Im Oktober wird die LTO-Redaktion erstmals einen Award für die "Beste Wirtschaftskanzlei Deutschlands" vergeben. Sozietäten können sich selbst um die Auszeichnung bewerben. Sie soll Maßstäbe setzen: volle Transparenz beim Kanzlei-Ranking.
Auszeichnungen für Wirtschaftskanzleien gibt es bereits einige, doch das Konzept der LTO-Awards ist neuartig. "Es ist Ergebnis vieler Gespräche, die wir mit Vertretern der Law Firms geführt haben", berichtet Pia Lorenz, Chefredakteurin der LTO. So werde bei einigen nationalen und internationalen Auszeichnungen und Awards immer wieder kritisiert, dass die Kriterien der Preisvergabe undurchsichtig und einige Jury-Entscheidungen schwer nachvollziehbar seien.
LTO hat sich daher entschieden, nur ein Kriterium für die Preisvergabe anzulegen und dieses bereits vorab bekannt zu machen: Für den "LTO-Award als Beste Wirtschaftskanzlei" werden sechs Sozietäten nominiert. Um auf die Nominierungsliste zu gelangen, ist einzig das Ausmaß der Zuwendungen an die Redaktion entscheidend. "Wir halten dieses Kriterium für angemessen", sagt Lorenz. "Es ist transparent, messbar und vor allem objektiv."
Schluss mit Intransparenz: klar, messbar, objektiv
In die Wertung fließen fünf Faktoren ein. Die höchste Relevanz genießen Zahlungen an die Redaktion. "Dass Online-Medien noch nicht von der Krise im Printmarkt profitieren, ist allgemein bekannt", erläutert Ingo Mahl die Beweggründe des Magazins. "Da reicht es nicht aus, nur über die Sperre der Nutzer von Adblockern nachzudenken", so der Leiter des Geschäftsbereichs Legal Digital Information von Wolters Kluwer. "Wir haben uns daher dazu entschlossen, bei dem Award auch die Kreativität von Kanzleien zu honorieren, die es schaffen, Compliance-Regeln so auszulegen, dass am Ende nicht nur sie, sondern auch die Medienlandschaft davon profitiert."
Zweitwichtigster Faktor ist die Anzahl der Likes, die aus einer Kanzlei von möglichst vielen Anwälten an LTO-Artikel verteilt werden. Damit will LTO ihr Alleinstellungsmerkmal als Online-Magazin nutzen – und weiter ausbauen. Ingo Mahl erklärt das so: "Ein gutes Ranking in den Suchmaschinen ist für uns hochrelevant – viele Likes und geteilte Beiträge helfen LTO dabei." Aber er und Lorenz sehen auch Profit für die Sozietäten: "Viele Likes und Favorisierungen von LTO-Artikeln führen auch zu einer höheren Präsenz der Kanzlei im Netz. Um heutzutage in Visibilitäts-Rankings mithalten zu können, muss man auch mal zu kreativen Methoden greifen", ist Lorenz überzeugt. "Ein Blog reicht da nicht".
Und sie führt einen weiteren Effekt an, mit dem Kanzleien auch im wichtigen Recruiting-Bereich punkten können: "Wir wissen alle, dass viel zu viele hochbezahlte Associates in den dunklen Kellern der Law Firms sitzen. Wenn sie dort endlich WLAN bekommen, um möglichst viel LTO zu lesen und zu liken, ist schließlich allen geholfen."
Externe Experten helfen bei der Ermittlung der Nominierten
Dritter Faktor: Die Anzahl der Essenseinladungen der Kanzleien an die einzelnen Redakteure. Hier wird zusätzlich gewichtet nach dem Aufwand, den die Sozietät betreibt: Die Einladung zum fünfgängigen Menü in einem Sterne-Restaurant zählt mehr als der Lunch in der Kanzlei-Kantine. "Punktabzüge gibt es für Erbsensuppe", stellt Lorenz klar.
Auch die Qualität der Kekse und Heißgetränke, die während eines Interviewtermins in den Kanzleiräumen gereicht werden, ist ein weiterer Faktor und somit mitentscheidend für eine Nominierung. Kriterien in der Teilkategorie "Kekse" sind Schmackhaftigkeit, Schokoladenanteil und eine möglichst geringe Anzahl an Krümeln auf dem Tablet-Bildschirm des Redakteurs. Ähnliches gilt für die Teilkategorie "Heißgetränke": Frisch gebrühter Cappuccino mit festem Milchschaum und zartbitteren Schokoflocken erreicht höhere Werte als abgestandener Filterkaffee aus der Thermoskanne. Auch dabei will die Redaktion sich nicht dem Vorwurf der Subjektivität aussetzen. "Der Redakteur vor Ort wird zur sachgerechten Beurteilung der Kaffeequalität Proben entnehmen und die Expertise eines Baristas zu Rate ziehen", sagt Chefredakteurin Lorenz.
Fünfter Faktor ist die Anzahl der Weihnachts- und Ostergrüße pro Redakteur, gewichtet nach Kanzleigröße. Die Redaktion wird hierzu ein Archiv anlegen und alle eingehenden Karten alphabetisch und chronologisch abheften.
Bewerbungen ab sofort möglich
Ab heute können sich alle Kanzleien mit Standort in Deutschland um eine Nominierung bewerben; die Redaktion wird ihre Erhebungen bis Ende September durchführen. Anfang Oktober werden die Nominierten verkündet, am 19. Oktober findet die Preisverleihung im Rahmen einer festlichen Gala statt.
Auch hier verfolgen die LTO-Awards ein neuartiges Konzept: Über den Gewinner entscheidet nicht etwa eine Experten-Jury, sondern das Glück: Die "Beste Kanzlei Deutschlands" wird unter den sechs Nominierten während der Veranstaltung ausgewürfelt. Die Würfel rollen auf der Bühne und somit unter den Augen aller Gäste. Als "Würfelfee", welche für die Sauberkeit der Auslosung steht, konnte der russische Meister im Bankdrücken gewonnen werden.
Keine subjektive Jury, keine weichen Kriterien
"Wir halten dieses Vorgehen für ideal - um nicht zu sagen genial", erläutert LTO-Chefredakteurin Lorenz: "Klare Kriterien für die Nominierung, und am Ende entscheidet das Würfelglück. Fairer und transparenter geht es nicht."
Aus Kanzleikreisen gab es im Vorfeld bereits viel Zuspruch für das neue Konzept des Awards. "Endlich eine Preisverleihung mit wahrhaft objektiven Kriterien", sagt der Managing Partner einer Großkanzlei. "Wir haben noch nie etwas gewonnen, aber diesmal klappt es ganz sicher."
Anja Hall, In eigener Sache: LTO zeichnet Beste Kanzlei aus . In: Legal Tribune Online, 01.04.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/18950/ (abgerufen am: 20.04.2024 )
Infos zum Zitiervorschlag