Die Vorwürfe wiegen schwer: Zwei Partner der Kanzlei Buse Heberer Fromm, darunter Kanzleigründer Hartmut Fromm, sollen einen Mandanten um einen hohen Millionenbetrag gebracht haben. Gegen sie wird wegen des Verdachts der Untreue ermittelt.
In Branchenrankings wird Hartmut Fromm, Mitgründer und Namensgeber von Buse Heberer Fromm, als "Best Lawyer in Germany" oder "oft empfohlener" Anwalt in Berlin geführt. Sein ehemaliger Mandant, der vermögende Kunstsammler Erich Marx, sieht das wohl anders. Er hat den Mittsiebziger, einen weiteren Partner der Sozietät Buse Heberer Fromm und seine 46 Jahre jüngere Ex-Geliebte angezeigt.
Der 99-jährige Marx wirft dem Trio vor, ihn um einen Vermögenswert in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe gebracht zu haben. Vergangene Woche wurden die beiden Juristen wegen des Verdachts der Untreue in Untersuchungshaft genommen; Grundlage der Haftbefehle ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft Berlin Fluchtgefahr. Am Montagabend wurden die Beschuldigten nach LTO-Informationen jedoch wieder freigelassen.*
Vermögenswerte verschoben - oder doch nicht?
Konkret sollen die Beschuldigten als Mitgeschäftsführer von Marx' Vermögensgesellschaften Anteile einer Tochtergesellschaft an die ehemalige Lebensgefährtin von Marx entgegen dessen Willen übertragen haben. Sowohl ein Sprecher von Hartmut Fromm als auch ein Sprecher der Kanzlei Buse Heberer Fromm weisen diese Vorwürfe zurück. Die Übertragung habe nicht stattgefunden, was sich dem öffentlich zugänglichen Eigentümerregister auch entnehmen lasse.
Selbst wenn sie stattgefunden hätte, würde sie dem seit Jahren von Marx bestehenden Willen entsprechen. Dieser Wille sei durch Erbverträge zugunsten der Frau abgesichert. Ein Schaden sei Marx daher gar nicht entstanden. Weiterhin sei Fromm zum fraglichen Zeitpunkt auch nicht mehr Co-Geschäftsführer des Unternehmens gewesen, die anderen beiden Beschuldigten seien nicht alleinvertretungsberechtigt gewesen. So hätte die Transaktion nicht ohne die Zustimmung von Erich Marx durchgeführt werden können, der weiterer Geschäftsführer war.
Die Sprecher schätzen die Lage vielmehr so ein, dass die zwei beschuldigten Juristen in eine Erbschaftsauseinandersetzung zwischen den Kindern von Marx und dessen Ex-Geliebter geraten sind.
Ob tatsächlich die Kinder ihren betagten Vater zu der Strafanzeige bewegt haben, ist jedoch unklar. Marx jedenfalls ist promovierter Jurist und war in seinen frühen Berufsjahren unter anderem Rechtsabteilungsleiter beim Medienkonzern Burda. Ende der 1960er Jahre wechselte er in die Baubranche und gründete mit den Median Kliniken ein eigenes Unternehmen, das er 2009 an die Investoren Advent und Marcol verkaufte. Seine umfangreiche Kunstsammlung – darunter wichtige Werke von Joseph Beuys, Andy Warhol und Anselm Kiefer - ist seit 1996 im Museum für Gegenwartskunst im Hamburger Bahnhof in Berlin untergebracht.
*aktualisiert am Tag der Veröffentlichung um 18:05 Uhr (ah/LTO-Red)
Hinweis der Redaktion, ergänzt am 18.3.2022: Rechtsanwalt Hartmut Fromm sowie zwei Mitangeklagte wurden am 16. März 2022 durch das Landgericht Berlin freigesprochen (Az. 536 KLs 5/21).
Buse Heberer Fromm: . In: Legal Tribune Online, 29.06.2020 , https://www.lto.de/persistent/a_id/42032 (abgerufen am: 11.10.2024 )
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