Katharina Humphrey erzählt von ihrem ersten Mandat, sortiert Klischees über Großkanzleien und verrät, wohin ein alternativer Karriereweg sie führen würde.
Katharina E. Humphrey ist seit 2012 als Rechtsanwältin für Gibson, Dunn & Crutcher tätig. Anfang 2023 wurde sie zur Partnerin ernannt. Sie berät (viersprachig) aus der Münchner Niederlassung der Kanzlei heraus mit einem Schwerpunkt im Bereich Compliance.
Mein typischer Montag: Einen “typischen Montag” gibt es bei mir selten. Ich bin beruflich viel unterwegs und daher kann es gut sein, dass ich montags wie zuletzt in Washington DC, Kairo oder Mailand aufwache oder mit einem Flugticket dorthin auf dem Weg zum Münchner Flughafen bin.
Sofern keine Reise ansteht, beginnt mein Montag damit, dass ich auf dem Weg ins Büro meine Tochter zum Kindergarten bringe. Im Büro stehen montags vor allem Besprechungen mit den Teams an, damit wir planen können, was in der Woche alles zu erledigen ist. Am Vormittag spreche ich mit meinem Team in München am Nachmittag dann aufgrund der Zeitverschiebung mit den Kollegen in den USA.
Mein Getränk und meine Bar: Ein gutes Glas Wein in der Goldenen Bar München.
Ein Song, ein Buch, ein Podcast:
Song: "Turn the lights back" von Billy Joel
Buch: "Kingmaker" von Sonia Purnell
Podcast: "Beyond the Obvious" von Dr. Daniel Stelter
Neu-Delhi, Heidelberg oder München? München ist seit vielen Jahren mein Zuhause und immer ein Sehnsuchtsort, wenn ich nicht da bin. Heidelberg ein Ort mit vielen schönen Erinnerungen, den ich immer wieder gerne besuche und Neu-Delhi eine spannende Stadt, in der ich während des Referendariats drei Monate und jede Menge Abenteuer verbringen durfte. Insofern nicht "oder", sondern "und".
Warum Jura? Mathematik und Deutsch waren meine Lieblingsfächer in der Schule und meine Studienwahl fiel auf Jura, weil mir sowohl die Arbeit mit Sprache als auch das logische, abstrakte Denken viel Spaß gemacht hat. Rückblickend kann ich sagen, dass es absolut die richtige Wahl für mich war.
Ein Klischee über Großkanzleien das zutrifft: Es wird tatsächlich viel gearbeitet in Großkanzleien. Ein Klischee das (zumindest in meiner Erfahrung) nicht zutrifft, ist dass der Umgang miteinander rau ist. Ich habe in meiner Karriere sehr viel Unterstützung von Kollegen und der Kanzlei erfahren, so dass ich nicht nur wegen der spannenden Mandate, sondern auch wegen der Kollegen jeden morgen gerne in die Arbeit gehe.
Wäre ich keine Rechtsanwältin, dann würde ich: … mich zur Landschaftsarchitektin ausbilden lassen.
Mein erstes Mandat: Mein erstes Mandat, auf dem ich, als ich im Jahr 2012 zu Gibson Dunn als Junior Associate kam, mitarbeiten durfte, war das Siemens FCPA Monitorship. Es war ein Mandat, das mich sehr geprägt hat und dem ich es letztlich zu verdanken habe, dass ich den Bereich Compliance für mich entdeckt habe.
Zahl meiner Arbeitsstunden pro Woche: Das hängt immer von den konkreten Mandaten ab und zähle ich schon ganz lange nicht mehr.
Ein Paragraf des Grauens: Ich arbeite sehr international und habe daher auch immer mal wieder mit ausländischen Rechtsnormen zu tun. Ein Gesetz, das mir schon viel Kopfzerbrechen bereitet hat ist das französische "Loi de Blocage", das, sofern ein Bezug zu Frankreich gegeben ist, im Rahmen von grenzüberschreitenden Verfahren zu beachten ist. Es ist ein kurzes Gesetz, aber die Liste der offenen Fragen ist lang.
Anwaltsrankings finde ich: Mal interessant, mal amüsant.
Meine letzte Frage an ChatGPT: Welche Geschichte kann ich meiner Tochter zum einschlafen vorlesen, in der ein Gespenst, eine Prinzessin und ein großes Eis vorkommt?
Zwei Ideen zur Reform der juristischen Ausbildung: Ich bin grundsätzlich ein Fan unserer juristischen Ausbildung in Deutschland und stehe hinter den beiden Staatsexamina. Mehr Praxisbezug und ein verstärkter Blick über den “juristischen Tellerrand” wäre aber aus meiner Sicht wünschenswert.
Eine Vorlesung, die Jura-Studierende auf keinen Fall schwänzen sollten: Ich habe während meinem Studium immer wieder Vorlesungen zu ausländischem Recht (insbesondere US-amerikanischem Recht) belegt und sehr von diesem “Blick über den Tellerrand” profitiert. Das würde ich Jura-Studierenden dringend ans Herz legen. Es vermittelt nicht nur Einblicke in fremde Rechtsordnungen, sondern auch einen anderen Blick auf unser Rechtssystem.
Diese/n Juristin/Juristen müssen die LTO-Leser kennenlernen: Jutta Otto, die bei BMW als Head of Compliance Investigations and E-Discovery den Bereich interne Untersuchungen verantwortet. Jutta Otto vereint juristische Expertise und langjährige Erfahrung im Bereich Compliance mit einem ganz besonderen Fingerspitzengefühl und Judiz. Eine vielseitige und beeindruckende Juristin, die eine wahnsinnig spannende Rolle innehat.
Mehr Most Wanted? Hier geht es zu den bisherigen Ausgaben: Tom Braegelmann | Incoronata Cruciano | Joachim Ponseck | Marc Roberts | Maximilian Riege | Fatima Hussain | Anne Graue | Victoria Fricke | Ann-Kathrin Ludwig | Stephanie Beyrich | Christiane Eymers | Martina Rehman | Martina Flade | Saskia Schlemmer | Marco Buschmann | Neda Wysocki | Anosha Wahidi | Gregor Gysi | Dirk Wiese | Konstantin von Notz | Sabine Stetter | Jutta Otto | Hanno Kunkel
Köpfe im Rechtsmarkt: . In: Legal Tribune Online, 21.02.2025 , https://www.lto.de/persistent/a_id/56639 (abgerufen am: 22.04.2025 )
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