Norton Rose Fulbright wird kommende Woche an einigen Standorten in Europa, dem Nahen Osten und Asien ein Programm einführen, über das Anwälte und Mitarbeiter auf Arbeitszeit und Geld verzichten. Deutschland betrifft das im April noch nicht.
Norton Rose Fulbright gab bekannt, dass ihr Vorschlag zur Umsetzung eines flexiblen Arbeitsprogramms ("Flex") in Europa, dem Nahen Osten und Asien von über 90 Prozent der berechtigten Mitarbeiter angenommen worden sei. Das Programm wird damit am 20. April 2020 in Kraft treten. Die absolute Zahl der betroffenen Mitarbeiter wollte die Kanzlei nicht nennen.
Norton Rose hatte vor rund zwei Wochen mitgeteilt, als Reaktion auf die Coronakrise die Mitarbeiter darum zu bitten, freiwillig einer Änderung der Arbeitsverträge für einen begrenzten Zeitraum zuzustimmen. Die Kanzlei ließ sich von den Mitarbeitern die Möglichkeit einräumen, die Arbeitszeit der Beschäftigten von 100 auf 80 Prozent zu reduzieren - mit entsprechender Kürzung des Grundgehaltes.
"Betriebsbedingte Kündigungen vermeiden"
Auch in Deutschland hätten über 90 Prozent der teilnahmeberechtigten Mitarbeiter dem Programm zugestimmt, teilte die Kanzlei auf LTO-Anfrage mit. Die Zustimmung sei an allen Standorten und sowohl bei Anwälten als auch in den Business Services hoch.
Die Betroffenen können aber nicht selbst entscheiden, dass sie weniger arbeiten: Der Kanzleimitteilung zufolge wählt Norton Rose diejenigen aus, die ihre Arbeitszeiten reduzieren müssen. Mitarbeitende, die nicht zugestimmt haben, sollten jedoch nicht benachteiligt werden, heißt es aus der Kanzlei: "Insgesamt ist das Ziel von Flex, dass wir betriebsbedingte Kündigungen auf Grund der Corona-Krise vermeiden können. Mit der hohen Zustimmung fühlen wir uns gut gerüstet."
Die Kanzlei werde jetzt die Geschäftsentwicklung sehr genau beobachten, um die Reduzierung sinnvoll und flexibel umzusetzen. In Deutschland werde Norton Rose im April noch keine Arbeitszeitreduzierung vornehmen, über das weitere Vorgehen für Mai werde in der kommenden Woche entschieden. Die Kanzlei geht davon aus, "dass wir einen guten Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann bitten werden, die Arbeitszeit zu reduzieren", so eine Sprecherin auf Anfrage. Welche Teams und Bereiche ihre Arbeitszeit reduzieren sollen, ist noch nicht entschieden.
Für den Einbruch planen
Das Jahr 2019 war nach Kanzleiangaben eines der stärksten in Deutschland in den vergangenen Jahren. Auch das erste Quartal 2020 sei sehr gut verlaufen. Norton Rose hatte nach Recherchen des Branchenmagazins Juve im Geschäftsjahr 2018/19 mit 110 Berufsträgern einen Umsatz von 52,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Das war ein Zuwachs von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und bedeutet einen Umsatz pro Berufsträger von rund 477.000 Euro.
Die aktuelle Wirtschaftslage sei jedoch von großer Unsicherheit geprägt, erklärte Norton Rose. Viele Experten gingen davon aus, dass die Wirtschaft um mehr als vier Prozent im Jahr 2020 schrumpfen könnte. Diesem Trend könne sich auch die Kanzlei nicht verschließen.
In den vergangenen Wochen haben Norton Rose nach eigenen Angaben noch von den laufenden Mandaten aus der Vor-Corona-Zeit profitiert. Nun aber müsse man damit rechnen, dass die Geschäftsaktivitäten sehr schnell einbrechen könnten. Mehrere der Mandanten, z.B. im Transport- oder Hotelgewerbe, seien hart von der Coronakrise betroffen. Bereits jetzt seien Transaktionen verschoben oder abgesagt und Projekte auf Eis gelegt worden.
Tanja Podolski, Norton Rose Fulbright: . In: Legal Tribune Online, 16.04.2020 , https://www.lto.de/persistent/a_id/41323 (abgerufen am: 04.12.2024 )
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