Christiane Eymers erzählt von einem Mandat, das Spuren hinterlassen hat. Außerdem verrät die Anwältin, was sie von der Idee der teilweisen Arbeitsunfähigkeit hält und wo sie gerne Weißwein trinkt.
Christiane Eymers ist Rechtsanwältin und Fachanwältin für Familienrecht und Arbeitsrecht. Nach dem Start als Anwältin hat sie schnell eine eigene Kanzlei gegründet, wurde später Mediatorin und Coach. Seit zehn Jahren unterstützt sie Menschen aus unterschiedlichen Branchen in Sachen Kommunikation sowie persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung – seit 2018 gibt es Inspired Law mit Workshops und Coaching für Juristinnen und Juristen.
Arbeitsrechtlich ist sie seit acht Jahren in der Apothekengewerkschaft tätig, die von Hamburg aus ihre Mitglieder deutschlandweit berät. Sie liebt Abwechslung und Menschen. Was Sie sonst noch über sie wissen sollten, erzählt sie hier:
Eine Überschrift für mein Leben: Von hier aus weiter. Ich bin ein zuversichtlicher Mensch und finde immer eine Lösung und die Kraft zum Weitermachen.
Mein typischer Montag: Wenn ich Glück mit der Wetter- und Terminlage habe, fahre ich mit dem Fahrrad in die Geschäftsstelle der Apothekengewerkschaft. Ich liebe den Weg über die Elbe und vorbei an der Alster und ich bin dann hellwach für einen direkten Start ins Arbeitsrecht.
Mein Getränk und meine Bar: Ein Glas Weißwein im Nachtasyl über dem Thalia Theater mag ich sehr – entscheidend ist für mich aber eher, dass ich mit Lieblingsleuten unterwegs bin.
Ein Song, ein Buch, eine Serie:
Adele: “When we were young” (hier gehöre ich der melancholischen Fraktion an)
Wilhelm Schmid: “Gelassenheit”
Big Bang (und Ally McBeal natürlich!)
Zahl meiner Arbeitsstunden pro Woche: Kann man doch gar nicht wirklich zählen. Manchmal gucke ich mittendrin aus dem Fenster, dafür kommen mir die besten Ideen unter der Dusche oder beim Laufen.
Warum Jura? Ich hätte eigentlich gern Sprachen studiert, habe mich das aber nicht getraut. War natürlich eine interessante Idee, dann stattdessen Jura gewählt zu haben. Heute fühle ich mich durch die Arbeit in Konflikten dennoch oft wie eine Übersetzerin.
Ein Paragraf des Grauens: Einige Vorschriften in der Juristenausbildung sollten wirklich mal neu gefasst werden. Übrigens fehlt mir die Frage nach den Blockversagern! Das Zweite Staatsexamen habe ich erst im zweiten Anlauf geschafft. Natürlich war das erstmal ein Grauen. Gleichzeitig habe ich dadurch einiges gelernt (nicht nur die dann exzessiv geübte Klausurtechnik, sondern auch viel über mich selbst) und es hat mich stärker gemacht. Falls also jemand dies liest und noch mittendrin steckt: Man kann durch das Examen fallen und es im nächsten Anlauf trotzdem sehr ordentlich bestehen und einen guten Weg gehen!
Ein Mandat, das Spuren hinterlassen hat: Ich habe mal einem Mandanten gesagt, dass ich die Unterhaltsberechnung für ihn (Kompliziert! Brauchte Ruhe!) erst am Samstag schaffen würde. Seine Antwort: Das möchte er nicht. Am Wochenende sollte ich mich ausruhen und es in der nächsten Woche schicken. Es hat mir sehr deutlich gezeigt, dass die vermeintlichen Erwartungen anderer Menschen oft nur in unserem eigenen Kopf entstehen.
Anwaltsrankings sind: Interessieren mich überhaupt nicht. Wenn ich bei jemandem eine Platzierung mitbekomme, freue ich mich aber mit!
Die Idee der teilweisen Arbeitsunfähigkeit finde ich: Es wäre in einigen Berufen sicher umsetzbar, gesünder aber nicht. Und letztlich ein weiteres Feld für Auseinandersetzungen – die brauchen wir nicht.
Meine letzte Frage an ChatGPT: Ich habe nach einem bestimmten Buch gesucht, es wurde mir geantwortet mit Titel, Autorin und Inhaltsangabe – habe es dennoch nicht finden können. Auf meine Nachfrage, ob es das Buch überhaupt gibt, war die Antwort recht lapidar: “Oh, tut mir leid. Tatsächlich habe ich ein fiktives Buch genannt.” ChatGPT scheint in diesem Fall nach dem Motto vorgegangen zu sein, das mir ein erfahrener Kollege zu Beginn meiner Tätigkeit als Anwältin mitgeben wollte: “Erstmal dreist behaupten!”. Das Motto gefällt mir allerdings nicht. Mit ChatGPT hatte ich aber auch schon gute Gespräche!
Dieses Gesetz habe ich schon einmal gebrochen: Ich wusste mir als Jugendliche mal keinen anderen Rat, als einen Löffel mitzunehmen, es war kein silberner und ich habe bis heute ein schlechtes Gewissen. Mein Vater war Polizist!
Wo steht Deutschlands schönstes Gericht? Ich bin nur noch ausnahmsweise mal bei Gericht, hatte da aber immer eher praktische Kriterien: Flure, in denen ich mich nicht verlaufe. Parkplätze, auf denen genug Platz ist, so dass man nicht über den Kofferraum ins Auto gelangen muss. Gern eins, zu dem ich mit dem Fahrrad kommen konnte.
Eine Vorlesung, die Jura-Studierende auf keinen Fall schwänzen sollten: Aus meiner Studienzeit im letzten Jahrtausend habe ich die Vorlesungen von Professor Dr. Ronald Randzio in bester Erinnerung – sie waren nah am Leben und er hatte immer einen Stapel inspirierender Bücher dabei, die er zu Beginn empfohlen hat. Den Blick über den Tellerrand dürfen wir nie verlieren.
Diese/n Juristin/Juristen müssen die LTO-Leser kennenlernen: Martina Rehman! Die Welt sollte wissen, mit wie viel Herz Menschen in der Verwaltung unterwegs sind und außerdem liebe ich ihr Label Allie & Chy mit lauter schönen Utensilien für Juristinnen und Juristen.
Mehr Most Wanted? Hier geht es zu den bisherigen Ausgaben: Tom Braegelmann | Incoronata Cruciano | Joachim Ponseck | Marc Roberts | Maximilian Riege | Fatima Hussain | Anne Graue | Victoria Fricke | Ann-Kathrin Ludwig | Stephanie Beyrich | Martina Rehman | Martina Flade
Köpfe im Rechtsmarkt: . In: Legal Tribune Online, 22.11.2024 , https://www.lto.de/persistent/a_id/55912 (abgerufen am: 09.12.2024 )
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