Mandate und Medien: Der größte Feind ist die eigene Eitel­keit

von Désirée Balthasar

11.02.2016

2/2 Mandate als Eigenwerbung

Vertraulichkeit, Mandatsgeheimnis, schön und gut. Doch der größte Feind dieses Geheimhaltungsmantras ist die persönliche Eitelkeit der Anwälte. Wenngleich allen Juristen zumindest theoretisch bewusst ist, dass der Geheimhaltungswunsch des Mandanten über allem stehen sollte - einige halten sich einfach nicht daran.

Für Dr. Stefan Hiebl ist das nicht verwunderlich: "Manche nutzen es für Eigenwerbung, weil sie ihren Namen gern in der Zeitung lesen. Dafür bieten sich derartige Verfahren natürlich an." Für ihn selbst käme das nicht infrage, betont er. Mit seiner Kanzlei Eimer Heuschmid Mehle war der Strafrechtler unter anderem im Prozess um das World Conference Center Bonn (WCCB) und in der 'Spitzelaffäre' der Telekom tätig. "Unser oberstes Ziel ist es, die Öffentlichkeit zu vermeiden. Das fürchten wir wie der Teufel das Weihwasser!"

Doch selbst wenn eine Kanzlei entscheidet, nicht in die Öffentlichkeit zu treten, manchmal kommen die Medien zu ihr. In den meisten Fällen verweist Hiebl an den Mandanten oder die Gerichte, nur selten versendet seine Kanzlei eigene Pressemitteilungen: "Es geht ja nicht darum, zu sagen, wie sich unser Mandant verhalten wird oder ob er sich auf irgendetwas einlässt", erläutert Hiebl. "Sondern darum, juristische Kernaussagen klar zu formulieren, um so die Presse zu informieren." Das bleibe aber eine Gratwanderung, denn die Gerichte wollen nicht verärgert werden, indem zu viele Informationen an die Öffentlichkeit dringen.

Auch Niederlagen sind öffentlich

Eimer Heuschmid Mehle folgt also dem Prinzip: So wenig Presse wie möglich und so viel wie nötig. "Im Grundsatz kann es immer nur um die bestmögliche Verteidigung des Beschuldigten gehen", stellt Hiebl klar. "Wird in unserer Kanzlei irgendjemand zu einem laufenden Verfahren angesprochen, weiß jeder, was zu tun ist: Schweigen. Wenn überhaupt, dann darf sich nur der jeweilige Anwalt dazu äußern." So halten es die meisten Wirtschaftskanzleien mit sensiblen Mandaten. In manchen Verfahren arbeiten kleinere Kanzleien wie Eimer Heuschmid Mehle auch mit Presserechtlern aus anderen Kanzleien zusammen.

Ob die Entwicklungen in eine positive oder negative Richtung für den Mandanten gehen, kann man durch umsichtigen Umgang mit der Öffentlichkeit allerdings nur bedingt lenken. Das heißt: Wer verliert, muss auch öffentlich mit Niederlagen umgehen können. Wenngleich Anwälte naturgemäß nicht gerne über Misserfolge sprechen. Schon gar nicht über solche, die von den Medien dokumentiert werden. "Selbst wenn das Gericht nicht im gewünschten Sinne entscheidet, sollte man sich nicht darüber ärgern, auch wenn es öffentlich geschieht. Damit müssen Anwälte eben leben", sagt Gernot Lehr von Redeker.

Wer die bestmögliche Arbeit auf höchstem Niveau leiste, der habe sich nichts vorzuwerfen, meint Lehr. "Der eventuelle Nichterfolg, der dann ebenso öffentlich kommuniziert wird, sollte kein Hindernis sein, derartige Mandate anzunehmen. Für uns ist wichtig, den jüngeren Anwälten zu verdeutlichen, dass sie keine Angst vor der Öffentlichkeit zu haben brauchen"

Medienrummel wird noch zunehmen

Mandate von öffentlichem Interesse bringen im Gegensatz zu solchen, für die sich die Medien nicht interessieren, neben einem gewissen Marketingeffekt einen erheblichen Mehraufwand für die Kanzleien mit sich. Abstimmungen mit Mandanten und Gerichten sind aufwändig, zusätzlich muss innerhalb der Kanzlei für die richtige Balance zwischen Information und Geheimhaltung gesorgt werden. Daneben darf der Rechtsberater das Wichtigste nicht vergessen: die juristische Bearbeitung des Falls. Für manche kann der Medienrummel durchaus ablenkend wirken und die Konzentration leidet.

Der Medienrummel wird nicht weniger werden, im Gegenteil. Für Redeker-Partner Lehr steht fest: "Das gesteigerte Interesse der Öffentlichkeit liegt daran, dass die Gesellschaft transparenter geworden ist. Außerdem gibt es zahlreiche neue Medien, die miteinander und mit den klassischen Medien im Wettbewerb um Informationen stehen." Eine Entwicklung, auf die sich auch die Anwälte einstellen müssen.

Beteiligte Kanzleien

Zitiervorschlag

Désirée Balthasar, Mandate und Medien: Der größte Feind ist die eigene Eitelkeit . In: Legal Tribune Online, 11.02.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/18419/ (abgerufen am: 25.04.2024 )

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