Trotz negativer Verzinsung liegen auf Bankkonten und in der Kasse deutscher Unternehmen laut einer Erhebung von Freshfields 688 Milliarden Euro - so viel wie nie zuvor. Im Verlauf der Pandemie sind die Einlagen gestiegen.
Bankguthaben kosten Geld. Die Verwahrung größerer Summen lassen sich Kreditinstitute mit Negativzinsen vergüten. Barkow Consulting hat im Auftrag von Freshfields Bruckhaus Deringer einen Kassensturz mit Blick auf Konten und Kassen deutscher Unternehmen durchgeführt. Als Grundlage dienten Daten der Bundesbank und der Europäischen Zentralbank sowie von Destatis und Eurostat. Berücksichtigung fanden Bargeld, Sichteinlagen sowie Tages- und Festgeldguthaben. Die Ergebnisse wurden in Form des Corporate Cash Barometer (CCB) veröffentlicht.
Einlagen auf Konten und Kassenbestände summieren sich laut CCB auf 688 Milliarden Euro. Die deutschen Unternehmen lassen sich die Vorratshaltung einiges kosten: 734 Millionen Euro fallen jährlich für Negativzinsen an: Barkow Consulting hat einen Einlagenzins von minus 0,11 Prozent ermittelt. Bezieht man die aktuelle Inflationsrate mit ein, errechnet sich eine Realverzinsung von minus 4,64 Prozent (Berechnungen jeweils zum Stichtag 30. September 2021).
Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im September 2008 generierten Unternehmen noch Zinseinnahmen von annualisiert 11,6 Milliarden Euro.
Corona wirkt als Sparbeschleuniger
Seit dem Beginn der Covid-19-Pandemie sind Bankguthaben und Kassenbestände in der Summe um 126 Milliarden Euro gestiegen, was eine deutliche Abweichung zur bisherigen Entwicklung darstellt. Bis Februar 2020 habe der jährliche Zuwachs bei 3,1 Prozent gelegen. Für den Zeitraum von März 2020 bis März 2021 lasse sich ein Plus von fast 16 Prozent ermitteln, so die Herausgeber der Studie.
Freshfields leitet aus den Ergebnissen ein Bedürfnis für finanzielle Handlungsfähigkeit auf Seiten der Unternehmen ab, aber auch steigenden Handlungsdruck im Hinblick auf Investitionen und Übernahmeaktivitäten ab. Dr. Wessel Heukamp, auf M&A-Transaktionen spezialisierter Partner der Kanzlei, erwartet, dass der aktuelle M&A-Boom nicht so schnell zu einem Ende kommen dürfte.
Prof. Dr. Christoph H. Seibt, Corporate Partner bei Freshfields, zeigt sich ebenfalls optimistisch: “Die Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen mit Blick auf nötige Veränderungen ihres Geschäftsmodells. Anpassungen etwa an den De-Karbonisierungszwang, schwieriger zu beherrschende Lieferketten, geo-strategische Krisenlagen und die Digitalisierung sind nur einige davon. Diese Bestandsaufnahme zeigt, das Corporate Germany aber über die finanziellen Mittel verfügt, diese Herausforderungen erfolgreich zu bestehen."
sts/LTO-Redaktion
Freshfields veröffentlicht Corporate Cash Barometer: . In: Legal Tribune Online, 16.11.2021 , https://www.lto.de/persistent/a_id/46664 (abgerufen am: 06.12.2024 )
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