Deutsche Unternehmen waren in Sachen Compliance noch nie so gut aufgestellt wie heute. Allerdings sinkt die Unterstützung durch das Management. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle "CMS Compliance Barometer".
Die Unternehmen hierzulande haben im vergangenen Jahr ihre Compliance-Strukturen und internen Schulungsprogramme im Vergleich zu den Vorjahren weiter ausgebaut und in dieser Hinsicht ein Rekordniveau erreicht. Das ergibt eine repräsentative, branchenübergreifende Studie der Wirtschaftskanzlei CMS. Der "Compliance-Index", der angibt wie stark Compliance in Großunternehmen implementiert ist, liegt bei 67,1 von möglichen 100 Zählern.
Hatten im Jahr 2015 noch bloß 28 Prozent der deutschen Unternehmen eine eigene Compliance-Abteilung, sind es aktuell vier von zehn Unternehmen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen haben ihre personellen und finanziellen Ressourcen der Compliance-Abteilungen erhöht, ergab die Studie. Entsprechend seltener nehmen Mitarbeiter aus der Rechtsabteilung oder dem Controlling und Risikomanagement Compliance-Aufgaben wahr.
Unterstützung durch das Management sinkt
Im Gegenzug fällt aber auf, dass das Compliance-Bewusstsein auf Seiten des Managements in diesem Jahr geringer eingeschätzt wird als in den Vorjahren. Auch die Bereitschaft des Managements, Compliance-Themen zu unterstützen und voranzutreiben, hat aus Sicht der befragten Compliance-Beauftragten in den letzten drei Jahren abgenommen. Es ist von 79 Prozent im Jahr 2015 auf nun 71 Prozent gesunken.
Dr. Harald W. Potinecke, Leiter der deutschen Compliance & Forensic Services-Gruppe bei CMS, beobachtet, "dass die jüngsten Compliance-Skandale das Bewusstsein des Managements für diese Themen offenbar noch nicht hinreichend gestärkt" haben. Diese Entwicklung sei bedenklich, weil ein unzureichendes Bekenntnis der Unternehmensleitung Compliance- und Haftungsrisiken mit sich bringen könne, sowohl für das Unternehmen als auch für die Unternehmensleitung.
Strukturen werden professioneller
Insgesamt professionalisieren sich die Compliance-Strukturen in den befragten Unternehmen. Wie bereits in den vergangenen Jahren verfügen acht von zehn Firmen (83 Prozent) über einen Code of Conduct.
Gleichzeitig bauen die Unternehmen ihre Schulungsaktivitäten aus, bei denen die Verhaltensanforderungen vermittelt werden. 2015 gab es bei weniger als der Hälfte der Unternehmen interne Schulungen, 2017 waren es dagegen schon 71 Prozent. Sieben von zehn Unternehmen schulen ihre Mitarbeiter mindestens einmal jährlich zu Compliance-Themen.
Bei internen Ermittlungen setzen die Unternehmen verstärkt auf die Unterstützung von externen Beratern. 70 Prozent der Studienteilnehmer führen "Internal Investigations" mit externen Beratern durch – auch das sei als Zeichen für einen professionellen Umfang bei Verdachtsfällen zu werten, schreiben die Studienverantwortlichen.
Größte Risiken: Datenschutz, Korruption, Haftungsfragen
Als größte Compliance-Risiken gelten bei den Studienteilnehmern nach wie vor der Datenschutz, Korruption und Haftungsfragen. Kartellrechtliche Fragen und Geldwäschethemen spielen dagegen eine eher untergeordnete Rolle.
Die größten externen Herausforderungen in der Zukunft sehen die Compliance-Officer in der zunehmenden gesetzlichen Regulierung sowie in diversen Spezialthemen, etwa der wachsenden Bedeutung des Datenschutzes und des Außenwirtschaftsrechts sowie Anforderungen an die Geldwäscheprävention. Dies gilt insbesondere für Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern.
Für die Studie wurden Compliance-Verantwortliche aus 200 großen Unternehmen mit mindestens 500 Mitarbeitern anonym vom Marktforschungsinstitut Ipsos befragt. Die Studie und der Index erscheinen jährlich.
ah/LTO-Redaktion
Compliance: . In: Legal Tribune Online, 08.02.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/26935 (abgerufen am: 14.12.2024 )
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