Kanzlei-Manager im LTO-Interview: "Noch nicht am Ende der Ent­wick­lung"

von Dr. Anja Hall

24.11.2016

DLA Piper hat eine neue Doppelspitze. Die beiden Managing Partner Konrad Rohde und Benjamin Parameswaran erklären, warum die Kanzlei ausgerechnet Deutschland als Expansionsziel ausgemacht hat und welche Lücken noch zu schließen sind.

LTO: Herr Rohde, Sie sind seit wenigen Wochen neu im deutschen Management von DLA Piper. Gab es schon Momente, in denen Sie es bereut haben?

Dr. Konrad Rohde: Bereut? Nein! Es ist zwar eine Zusatzbelastung, aber auch eine riesige Chance. Ich finde, in einer Partnerschaft sollte man sich nicht nur zurücklehnen und Empfänger sein, sondern auch etwas beitragen. Mir persönlich macht es viel Spaß,  gestalten zu können.

LTO: Wie sieht der Arbeitsalltag eines Managing Partners bei DLA denn aus?

Dr. Benjamin Parameswaran: Zu 75 bis 80 Prozent machen wir Mandatsarbeit, wie jeder andere Partner auch. Als Country Managing Partner sind wir verantwortlich für die Profitabilität der deutschen Büros. Unsere Aufgaben sind also die Geschäftsentwicklung, das Recruiting und Fördern von Partnern, außerdem das Fördern der Zusammenarbeit innerhalb der Kanzlei.

Kanzleiphilosophie: Keine Vollzeit-Manager

LTO: Sie arbeiten tatsächlich so viel an Mandaten?

Rohde: Es ist unsere Kanzleiphilosophie, dass wir keine Vollzeit-Manager haben. Die Führungspersonen sollen den Bezug zum operativen Geschäft nicht verlieren. Wir übernehmen die Managementfunktionen nur auf Zeit und kehren dann wieder zurück in die Mandatsarbeit. Deswegen gibt es auch nicht einen Managing Partner, sondern zwei.

LTO: Die Doppelspitze wurde aber erst 2014 eingeführt, vorher gab es Vollzeit-Managing-Partner. Warum der Sinneswandel?

Parameswaran: Das erklärt sich aus der Historie der Kanzlei. DLA Piper ist 2004 aus einem Dreifach-Zusammenschluss entstanden: Die US-Westküsten-Kanzlei Gray Cary Ware & Freidenrich hat mit der britischen DLA und der US-Ostküstenkanzlei Piper Rudnick fusioniert, und damit ist auf einen Schlag eine der größten Wirtschaftskanzleien weltweit entstanden.

Demgegenüber wurde DLA Piper in Deutschland mit nur drei Anwälten gegründet - heute sind wir rund 220 Anwälte in Deutschland. Wegen dieses, insbesondere zuletzt, starken Wachstums hierzulande einerseits und der Tatsache andererseits, dass wir neben den Management-Aufgaben vor allen Dingen voll im Geschäft stehende Anwälte sind, hat man sich nun für eine Doppelspitze entschieden.

"Es gibt noch Lücken im Beratungsangebot"

LTO: DLA ist stark personell gewachsen, ihre M&A-Anwälte sind immer öfter auch an prestigeträchtigen, milliardenschweren Deals beteiligt, etwa als Fresenius die größte spanische Klinikkette gekauft hat. Damit könnten Sie sich doch eigentlich beruhigt zurücklehnen.

Parameswaran: Wir sind noch nicht am Ende unserer Entwicklung angelangt. Es gibt noch Lücken im Beratungsangebot, die zu schließen sind, etwa im Kapitalmarktrecht. Wir können uns vorstellen, dass bis 2020 rund 275 bis 300 Anwälte an den deutschen Standorten für uns tätig sind. Deutschland ist bei DLA Piper global betrachtet eine der drei "Key Investment Destinations", gleichwertig neben London und New York.

Zitiervorschlag

Anja Hall, Kanzlei-Manager im LTO-Interview: "Noch nicht am Ende der Entwicklung" . In: Legal Tribune Online, 24.11.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21253/ (abgerufen am: 19.04.2024 )

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