Digitalisierung und Gesellschaftsrecht – das sind die Bereiche, in denen Wirtschaftskanzleien personell aufrüsten wollen. Zumindest lässt sich das aus den jüngsten Partnerwechseln schließen. Ein Blick auf die spannendsten Transfers.
Wenn es einen Preis für den Personalwechsel gäbe, der in den Sozialen Medien die meiste Aufmerksamkeit erregt hat, ginge er wohl an die Hamburger Sozietät Möhrle Happ Luther. Sie hat die IT-Rechtlerin Nina Diercks, der medienaffinen Jura-Community dank ihres Twitterkanals bekannt, davon überzeugen können, bei ihr als Partnerin einzusteigen und ihre Kanzlei einzubringen. Diercks soll am neuen Arbeitsort den Bereich Digitalisierung voranbringen.
Ähnliches erwartet Deloitte Legal wohl auch von ihrem jüngsten Neuzugang, dem Legal-Tech-Experten Kai Jacob. Jacob kommt vom Softwarekonzern SAP und führte bislang den klangvollen Namen des "Global Vice President Legal Technology & Innovation".
Der Kölner Anwaltsmarkt steht oft im Schatten der Düsseldorfer Wettbewerber – in diesem Monat aber gibt es einen bemerkenswerten Personalwechsel in der Domstadt: Ein kleines Corporate-Team um Dr. Oliver von Rosenberg wechselt von Görg zu Heuking. Der Anwalt dürfte auch eingefleischten Fans des Kölner Karnevals bekannt sein: 2012 gehörte Rosenberg als Jungfrau Olivia dem Kölner Dreigestirn an.
Hauptsache Köln: Von Görg zu Heuking
Von Rosenberg bringt gleich drei Kollegen mit, darunter Dr. Alexander Jüngst, der bei Heuking wie auch von Rosenberg als Partner einsteigen wird.
Von Rosenberg war seit 1995 für Freshfields Bruckhaus Deringer tätig, bevor er sich im November 2016 dem Kölner Görg-Büro anschloss. Hintergrund war damals dem Vernehmen nach, dass Freshfields den Kölner Standort aufgegeben hat: Die Kölner Freshfields-Anwälte sollten an den Düsseldorfer Standort umziehen und gemeinsam mit dortigen Kollegen das neue "Rheinland"-Büro der Kanzlei bilden.
Von Rosenberg gilt jedoch als sehr verbunden mit Köln - wer dem Dreigestirn angehört, mag wohl nicht nach Düsseldorf wechseln, denn zu der kleinen Rheinmetropole pflegt Köln eine liebevolle Regionalfeindschaft. Daher wohl die Entscheidung, Freshfields zu verlassen und bei Görg anzuheuern. Nun zieht er weiter zu Heuking.
Möhrle Happ Luther: Mehr Digitalisierung wagen
Nina Diercks, bekannte IT- und Datenschutzrechtlerin, steigt zum 1. Januar 2020 als Partnerin bei Möhrle Happ Luther in Hamburg ein. Sie war bislang in eigener Kanzlei tätig.
Diercks Fokus' liegt auf dem IT- und Datenschutzrecht sowie angrenzenden arbeitsrechtlichen Fragestellungen. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde die 39-Jährige durch ihren Twitter-Kanal @RAinDiercks, mit dem sie über 10.000 Follower erreicht, sowie einen Blog, auf dem sie Digitalisierungsthemen rechtlich beleuchtet.
Bei Möhrle Happ Luther soll Diercks künftig den Bereich IT- und Datenschutzrecht verantworten und ausbauen. Dazu wird sie ihre bisherige Kanzlei einbringen und zusammen mit ihrem Team wechseln.
Legal-Tech-Experte heuert bei Deloitte Legal an
Auch Deloitte Legal vermeldet einen prominenten Neuzugang aus dem Bereich Digitalisierung: Kai Jacob ist seit November Partner im Stuttgarter Büro. Er soll sich dort um den Bereich Legal Management Consulting kümmern.
Jacob war zuletzt fast zehn Jahre für SAP in Walldorf tätig. Zuletzt verantwortete der Jurist in der Funktion des Global Vice President Legal Technology & Innovation das Vertragsmanagement des Konzerns.
Noch ein Partner für Pusch Wahlig in Frankfurt
Die Arbeitsrechtskanzlei Pusch Wahlig Workplace Law holt einen fünften Partner für ihren Standort in Frankfurt: Dr. Alexander Lorenz, der derzeit den Bereich Arbeitsrecht bei Baker Tilly leitet, schließt sich der Kanzlei zum Dezember an.
Er ist nicht der erste Partnerzugang für die Kanzlei in diesem Jahr: Im Frühjahr war bereits der ehemalige Luther-Partner Dr. Thomas Thees zu der Arbeitsrechtskanzlei gewechselt, im Oktober kam von Arqis Dr. Tobias Brors. Allerdings verlor Pusch Wahlig im Frühjahr auch ein Team um die Berliner Partnerin Dr. Kara Preedy an Greenberg Traurig.
Mehr Kapitalmarktrecht bei GSK Stockmann
Der Bank- und Kapitalmarktrechtler Okko Hendrik Behrends hat sich zum Monatsbeginn GSK Stockmann angeschlossen. Er bringt viel Erfahrung in internationalen Großkanzleien mit: Behrends kommt von DLA Piaper, wo er seit November 2015 Partner war.
Zuvor arbeitete er zweieinhalb Jahre als Partner bei Latham & Watkins und zwölfeinhalb Jahre bei Allen & Overy, elf davon als Partner.
GSK Stockmann verspricht sich von dem Zugang eine "spürbare" Verstärkung ihres Kapitalmarktrechtsteams - dem immerhin 48 Berufsträger angehören.
Corporate-Trio für Warth Klein Grant Thornton
Die Rechtsanwaltsgesellschaft von Warth & Klein Grant Thornton bleibt auf dem Expansionskurs, den sie im Rahmen ihrer "Wachstumsstrategie 2025" umsetzt. Jüngster Coup ist der Ausbau der Corporate-Praxis in Düsseldorf, für den sie ein kleines Team um Dr. Georg-Peter Kränzlin von FPS Rechtsanwälte angeheuert hat.
Kränzlin war zehn Jahre Partner bei FPS Rechtsanwälte, hat aber auch große Inhouse-Erfahrung: Bevor er in die Anwaltschaft wechselte, war er acht Jahre lang Chefsyndikus und Vorstand bei Babcock Borsig in Oberhausen.
Mit Kränzlin wechselt der Prozessrechtler Marco Wagner - beide steigen zum Januar 2020 als Partner bei Warth & Klein Grant Thornton Rechtsanwaltsgesellschaft ein. Die Associate Christiane von Werden komplettiert das Trio.
Juristen-Transfermarkt November 2019: Sechs wichtige Partnerwechsel . In: Legal Tribune Online, 07.11.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/38579/ (abgerufen am: 28.03.2024 )
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