Partnerwechsel 2016: Wenn M&A-Partner zu Söld­nern werden

von Dr. Anja Hall

08.12.2016

2/2: Boutiquen-Gründungen bleiben im Trend

Im laufenden Jahr haben acht Großkanzlei-Partner eine Spezialkanzlei gegründet, 2015 waren es noch elf. Insgesamt sind in den letzten sechs Jahren 33 Boutiquen von ehemaligen Equity Partnern gegründet worden, darunter 14 mit Fokus auf Corporate/M&A. Acht dieser Spezialkanzleien wurden von früheren Partner von nationalen Kanzleien gegründet, 25 von Partnern einer internationalen Großkanzlei.

Die Gründe, weshalb Partner ihre Kanzlei verlassen um eine Boutique zu gründen, sind vielfältig. In einigen Fällen liegt es an Interessenskonflikten in der Kanzlei, die einen Praxisbereich in seinem Wachstum limitieren. Denkbar ist auch, dass das Rechtsgebiet mancher Partner nicht zum Kernbereich der Sozietät gehört und daher wenig Unterstützung erfährt. Oft sind auch Differenzen über die strategische Ausrichtung einer Kanzlei ausschlaggebend dafür, dass sich ein Partner selbstständig macht.

Partnermobilität bleibt hoch

Für die Zukunft erwarten die Studienautoren kein Abflauen der Partnermobilität. Anwälte haben nach wie vor viele Gründe zu wechseln, etwa weil sie ihren Profit erhöhen wollen, bessere Mandanten oder eine spannendere Arbeit suchen. Zugleich stehen die Top-Kanzleien unter dem Druck, zu wachsen und die renommiertesten Anwälte bei sich zu vereinen. Im vergangenen Jahr haben außerdem viele britische und US-Kanzleien den deutschen Markt ins Visier genommen, und mit den aktuellen politischen Entwicklungen – etwa dem Brexit – wird sich dies wohl noch weiter intensivieren, prognostizieren die Studienautoren.

TGO Consulting hat für die Untersuchung die ersten 25 Kanzleien des Juve-Rankings "Nationale Top 50 Kanzleien" ausgewählt und die öffentlich kommunizierten Partnerzugänge und -weggänge seit 2011 bis zum Ende des dritten Quartals 2016 analysiert. Wechsel, bei denen ein Salary Partner oder Fixed-Share-Partner zum Equity-Partner ernannt wurde, sind nicht berücksichtigt. Die Daten über die Anzahl der Equity-Partner pro Kanzlei stammen von Juve.

TGO Consulting ist ein internationales Beratungsunternehmen für Kanzleien. Hinter TGO stehen Jaap Bosman und Lisa Håkanson. Bosman war viele Jahre im Business Development und Marketing für die niederländische Kanzlei Houthoff Buruma tätig.

Zitiervorschlag

Anja Hall, Partnerwechsel 2016: . In: Legal Tribune Online, 08.12.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21396 (abgerufen am: 04.10.2024 )

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