen darf und wer nicht. Dies erleichtert denen, die nicht sprechen sollen, erheblich den Umgang mit der Thematik. Denn es geht hier nicht darum, den Journalisten in eine Sackgasse zu schicken, sondern zu vermitteln: "Ich kann Ihnen dazu nichts sagen, aber unser zuständiger Partner ruft Sie dazu zurück." Das sichert auch den Aspekt der nachstehend empfohlenen Konsistenz.

6. Konsistenz ist alles.

Sorgen Sie dafür, dass Ihre Aussagen aus einem Guss sind und weichen Sie nicht von Ihrer festgelegten Kommunikationsstrategie ab. Dies gilt für mündliche Statements ebenso wie für schriftliche Äußerungen oder Kommentare in den sozialen Medien. Legen Sie innerhalb des Krisenteams vorab fest, welche Person sich offiziell zum Sachverhalt äußert und briefen Sie diese umfassend.

Falls nötig, bereiten Sie sich für  Pressegespräche und Interviews mit Hilfe erfahrener Mediencoaches vor. Diese helfen nicht nur, Ihre Stressresistenz in schwierigen Kommunikationssituationen zu erhöhen. Indem Sie z.B. Interviewsituationen vorab durchspielen, haben Sie die Chance, Ihre Statements dem Prüfstand unfairer Fragen, falscher Schlussfolgerungen oder vehementen Nachbohrens zu unterziehen.

7. Seien Sie auf alles gefasst.

Eine perfekte Vorbereitung für schwierige Kommunikationssituationen basiert nicht nur darauf, sämtliche Fakten und die Positionen der Beteiligten  präsent zu haben. Sie sorgt auch dafür, dass Sie bzw. der Sprecher Ihre Sozietät in jeder Situation souverän vertreten. Sie werden vielleicht mit unsachlichen Vorwürfen oder mit falschen Fakten bedrängt. Achten Sie stets darauf, sachlich zu kommunizieren und lassen Sie sich im Gespräch nicht in die Falle von Rechtfertigungen oder vorauseilendem Gehorsam locken.

8. Bleiben Sie authentisch.

Egal, für welchen Weg aus der Krise Sie sich entscheiden: Bleiben Sie authentisch. Erliegen Sie nicht der Versuchung, sich durch falsche Kompromisse – z.B. durch Äußerungen, die kanzleiweit nicht getragen werden, die Situation aber kurzfristig beruhigen könnten – aus der Affäre zu ziehen.
Gut recherchierende Journalisten werden Sie sofort mit Widersprüchen zu früheren Äußerungen konfrontieren; einmal nach außen gegebene Statements können Sie nicht rückgängig machen. Journalisten und vielleicht sogar Mandanten werden Sie  wieder darauf ansprechen und die Widersprüche im schlechtesten Fall auf die Bewertung Ihrer Beratungstätigkeit übertragen.

Professionell kommuniziert, kann selbst ein zugegebener Fehler den Ruf Ihrer Kanzlei als glaub- und vertrauenswürdigen Partner letztendlich stärken und im besten Fall dazu führen, dass Sie als authentisch und lernfähig wahrgenommen werden.

Auch wenn die Arbeit hoffentlich umsonst ist, sollten Sie sich die Mühe machen, sich auf Krisenkommunikationssituationen vorzubereiten. Präventive Maßnahmen verhindern oft schon, dass eine schwierige Situation zur Krise ausufert. Sollte sie doch einmal nicht zu verhindern sein, konzentrieren Sie sich auf drei Dinge: schonungslose interne Aufklärung, Authentizität sowie Ruhe und Besonnenheit. Denn nicht selten kann Abwarten zunächst die beste Reaktion sein – vorausgesetzt, Sie sind perfekt vorbereitet.

Christiane Herzhauser, Inhaberin der Agentur Herzhauser PR, berät seit über 15 Jahren Vorstände und Managing Partner in internationalen Unternehmen sowie Sozietäten und ist Expertin für Kanzleimarketing und Krisenkommunikation.

Susanne Krüger, MBA, ist Leiterin Geschäftsentwicklung und Unternehmenskommunikation einer internationalen Wirtschaftskanzlei in Berlin.

Zitiervorschlag

Susanne Krüger und Christiane Herzhauser, Kanzlei-Marketing: 8 Tipps für die aktive Krisenkommunikation . In: Legal Tribune Online, 22.04.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/19173/ (abgerufen am: 18.04.2024 )

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