Awards für Kanzleien und Rechtsabteilungen: Juve sorgt für Mehr­fach­f­reude bei Baker McKenzie und Fresh­fields

von Stefan Schmidbauer

31.10.2025

Die Juve Awards 2025 sind vergeben: Baker McKenzie wurde als Kanzlei des Jahres ausgezeichnet, das Inhouse-Team des Jahres arbeitet für Schaeffler.

Am Donnerstagabend war es wieder so weit: In der Alten Oper Frankfurt wurden die Juve Awards verliehen. Die einen gähnen angesichts der fortschreitenden Award-Hyperinflation, andere haben schon nach Bekanntgabe der Nominierungen in maximaler Zuversicht die Eingabemaske bei LinkedIn geöffnet, um an der Formulierung für ihren Siegespost zu feilen. Rund 1.000 Gäste waren geladen, der Großteil kam aus Wirtschaftskanzleien und Rechtsabteilungen großer Unternehmen.

Insgesamt 18 Auszeichnungen wurden auf der Bühne vergeben: 15 an Kanzleien und drei an Inhouse-Teams. Grundlage für die Nominierungen und die Entscheidung für den jeweiligen Sieger sind neben der Recherche der Juve-Redaktion auch Empfehlungen aus der Branche. Mit Blick auf die Entwicklung und die Managementleistung in der jüngeren Vergangenheit wusste Baker McKenzie am meisten zu überzeugen und darf sich ab sofort als "Kanzlei des Jahres" vermarkten.

Nominiert war in dieser Kategorie auch Willkie Farr & Gallagher. Da dürfte die eine oder der andere kurz aufhorchen: War da nicht was? Genau, da war was: Willkie ist eine der US-Großkanzleien, die sich mit der Trump-Administration auf einen sogenannten Deal verständigt haben: kostenlose Rechtsdienstleistungen gegen den Verzicht auf zuvor angedrohte Sanktionen und die Einstellung von Untersuchungen zu Diversity-Programmen, die der Regierung ein Dorn im Auge sind.

Das weiß man natürlich auch bei Juve. Die Chefredaktion hat erkannt, dass es dazu wohl ein paar erklärende Worte braucht, und hat dem Thema “Trump vs. Big Law” am Tag der Verleihung einen ausführlichen Leitartikel gewidmet. Die Überschrift "Ohne Rechtsstaat keine Juve Awards" greift in das oberste Clickbait-Regal und lässt Schlimmstes befürchten – zumindest für die diesjährige Veranstaltung gab Juve aber dann doch grünes Licht.

Viel Pathos und doch bleibt alles beim Alten

Auch bei Juve sieht man angesichts der Entwicklungen in den USA Gefahren und Handlungsbedarf, den aber offenbar hauptsächlich bei anderen. Die Redaktion habe intensiv über die Bedeutung dieser Deals diskutiert, ist im Artikel zu lesen, und ein paar Zeilen später teilt man auch die daraus gezogenen Rückschlüsse und die Argumente hinter den getroffenen Entscheidungen mit den Leserinnen und Lesern. 

Maßgebliches Kriterium für die Vergabe der Awards sei die “Dynamik im deutschen Markt – kein ‘Gesinnungscheck’ im Ausland”, schreibt die Chefredaktion – und zieht daraus unter anderem die Schlussfolgerung, dass man "die bisherigen Bewertungsgrundsätze nicht über den Haufen werfen müsse". Juve wolle "keine in Deutschland tätige US-Kanzlei für die politische Entwicklung oder Haltung in ihrem Heimatmarkt bestrafen".

Nun kann man darüber diskutieren, ob die ausbleibende Nominierung für einen Juve Award eine Strafe ist, und bestimmt lassen sich irgendwo auch tragfähige Argumente für das Motto "Augen zu und weiter wie bisher" finden. Doch ausgerechnet eine jener Kanzleien für den Award in der Kategorie "Kanzlei des Jahres" zu nominieren, die man wenige Monate zuvor noch massiv kritisiert und deren Unabhängigkeit man laut infrage gestellt hat, ist ein beeindruckender Spagat.

Ob sich bei einem zweiten Blick noch eine Kanzlei mit vergleichbarer "Dynamik im deutschen Markt" für eine Nominierung hätte finden lassen? Einen Versuch wäre es vielleicht wert gewesen. Im Teaser zu ihrem Leitartikel wirft die Juve-Chefredaktion die Frage auf, ob man die Awards feiern kann, als wäre nichts gewesen. Ja, anscheinend geht das.

Freshfields holt zwei Awards, auch Baker McKenzie jubelt doppelt

Unter den weiteren Preisträgern finden sich Grama Schwaighofer Vondrak (Kanzlei des Jahres Österreich), Schalast (Kanzlei des Jahres für den Mittelstand) und das Team von Lark, das mit dem Gründerzeit-Award ausgezeichnet wurde. Der Award in der Kategorie Arbeitsrecht ging an Deloitte Legal und im Bank- und Finanzrecht überzeugte Milbank. Als der Sieger in der Kategorie Compliance verkündet wurde, durfte Baker McKenzie ein zweites Mal jubeln, bei Ashurst freute man sich über den Sieg im Bereich Dispute Resolution.

Willkie setzte sich in der Kategorie Insolvenz und Restrukturierung gegen Anchor, Clifford Chance und Milbank durch. Freshfields, im Vorjahr als "Kanzlei des Jahres" ausgezeichnet, holte diesmal die Awards für das Kartellrecht und für M&A. Bei Wildanger Kehrwald Graf v. Schwerin freute man sich über die Auszeichnung in der Kategorie Patentrecht und im Bereich Private Equity & Venture Capital ging die Trophäe an Kirkland & Ellis. Kanzlei des Jahres für Regulierung ist Osborne Clarke und Fieldfisher verwies in der Kategorie Technologie und Medien CMS Hasche Sigle, Hogan Lovells und WilmerHale auf die hinteren Plätze.

Das Inhouse-Team des Jahres kommt von Schaeffler, gelobt wurde hier insbesondere die Integration von mehr als 50 Juristinnen und Juristen nach der Übernahme von Vitesco Technologies. Bei Merck sitzt das Inhouse-Team des Jahres für M&A, das laut Juve "außergewöhnliche Deal-Kompetenz auf internationalem Parkett" bewiesen hat. Gemeint ist unter anderem die Übernahme des US-Unternehmens Springworks Therapeutics im Frühjahr 2025. Ein weiterer Award wurde an das Inhouse-Team des Jahres für Patentrecht vergeben. Hier konnte sich BASF gegen Covestro, Huawei und Valeo durchsetzen.

Spendenbereitschaft bleibt auf hohem Niveau

Keinen Award, aber Wertschätzung in anderer Form gab es für Amiaz Habtu. Der Musiker und Moderator, bekannt unter anderem aus der TV-Sendung "Höhle der Löwen", wurde erneut gebucht und führte, wie schon im vergangenen Jahr, durch den Abend.

Dass sich im Publikum beim Genuss des mehrstündigen Prozederes mitunter mittelschwere Ermüdungserscheinungen einstellen, ist dem Veranstalter über die Jahre nicht entgangen. Jetzt hatte Juve ein Einsehen, die Verleihung wurde etwas gestrafft. Statt bisher fünf gab es in diesem Jahr nur noch vier Nominierte pro Award-Kategorie, die Anwesenden durften daher einige Minuten früher zu den Häppchen und an die Champagnerbar. Man lege Wert darauf, alle Nominierungen auf der Bühne inhaltlich zu begründen, wolle den zeitlichen Rahmen der Preisverleihung aber nicht überdehnen, heißt es dazu von Juve.

Das Beste zum Schluss: Auch diesmal funktionierte das bewährte Prinzip des Gebens und Nehmens. Die Gäste waren wieder aufgerufen, für den guten Zweck zu spenden. Juve wählt im Vorfeld der Veranstaltung zwei Projekte aus. In diesem Jahr hat man sich für die Frauenhauskoordinierung e.V. aus Berlin und den Amica e.V. aus Freiburg entschieden. Beide Vereine widmen sich dem Schutz von Frauen und Mädchen. 225.370 Euro kamen zusammen: 113.745 Euro für Frauenhauskoordinierung und 111.625 Euro für Amica.

Beteiligte Kanzleien

Zitiervorschlag

Awards für Kanzleien und Rechtsabteilungen: . In: Legal Tribune Online, 31.10.2025 , https://www.lto.de/persistent/a_id/58506 (abgerufen am: 07.11.2025 )

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