Associate-Karriere: Feste Arbeits­zeiten bei Lin­kla­ters

von Dr. Anja Hall

19.04.2017

Linklaters führt zum Mai ein neues Karrieremodell ein: Associates können feste Arbeitszeiten vertraglich vereinbaren, erhalten im Gegenzug aber ein geringeres Gehalt als ihre Kollegen auf dem klassischen Karriereweg.

Wie es bei Linklaters heißt, sei der Wunsch nach verlässlichen und regelmäßigen Arbeitszeiten bei vielen Mitarbeitern und Bewerbern besonders groß. Mit dem alternativen Karrieremodell "YourLink", das zum Beginn des neuen Geschäftsjahres am 1. Mai deutschlandweit eingeführt wird, wolle man diesem Wunsch nun nachkommen.

Zentrales Merkmal des neuen Karrierewegs sind fest vereinbarte und verlässliche Arbeitszeiten, beispielsweise 40 Stunden pro Woche. Tätigkeiten außerhalb dieser Zeiten - etwa dass Associates auch nach Feierabend ihre beruflichen Emails lesen oder telefonisch erreichbar sind - werden ausdrücklich nicht erwartet.

Im Gegenzug erhalten die Juristen auf dem "YourLink"-Weg zwar ein geringeres Gehalt als ihre Kollegen auf dem klassischen Karriereweg – es liegt aber immer noch bei 80.000 Euro pro Jahr für einen Berufseinsteiger in Vollzeit. In den Folgejahren steigt das Gehalt prozentual in Abhängigkeit von Leistung und Seniorität. Berufseinsteigern, die nach dem bisherigen Karrieremodell arbeiten, bezahlt Linklaters ein höheres Gehalt von 120.00 Euro pro Jahr.

Nur eines geht nicht: Partner werden

Das neue Modell, das zusätzlich zum bestehenden Karriereweg eingeführt wird, richtet sich an Neueinsteiger und Berufserfahrene gleichermaßen. Auch ein Wechsel zwischen den Modellen soll möglich sein. Zugleich bleiben die verschiedenen Teilzeit-Optionen, die es auf dem klassischen Karriereweg bereits gibt, bestehen.

Unterschiede in der täglichen Arbeit werde es nicht geben, betont man bei Linklaters: Associates, die sich für "YourLink" entscheiden, übernehmen ebenso wie ihre Kollegen "anspruchsvolle juristische Aufgaben entsprechend ihrer hohen Qualifikation", heißt es bei der Sozietät. Sie erhalten auch die gleichen Aus- und Fortbildungsprogramme.

Die Beförderung zum Managing Associate und Counsel ist im YourLink-Modell ebenso möglich. Wollen Anwälte allerdings Partner werden, müssen sie dazu in das klassische Modell wechseln. Hintergrund ist, dass Linklaters von ihren Partnern erwartetet, dass sie ein höheres Maß an unternehmerischer Verantwortung für den Erfolg der Kanzlei übernehmen – wozu eben auch beispielsweise eine hohe Erreichbarkeit für den den Mandanten gehört.

Reaktion auf Wünsche der Bewerber

Linklaters ist nicht die erste Kanzlei hierzulande, die ein alternatives Karrieremodell einführt, zuletzt hat etwa McDermott eine 35-Stunden-Woche lanciert. Auch Baker McKenzie gehört zu den Sozietäten, die ihren Associates eine Alternative zum klassischen Großkanzlei-Karriereweg anbietet. Allerdings ist es das erste Mal, dass eine der Top-Kanzleien im deutschen Markt einen solchen Schritt unternimmt.

Die Sozietäten treffen mit ihren Neuerungen auf einen Nerv. Denn laut den Ergebnissen der LTO Young Professionals Survey von 2016 ist Berufsanfängern bei der Arbeitgeberwahl eine ausgeglichene Work-Life-Balance wichtiger als ein möglichst hohes Gehalt. Auf die Frage, ob sie sich eher für eine gute Work-Life-Balance oder für ein Spitzengehalt entscheiden würden, wählten 31 Prozent der über 5.400 Befragten die goldene Mitte. 44 Prozent wünschten sich lieber mehr Freizeit und nur 25 Prozent wollten mehr Gehalt.

Unter den Prädikatsjuristen, die für die großen Law Firms als Bewerber besonders interessant sind, entschieden sich sogar 50 Prozent für ein schwächeres Gehalt bei größerer Work-Life-Balance. 29 Prozent fanden beide Faktoren gleich wichtig und nur 21 Prozent legten mehr Wert auf Geld als auf Freizeit.

Beteiligte Kanzleien

Zitiervorschlag

Anja Hall, Associate-Karriere: . In: Legal Tribune Online, 19.04.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/22682 (abgerufen am: 03.11.2024 )

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