Outsourcing: Kaufen oder selber machen?

von Henning Zander

05.08.2015

Es gibt inzwischen unzählige Möglichkeiten, Kanzleiaufgaben auszulagern. Sekretariat, Recherche, IT – hier kann sich die Zusammenarbeit mit externen Anbietern lohnen. Doch wie weit sollte das Outsourcing gehen?

Es sind die ungewöhnlichen, abseitigen Fälle. Bei denen die üblichen Internet-Datenbanken ihre Grenzen haben, weil dort eben doch nicht die ganze Literatur und Rechtsprechung abgebildet ist. Wenn ein Thema noch jung ist und in der Rechtsprechung nicht ausgefochten. Wenn für die Recherche auch der Besuch in der Uni-Bibliothek notwendig wird – dann beauftragt die Kanzlei Baumeister Rechtsanwälte aus Münster den juristischen Recherchedienst Juredi. "In aller Regel läuft das so ab, dass die Mitarbeiter von Juredi den Auftrag bekommen, alles zu einem bestimmten Schlagwort oder Thema zusammenzustellen", beschreibt Rechtsanwalt Dr. Jens Reiermann die Zusammenarbeit.

Die Kanzlei erhält dann nach einer vereinbarten Zeit Kopien mit den jeweiligen Aufsätzen und Urteilen sowie ein Exposé, in dem kurz aufgelistet ist, was zum Thema gefunden wurde, die Fundstellen nebst kurzer Inhaltsangabe. Baumeister Rechtsanwälte hat zwar auch wissenschaftliche Mitarbeiter. Doch wenn diese ausgelastet sind und trotzdem eine schnelle Recherche nötig wird, ist der Recherchedienst Juredi eine willkommene Hilfe.

Rechtsanwälte haben inzwischen unzählige Möglichkeiten, Kanzleiaufgaben von Externen erledigen zu lassen. Der Gewinn an Flexibilität auf der einen Seite, und der Kosten- und Effizienzdruck auf der anderen Seite lassen sie immer öfter die Frage stellen: Welche Kompetenzen müssen in der Kanzlei vorgehalten werden und welche können hinzugekauft werden?

Mehr Flexibilität durch externe Dienste

Ob sich das Outsourcing überhaupt lohnt, zeigt eine kurze Kalkulation: Wie lange dauert es, eine bestimmte Arbeitsaufgabe zu erledigen und welcher Stundensatz wird dafür veranschlagt? Wenn die zu erledigende Arbeit bei gleicher Qualität extern günstiger erledigt werden kann, ist es sinnvoll, über eine Auslagerung nachzudenken. Denn dadurch können auch kleine Kanzleien deutlich an Schlagkraft gewinnen.

Insbesondere Recherchen sind bei Kanzleien ein beliebtes Thema beim Outsourcing. Denn gerade hier geht es um zeitaufwendige Tätigkeiten – die allerdings auch von wissenschaftlichen Mitarbeitern oder Jura-Studenten erledigt werden können. Hier setzt auch der Recherchedienst edicted an. Inzwischen sind rund 2.500 Bearbeiter bei edicted registriert. Seit dem Start im August 2014 wurden rund 1.300 Aufträge bearbeitet.

Die Aufträge werden über eine Internet-Plattform abgewickelt: Das Unternehmen nimmt sie entgegen und weist sie freien Mitarbeitern zu. Diese Mitarbeiter sind Studenten, Referendare – aber auch Rechtsanwälte. Je nachdem, auf welchem Qualitätsniveau eine Kanzlei eine Aufgabe bearbeitet haben möchte, ist der Stundensatz unterschiedlich hoch. Er rangiert zwischen 19,90 und 89,90 Euro. Die Auftraggeber legen selbst fest, wie viele Stunden sie für die Bearbeitung einrechnen.

Zitiervorschlag

Henning Zander, Outsourcing: Kaufen oder selber machen? . In: Legal Tribune Online, 05.08.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/16477/ (abgerufen am: 20.04.2024 )

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