Das chinesische Rekordjahr bei Outbound-M&A-Aktivitäten spiegelt sich in Deutschland wider. Im zweiten Quartal zeigt sich der M&A-Markt laut einer Studie von Allen & Overy mit einem Volumen von über 80 Milliarden Euro weiterhin stark.
Mit dem Übernahmeangebot von Bayer an Monsanto wagt der Konzern die bislang größte Übernahme eines deutschen Unternehmens im Ausland. Das Übernahmeangebot an die Aktionäre der Agrarchemie-Gruppe Monsanto umfasste 122 US-Dollar je Aktie, was zu einer Gesamtbewertung der Zielgesellschaft von rund 62 Milliarden US-Dollar führt.
Flankiert wird dieser mögliche Mega-Deal durch zahlreiche von überaus aktiven Finanzinvestoren getriebene Transaktionen im Milliarden-Bereich und durch eine Vielzahl von vor allem Mittelstands-basierten Transaktionen im mittleren und unteren Marktsegment.
Chinas Outbound-Fokus
Besondere Aufmerksamkeit erlangte das öffentliche Übernahmeangebot des chinesischen Herstellers von Haushaltsgeräten Midea an die Aktionäre des Roboterbauers Kuka. Mit einem Transaktionsvolumen von über vier Milliarden Euro wäre diese Übernahme das mit Abstand größte bisherige chinesische Investment in Deutschland. So finden die massiv gestiegenen Outbound-Aktivitäten chinesischer Unternehmen weiterhin auch im deutschen Markt Nachhall.
Chinas M&A-Transaktionen im Ausland sind von 56 Milliarden US-Dollar im ersten Halbjahr 2015 auf 120 Milliarden US-Dollar im Vergleichszeitraum 2016 gestiegen – ein Anstieg um 214 Prozent. Dr. Hartmut Krause, Corporate/M&A-Partner bei Allen & Overy, sagt dazu: „China hat nach und nach seinen Anteil am globalen Transaktionsgeschehen erhöht. Vor zehn Jahren lag der chinesische Anteil am weltweiten M&A-Geschehen noch bei 1,7 Prozent, heute bei 26 Prozent. Dabei liegt der klare Fokus auf Outbound-Aktivitäten."
Ungewisse Auswirkungen des Brexit
Im zweiten Quartal kam es zu einer Vielzahl weiterer Transaktionen im Milliarden-Bereich, zu nennen sind hier etwa die geplante Übernahme von Air Products & Chemicals durch Evonik für rund 3,8 Milliarden US-Dollar oder der Erwerb des Waschmittelherstellers Sun Products durch Henkel für rund 3,2 Milliarden Euro.
Auch Finanzinvestoren nehmen weiterhin deutlichen Einfluss auf den M&A-Markt in Deutschland. So erwirbt der französische Hersteller von Haushaltsprodukten SEB das Traditionsunternehmen WMF von KKR. Und CVC lässt sich eine 60-Prozent-Beteiligung am Anbieter von Sportwetten Tipico rund 1,5 Milliarden Euro kosten.
Welchen Kurs der M&A-Markt im zweiten Halbjahr nehmen wird, ist unsicher. „Mit der Brexit-Entscheidung der Briten hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Die Auswirkungen des Referendums sind weder in politischer noch in wirtschaftlicher Hinsicht abzusehen“, sagt Dr. Hans Schoneweg, Leiter der Praxisgruppe Corporate/M&A. „Nicht zuletzt der Verlauf des geplanten Zusammenschlusses der Deutsche Börse mit der London Stock Exchange wird zeigen, welche Transaktionen unter den neuen Gegebenheiten durchführbar sind. Auch auf die Belastbarkeit der Kapitalmärkte ist in der derzeitigen Situation ein besonderes Augenmerk gerichtet.“
Allen & Overy
Dr. Hartmut Krause, Corporate/M&A, Partner
Dr. Hans Schoneweg, Corporate/M&A, Partner
Marktstudie: . In: Legal Tribune Online, 12.07.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/19964 (abgerufen am: 10.12.2024 )
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