Karrieresackgasse Counsel-Status?: "Einfach mal in Ruhe erfolgreich sein"

von Désirée Balthasar

08.05.2015

2/2 Counsel mal zwei

Es gibt also Großkanzleien, die den Counsel eingeführt haben, aber dann nicht so genau wissen, was man nun eigentlich von der Position erwarten soll. Da lohnt ein Blick zu kleineren Einheiten. Hier ist der Counsel zwar noch relativ selten, aber so langsam ist er auch hier auf dem Vormarsch. Eine Kanzlei, die auf ihn setzt, ist Glade Michel Wirtz in Düsseldorf. Dort gibt es sogar zwei unterschiedliche Counsel-Positionen.

"Der Counsel führt bei uns nicht auf das häufig zitierte Abstellgleis, sondern ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Vollpartner", sagt Dr. Christian Karbaum (35), selbst Counsel in der Sozietät. Der Karrieretrack ist bei Glade Michel Wirtz transparent einsehbar: Associate ist man dort vier Jahre lang, danach heißt es up-or-out. Als nächstes folgt der Counsel für weitere zwei Jahre, bevor über die Aufnahme in die Partnerschaft entschieden wird. "Die Verantwortung und Einbindung in die Kanzleistrukturen nimmt also sukzessive zu", erzählt Karbaum.

"Als Counsel wird man hier an die Vollpartnerschaft herangeführt. Dies bedeutet auch, dass man eigene Themenfelder besetzen, Projekte anstoßen und eigenständig entwickeln kann." Die Ernennung zum Partner ist der endgültige Karriereschritt bei Glade Michel Wirtz, für den es bestimmte Anforderungen gibt, weshalb mit Titeln wie Salary- oder Assoziierter Partner nicht das Erreichen des Partnerstatus suggeriert werden soll, so Karbaum weiter.

Große Freiheit, wenig Umsatzdruck

Die Düsseldorfer Sozietät hat außerdem die Position des Managing Counsel geschaffen. Diesen Status erhält, wer nach sechs Jahren nicht in die Partnerschaft wechselt. Der Managing Counsel nimmt an Partnerversammlungen teil und genießt auch sonst viele Vorzüge eines Partners. "Er hat keine direkte Umsatzverantwortung, aber eine große individuelle Freiheit", sagt Karbaum.

In den neun Jahren des Bestehens von Glade Michel Wirtz hält bislang ein Anwalt die Position des Managing Counsels inne. Karbaum: "Es liegt an demjenigen selbst, die Position so aufzubauen, wie er das gerne hätte."

Wann also ist ein Counsel sinnvoll für eine Kanzlei? Da er teurer ist als ein Associate, braucht es gute Argumente. Sinnvoll ist die Position dann, wenn man fachlich exzellente Anwälte halten möchte. Wichtig dabei ist, klar zu definieren, was ein Counsel leisten soll und welche Verantwortung er trägt.

Außerdem sollte die qualitativ hochwertige Arbeit des Counsels anerkannt werden. Transparente Karrierewege und Kriterien sind dafür die Voraussetzung. Das Gehalt sollte flexibel sein und sich der Berufserfahrung und/oder dem Umsatz anpassen. Karbaum: "Viele Sozietäten erkennen den Wert, hoch ausgebildete Mitarbeiter als Counsel längerfristig an sich zu binden. Insbesondere bei denjenigen, die nicht die Partnerschaft anstreben."

Counsel sägen nicht an Stühlen

Auch Ohrtmann meint: "Auf den Counsel als Dritten Weg setze ich sehr. Insbesondere für diejenigen, die in Teilzeit arbeiten möchten, ist diese Position ideal. Denn die Teilzeitpartnerschaft ist aktuell für die meisten Kanzleien in der Realität noch zu weit weg.". Doch sie hat keinen Zweifel, dass das Konzept überzeugen wird. "Das Modell ist nach wie vor ein Gutes!" Ihr habe der Counsel-Status dazu verholfen, eine Menge Jobangebote zu bekommen, bevor sie sich für Aulinger entschieden hatte.

Daher kann sie die Unsicherheit einiger Anwältinnen nicht verstehen: "Die meisten Kolleginnen in meiner Position denken sich: 'Wer soll mich denn in Teilzeit nehmen?'. Das ist falsch, denn genau diese Frauen sind die Idealbesetzung! Sie sind um die 40 Jahre alt und damit noch relativ jung, müssen nicht mehr ausgebildet werden, sondern arbeiten selbständig. Außerdem sind sie fachlich exzellent, höchst zuverlässig und effizient - allein schon wegen der Organisation von Familie und Beruf." Dies alles mache die Counsel in den Augen von Ohrtmann zu begehrten Kandidaten.

Und eine weitere Sache sei besonders wichtig: "Sie sägen nicht an den Stühlen der Vollpartner. Die meisten wollen einfach in Ruhe erfolgreich ihre Arbeit machen."

Zitiervorschlag

Désirée Balthasar, Karrieresackgasse Counsel-Status?: "Einfach mal in Ruhe erfolgreich sein" . In: Legal Tribune Online, 08.05.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/15473/ (abgerufen am: 20.04.2024 )

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