Neuerungen im "juristischen Vergütungsmodell" für Associates und Counsel sorgen bei CMS für Ärger. Ein anonym verfasster Brandbrief soll Einblick in die Gemütslage bringen.
Anwältinnen und Anwälte in Großkanzleien arbeiten viel. Im Gegenzug finden sie auf ihrer Gehaltsabrechnung Summen, die Durchschnittsverdienern verwehrt bleiben. Soweit der Deal nach vorherrschendem Verständnis. Über die Definition von Arbeitsintensität lässt sich aber ebenso streiten wie über die Frage, was eigentlich ein angemessenes Gehalt ist. Bei CMS herrscht diesbezüglich Uneinigkeit. Eine Gruppe von Anwältinnen und Anwälten sucht deshalb die Öffentlichkeit und kritisiert die Kanzleiführung mit deutlichen Worten.
Der 8. Februar 2024 hätte leuchtende Augen und Worte der Dankbarkeit bringen können. Tatsächlich gab es Ernüchterung, Kopfschütteln und Fluchtgedanken, nachdem CMS intern die Eckdaten zur Anpassung des Vergütungsmodells für Associates und Counsel verkündete. Demnach soll es nur für Anwältinnen und Anwälte im ersten und zweiten Berufsjahr mehr Gehalt geben. Wer länger dabei ist, kann sich zwar einen höheren Bonus erarbeiten, am festen Gehalt soll sich aber nichts ändern.
Ein Brandbrief als Anregung zur Nachbesserung
Die Idee ist erkennbar. CMS will im Vergleich mit den Wettbewerbern im Kampf um den juristischen Nachwuchs nicht an Attraktivität verlieren. Gleichzeitig sollen die Kosten in einem zunehmend herausfordernden Umfeld nicht aus dem Ruder laufen und ein weiterer Anreiz gesetzt werden, mehr abrechenbare Stunden zu liefern.
Nachdem zuletzt einige Branchenvertreter erneut Gehaltsanhebungen verkündeten, war die Erwartungshaltung offenbar auch im CMS-Team hoch. Entsprechend groß ist nun die Enttäuschung. Sie ist so groß, dass man es nicht bei Kritik im internen Rahmen belassen wollte. Ein Brandbrief an mehrere Medien, darunter auch LTO, soll Aufmerksamkeit bringen und den Druck auf den Arbeitgeber erhöhen, doch noch einmal nachzubessern.
Sport allein macht nicht glücklich
Im Schreiben, verfasst von einer "Gruppe sehr frustrierter CMS Anwälte" ist die Rede von einem "Schlag ins Gesicht", "fehlender Wertschätzung" und "heißer Luft". Die angedachten Boni seien kaum erreichbar. Für die meisten Mitarbeitenden im Midlevel-Status bleibe daher am Ende nur ein neu eingeführter Zuschuss für eine Mitgliedschaft bei Urban Sports. Gegenwert: 33,61 Euro pro Monat.
Warme Worte allein werden den "massiven Unmut" nicht aus der Welt schaffen, kündigen die anonymen Verfasser an und hinterlegen ihre Bereitschaft zur beruflichen Veränderung: "Für Head Hunter dürften die frustrierten Mitarbeiter von CMS derzeit eine besonders spannende Zielgruppe sein."
CMS versucht, die Wogen per internem Dialog zu glätten. Auf LTO-Anfrage heißt es, dass man die Kritik kenne und diese sehr ernst nehme. Man halte die Presseöffentlichkeit allerdings nicht für ein geeignetes Diskussionsforum zu diesen Themen. Fragen zu geplanten Nachbesserungen am Vergütungsmodell und möglichen Maßnahmen, um die Abwanderung von Mitarbeitenden zu verhindern, ließ die Kanzlei unbeantwortet.
Mitarbeitende beklagen fehlende Wertschätzung: . In: Legal Tribune Online, 20.02.2024 , https://www.lto.de/persistent/a_id/53922 (abgerufen am: 07.10.2024 )
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