Jerry Roth über Donald Trump und die Rechtsberatung, Gotham, die Voraussetzungen für einen guten Kompromiss und Scotch auf Eis.
Jerome (Jerry) Roth ist Rechtsanwalt, Schiedsrichter und Mediator. Er berät Unternehmen und Privatkunden zu Rechtsstreitigkeiten und Ermittlungen. Roth war 27 Jahre lang Partner bei Munger, Tolles & Olson. 2022 gründete er die Kanzlei Roth Global mit Sitz in San Francisco.
Mein typischer Montag:
Mein typischer Montag ist immer ein allgemeiner Check-in alle meine Fälle. Wo bin ich? Was muss ich diese Woche tun? Habe ich etwas vergessen oder übersehen? Ich bespreche mich mit meinen Kollegen und Klienten und auch mit meinen Freunden und Familie, um die ganze Woche vorzubereiten.
Mein Getränk und meine Bar:
Das ist eine leichte Frage! Das ist definitiv Scotch aus Islay (mit einem großen Eiswürfel) – vielleicht Lagavulin – und am liebsten trinke ich ihn zu Hause an der Bar in meinem Esszimmer nach einem Abendessen mit Familie und Freunden.
Ein Song, ein Buch, ein Vorbild:
Ich liebe die Oper und daher fällt meine Wahl auf meine aktuelle Lieblingsarie: Il bel sogno di Doretta aus La Rondine von Puccini.
Ich interessiere mich sehr für Linguistik und lerne viel über dieses Thema. Ein Buch, das mir diesbezüglich besonders in Erinnerung geblieben ist: "Words and Rules" von Steven Pinker.
Eines meiner Vorbilder und eine Person, die mich sehr beeindruckt und bewegt hat, ist Obama, da er mutig genug war, um zu versuchen, Amerika zu verändern.
San Francisco oder Paris?
San Francisco am Tag und Paris in der Nacht.
Warum Jura?
Ich liebe Theater und Dramatik und da ich leider nicht schön genug war, um ein Schauspieler zu werden, habe ich für mich verstanden, dass ich Drama auch im Gerichtssaal finden kann, wo ich mit meinen Talenten besser punkten kann.
Zahl meiner Arbeitsstunden pro Woche:
Ich könnte von meinen 70 Arbeitsstunden pro Woche erzählen, aber da alle Dinge, die ich tue, meine Leidenschaft sind, fühlt es sich nie genug an.
Die härteste Entscheidung meines Lebens:
Ein Sabbatjahr in der Mitte meiner Karriere, im Alter von 50 Jahren, einzulegen, um ein weiteres Jura-Studienjahr in Paris zu absolvieren. Meine Kollegen sagten mir, dass ich ganz toll war. Sie hatten Unrecht.
Mein Verständnis eines guten Kompromisses:
Die Standardantwort wäre hier natürlich, dass beide Seiten gleichwertig unzufrieden sind. Aber in einem Disput, in dem beide Parteien unausgesprochene und unerfüllte Hoffnungen und Wünsche haben, sollten diese erfüllt werden, auch wenn die externen Faktoren nicht völlig erfüllt werden können.
Wie verändert die Präsidentschaft von Donald Trump die Rechtsberatung?
Darüber könnte man wahrscheinlich ein ganzes Buch schreiben. Deshalb werde ich folgendes erwähnen: Die Rolle eines Anwalts ist besonders in jenen Zeiten wichtig, in denen der Präsident selbst und/oder die Regierung die Rechtsstaatlichkeit nicht respektieren.
Ein Gesetz, das ich schon einmal gebrochen habe:
Ich möchte Euch die Wahrheit natürlich nicht vorenthalten. Während meines ersten Jahres an der Universität habe ich einen Aufkleber für die Stoßstange meines Autos gestohlen. Dieser war ganze 15 Cent wert. Ich war jung und unvorsichtig. Blöderweise wurde ich erwischt und daraufhin verhaftet! Glücklicherweise wurde das Verfahren schnell eingestellt und ich bin mit einem blauen Auge davongekommen. Ich habe es nie vergessen und nie wieder ein anderes Gesetz gebrochen. Wie man auf Englisch sagt, "I learned my lesson the hard way."
Ein Gesetz/Paragraf, das/der dringend geändert werden sollte:
Das ganze System der Migration in den Vereinigten Staaten sollte dringend überarbeitet werden.
Mein Blick auf die Diskussion über den Einsatz der von Palantir Technologies entwickelten Software "Gotham" in Deutschland:
Die Software ist effektiv, aber auch definitiv sehr gefährlich. Für mich überwiegt das Risiko den Nutzen.
Meine letzte Frage an ChatGPT:
Aufgrund einer bevorstehenden Reise nach Guadalajara in Mexiko habe ich ChatGPT folgendes gefragt: In welchem Restaurant in Guadalajara kann ich das authentischste mexikanische Essen finden?
Zwei Ideen zur Reform der juristischen Ausbildung:
Die juristische Ausbildung sollte sich mehr auf internationales Recht beziehen. Dies ist besonders in den Vereinigten Staaten der Fall, wo dieses Thema meiner Meinung nach immer noch eine zu untergeordnete Rolle spielt.
Als zweites sollte den Studenten besser vermittelt werden, warum das Recht so ist wie es ist und nicht nur wie es ist.
Eine Vorlesung, die Jura-Studierende auf keinen Fall schwänzen sollten:
In meinem Alter sind alle meine Professoren leider nicht mehr unter uns, aber besonders ist mir mein Professor Mort Horwitz an der Harvard Law School in Erinnerung geblieben. Seine Vorlesungen fokussierten sich immer auf das Warum und nicht so sehr auf das Wie ein Gesetz funktioniert. Er lehrte mich, Annahmen zurückzuweisen.
Diese Juristin oder diesen Juristen müssen die LTO-Leser kennenlernen:
Sebastiaan Moolenaar von der Kanzlei AKD in den Niederlanden.
Mehr Most Wanted? Tom Braegelmann | Incoronata Cruciano | Joachim Ponseck | Marc Roberts | Maximilian Riege | Fatima Hussain | Anne Graue | Victoria Fricke | Ann-Kathrin Ludwig | Stephanie Beyrich | Christiane Eymers | Martina Rehman | Martina Flade | Saskia Schlemmer | Marco Buschmann | Neda Wysocki | Anosha Wahidi | Gregor Gysi | Dirk Wiese | Konstantin von Notz | Sabine Stetter | Katharina Humphrey | Jutta Otto | Hanno Kunkel | Alfred Dierlamm | Mohamad El-Ghazi | Jan Philipp Albrecht | Helene Bubrowski | Ali B. Norouzi | Naila Widmaier | Andrej Umansky | Tijen Ataoğlu | Philippos Botsaris | Ralf Leifeld | Holger Dahl | Herta Däubler-Gmelin | Volker Römermann | Eckart Brödermann | Dominique Grüter | Vivian Kube | Vera Keller | Lea Beckmann | Ronska Grimm | Die Übersicht mit allen bisher veröffentlichten Ausgaben finden Sie hier.
Köpfe: . In: Legal Tribune Online, 18.09.2025 , https://www.lto.de/persistent/a_id/58150 (abgerufen am: 14.11.2025 )
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