Ein Büro mit Blick auf den Rhein – das wünscht sich wohl jeder Kölner Rechtsanwalt. Wenig verwunderlich haben viele Kanzleien Büros in der Nähe des Flusses angemietet. Doch auch abseits des Ufers gibt es spannende Kanzleistandorte.
Die wohl spektakulärste Büro-Adresse in Köln haben sich CMS Hasche Sigle und Rödl & Partner im "Kranhaus 1" im Rheinauhafen gesichert. Das Gebäude, das aussieht wie ein umgedrehtes L, soll an einen Hafenkran erinnern. Der vordere Gebäudeteil schiebt sich über dem neunten Stockwerk weit in Richtung Rhein hinaus. Wer dort steht, hat einen phänomenalen Ausblick, der bei gutem Wetter bis zum Siebengebirge im Süden reicht.
Freshfields Bruckhaus Deringer war lange Zeit ein direkter Nachbar von CMS und Rödl; die Kanzlei hatte Räume im benachbarten "Kranhaus Süd" angemietet. Die Freshfields-Anwälte mussten jedoch vor kurzem ihren Arbeitsplatz räumen, weil die Kanzlei entschieden hat, die Standorte in Köln und Düsseldorf zusammenzulegen - und zwar in Düsseldorf.
Insgesamt gibt es drei Kranhäuser im Rheinauhafen, doch nur das "Kranhaus Süd" und das "Kranhaus 1" werden als Büro-Immobilien genutzt. Im "Kranhaus Nord" sind luxuriöse Eigentumswohnungen untergebracht.
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Während die einen bei der Wahl ihrer Standorte auf moderne Architektur mit viel Glas und Beton setzen, haben es andere Kanzleien lieber etwas traditioneller – aber nicht minder schön. Cleary Gottlieb Steen & Hamilton hat sich für ihr Kölner Büro ein ganz besonderes Gebäude ausgesucht: Eine Jugendstil-Villa am Theodor-Heuss-Ring.
Das zweigeschossige Gebäude wurde zwischen 1901 und 1903 in Formen des Wiener Jugendstils errichtet. Damals galt die Villa Bestgen, benannt nach Josef Bestgen, Direktor im Bankhaus Deichmann, als das modernste Gebäude der Stadt.
Wo heute Anwaltsbüros untergebracht sind, befanden sich einst herrschaftliche Wohnräume: ein Musiksalon, mehrere Wohn- und Schlafzimmer sowie ein Speisezimmer, das mit einem Wintergarten und einem Frühstückszimmer verbunden war.
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Der Rheinauhafen ist zwar eine beliebte Kanzlei-Adresse, doch nicht alle Anwälte genießen von ihren Schreibtischen aus einen direkten Blick auf den Rhein. Die Rechtsanwälte von Luther haben ihr Domizil in zweiter Reihe zum Fluss bezogen.
Das Bürohaus mit dem Namen "Baufeld 21" wirkt mit seiner dunklen Backsteinfassade und den roten Fensterstürzen auf den ersten Blick wenig spektakulär. Beeindruckend allerdings ist der Blick von innen nach außen, denn die Stirnseiten des Gebäudes sind komplett verglast und bieten schöne Ausblicke, etwa auf den historischen Bayenturm, in dem die Redaktion der Emma ihren Sitz hat. Von der Dachterrasse im fünften Obergeschoss aus haben Anwälte und Besucher den gesamten Rheinauhafen im Blick.
Bildnachweis: Luther Rechtsanwaltsgesellschaft
Die Mitarbeiter bei Görg haben den Rhein dagegen tagtäglich vor Augen. Ihre Büros liegen in den "Rheinetagen", einem Teil des Büro-Ensembles "MaxCologne" im rechtsrheinischen Stadtteil Deutz.
Ursprünglich diente der Büro-Komplex der Lufthansa als Hauptsitz, doch nachdem die Fluggesellschaft im Jahr 2007 ausgezogen war, wurde das Gebäude – es stammt aus den 1970-er Jahren - vollständig umgebaut.
Aus dem in sich geschlossenen Komplex wurden zwei eigenständige Häuser: Ein 22-geschossiges Hochhaus und die vorgelagerten "Rheinetagen". Diesen Bau hat Görg im Jahr 2013 bezogen. Im benachbarten Büroturm befindet sich die Konzernzentrale des Chemiekonzerns Lanxess.
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Auf der linken Rheinseite, fast direkt gegenüber von Görg, arbeiten die Rechtsanwälte von Oppenhoff & Partner. Das Bürohaus liegt am Konrad-Adenauer-Ufer zwischen Dom und der romanischen Basilika St. Kunibert.
Auf den ersten Blick sieht es aus wie jeder x-beliebige Bau. Doch die helle Naturstein-Fassade des sechsgeschossigen Gebäudes hat eine ungewöhnliche, leicht gewölbte Form und abgerundete Kanten. Zudem ist der gesamte Baukörper sanft geschwungen - er folgt damit dem Verlauf des Rheins an dieser Stelle.
Beliebt bei Mitarbeitern und Besuchern der Kanzlei ist die "Skylounge", wie der große Konferenzraum bei Oppenhoff genannt wird. Von der Terrasse der Skylounge aus hat man einen schönen Blick auf den Rhein und das benachbarte Kunibertskloster.
Bildnachweis: Oppenhoff & Partner
Ungewöhnliche Kanzleiräume wählte die noch junge Kanzlei Held Jaguttis: Ihr Büro am Hansa-Ring befindet sich in einem Gründerzeitbau. Zunächst war das Haus, das um 1890 errichtet wurde, ein Altersruhesitz Kölner Bischöfe. Später wurde in den Räumen mit den hohen, stuckverzierten Decken eine Galerie für zeitgenössische Kunst eingerichtet.
An diese frühere Nutzung als Galerie wollen die Rechtsanwälte erinnern und haben deshalb ein Leinwand-Tableau des Berliner Künstlers Dierk Schmidt aus der Serie "Die Teilung der Erde" aufgehängt. Das Bild thematisiert die Unrechtsregeln der Berliner-Afrika-Konferenz von 1884/85 und schlägt damit einen Bogen zum Spezialgebiet der Kanzlei, dem Öffentlichen Recht.
Bildnachweis: Held Jaguttis
Der Spaziergang zu den interessantesten Kanzlei-Gebäuden in Köln endet dort, wo er angefangen hat: im Rheinauhafen. Am südlichen Ende des Hafenareals, im Gebäude "KAP am Südkai", ist u.a. die Kanzlei Friedrich Graf von Westphalen & Partner angesiedelt. Auch die Energierechtskanzlei Becker Büttner Held hat hier ihr Kölner Büro untergebracht.
Der Glasbau gliedert sich in ein zehngeschossiges Hochhaus mit Dachgarten im Süden und einen angrenzenden fünfgeschossigen, rund 130 Meter langen Riegel. Von der Dachterrasse aus blickt man weit über den Rhein und die Kölner Innenstadt bis zum Dom.
Auf dem Platz neben dem KAP am Südkai befindet sich übrigens eine kleine Touristenattraktion: Hier steht der aus dem Kölner Tatort bekannte Imbisswagen "Wurstbraterei".
Bildnachweis: Friedrich Graf von Westphalen & Partner
Anja Hall, Sieben interessante Kanzleigebäude in Köln: Rhein oder Ringe . In: Legal Tribune Online, 11.08.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/20259/ (abgerufen am: 24.04.2024 )
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