Knatsch beim BUJ: Der Bundesverband der Unternehmensjuristen will die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Partner dfv Association Service beenden. Während der BUJ eine "zunehmende Kommerzialisierung" beklagt, reagiert man bei der dfv überrascht.
Das Präsidium habe beschlossen, sich von dem Dienstleister dfv Association Services zu trennen, teilt der Bundesverband der Unternehmensjuristen (BUJ) am Montag mit und findet zur Begründung ungewöhnlich harsche Worte: Die GmbH und ihre Mitarbeiter hätten den BUJ in seinen ersten Jahren sehr gut unterstützt, räumt Verbandspräsident Götz Kaßmann ein. Allerdings sei "die immer stärker wahrgenommene Kommerzialisierung" durch die dfv Association Services vielen Mitgliedern ein Dorn im Auge.
Die Mitglieder der Fach- und Regionalgruppen sowie aus dem Präsidium brächten ehrenamtlich "einen erheblichen persönlichen Einsatz", um den Verband voranzubringen. "Wenn diese Kolleginnen und Kollegen zunehmend den Eindruck haben, dass ihr persönliches Engagement mehr der GmbH als dem Verband nutzt, dann muss man die Reißleine ziehen", so Kaßmann. Im Fokus der zukünftigen Entwicklung sollen die Mitglieder und die klassische Verbandsarbeit stehen, teilt der BUJ weiter mit.
Die Kooperation zwischen dem Unternehmensjuristenverband und der dfv Association Services bestand seit der Gründung des BUJ im Jahr 2011: Die dfv Association Services, die sich vor wenigen Tagen in Deutsches Institut für Rechtsabteilungen und Unternehmensjuristen GmbH (diruj) umbenannt hat, führte auf Grundlage eines Servicevertrages die Geschäftsstelle für den BUJ, organisierte Veranstaltungen und gab eine Fachzeitschrift heraus.
dfv/diruj: Noch keine Kündigung erhalten
Dr. Michael Henning, Geschäftsführer des diruj, sagte im Gespräch mit LTO, man sei von der Mitteilung des BUJ überrascht worden. Eine Kündigung oder ein anderes Schreiben seien bislang nicht eingegangen. Dabei habe das diruj die Zusammenarbeit mit dem BUJ ohnehin zumindest teilweise beenden wollen: Das Institut hatte dem Verband laut Henning im März mitgeteilt, die Mitgliederverwaltung nach dem Auslaufen des bestehenden Vertrages Ende 2020 nicht länger für ihn führen zu wollen.
Stattdessen will sich das neue diruj stärker auf die Bereiche Networking und Veranstaltungen konzentrieren - auch mit dem Ziel, weitere Unternehmensjuristen für die Angebote zu gewinnen, die nicht bereits Mitglieder des BUJ sind. Es gebe in Deutschland 35.000 Unternehmensjuristen, davon seien rund acht Prozent im BUJ organisiert, sagte Henning der LTO. "Wir wollen auch die anderen 92 Prozent erreichen."
Den Vorwurf der "Kommerzialisierung" kann der diruj-Geschäftsführer nicht nachvollziehen. "Das ist ein Schlag ins Gesicht der strategischen Partner", sagt er. Im Übrigen sei das Modell der strategischen Partnerschaften, das nun offenbar in der Kritik steht, vor Jahren gemeinsam mit dem BUJ entwickelt worden. Bei dem Modell können Kanzleien und Unternehmen mit der dfv Association Service einen entsprechenden Vertrag schließen und erhalten Zugang zu Veranstaltungen mit dem BUJ. Auch Wolters Kluwer, zu dem LTO gehört, ist ein strategischer Partner.
Das diruj gehört zur dfv-Mediengruppe, der rund 100 Fachpublikationen und verschiedene Dienstleister angehören.
Anja Hall, BUJ und dfv Association Service: . In: Legal Tribune Online, 13.05.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/35349 (abgerufen am: 05.10.2024 )
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