Inhouse-Juristinnen: "Frauen müssen aus ihrer Kom­fort­zone raus"

Interview von Désirée Balthasar

26.01.2017

2/3 Frauen trauen sich oft weniger zu

LTO: Frau Dahlbender, Sie halten viele Vorträge zum Thema "Frauen in Führungspositionen". Wer interessiert sich überhaupt dafür?

Dahlbender: Primär die Frauen und es überrascht mich immer wieder, dass es sich hierbei immer noch um ein brennendes Thema handelt. Eigentlich sollte man meinen, es sei alles darüber gesagt worden. Das scheint aber nicht für Rechtsabteilungen zu gelten. Dort arbeiten zwar viele Frauen, aber eben nicht in Führungspositionen!

LTO: Was sind die Gründe dafür?

Dahlbender: Frauen müssen aus ihrer Komfort-Zone heraus. Sie sollten sich mehr trauen! Wenn eine Frau eine Hürde findet, ruft sie "Her damit!". Ein Mann denkt bei einer Stellenausschreibung: "Cooler Job! Ich erfülle zwar nicht alle Anforderungen, aber ich mach's". Eine Frau sagt sich: "Wenn ich nicht 150 Prozent mitbringe, versuche ich es erst gar nicht." Deshalb ist es so wichtig, die Frauen zu motivieren und ihnen zuzurufen: Trau dich!

"Frauen fehlt die Vorstellung von den eigenen Zielen"

LTO: Frau Nett, Sie sind mit 36 Jahren General Counsel geworden, damals noch bei General Electric, heute arbeiten Sie für Targo Commercial Finance. Welche Faktoren haben Ihren Aufstieg begünstigt?

Nett: Als sich die Gelegenheit geboten hat, haben mir zwei Menschen gesagt: "Mach das!" Das waren mein Mann und mein Chef. Während ich noch darüber nachdachte, wie ich die neue Position mit einem weiteren Kind vereinbaren würde, machte mein Chef mir klar, dass der Job jetzt da sei und eine derartige Gelegenheit so schnell nicht wiederkäme. Fachlich hatte ich überhaupt keine Bedenken.
Es war so, wie Frau Dahlbender es passend beschrieben hat: Man sucht sich die Gründe, warum das im Moment nicht so ideal ist. Den Frauen fehlt eine Vorstellung von den eigenen Zielen. Sie planen detailliert den nächsten Skiurlaub, aber die eigene Karriere zu durchdenken, das macht kaum jemand.

LTO: Inwiefern können Karrieren überhaupt geplant werden?

Dahlbender: Mars, das Unternehmen, für das ich arbeite, setzt auf einen sogenannten Development-Plan, der mit den Vorgesetzten erarbeitet und nachgehalten wird. Dadurch wird man ermutigt, über Fragen nachzudenken, wie: "Wo stehe ich heute und wo möchte ich hin?" Mir persönlich hat das Tool auf jeden Fall geholfen, es ermöglicht mir, eigene Ziele zu setzen. Die eigene Entwicklung in die Hand zu nehmen, ist herausfordernd und äußerst spannend!

Nett: Wenn ein solcher Development Plan ernst genommen wird, ist es tatsächlich ein hilfreiches Tool. Bei der Targo Commercial Finance gibt es ebenfalls nur eine begrenzte Anzahl von Führungspositionen. Daher ist es sehr wichtig, Zwischenziele zu setzen. Das motiviert und versetzt die Mitarbeiter in die Lage, theoretisch eine Führungsposition übernehmen zu können.

Zitiervorschlag

Désirée Balthasar, Inhouse-Juristinnen: "Frauen müssen aus ihrer Komfortzone raus" . In: Legal Tribune Online, 26.01.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21898/ (abgerufen am: 29.03.2024 )

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