Zusammenarbeit zwischen Anwalt und Mandant: 3 Fall­s­tricke im Mandat

von Ass. jur. Carmen Schön

12.06.2017

2/2 Sach- und Beziehungsebene trennen

Ein weiteres häufiges Problem in der Zusammenarbeit entsteht, wenn der Mandant kein fristgerechtes Feedback zu Ihren Arbeitsentwürfen gibt. So kann der Anwalt nicht weiterarbeiten. Gehen Sie in solchen Fällen nach dem Harvard-Ansatz vor und seien Sie "hart in der Sache, aber weich zum Menschen".

Trennen Sie die Sachebene und die Beziehungsebene, und machen Sie sich klar, dass Sie die Beziehungsebene zum Mandanten nicht zerstören, wenn Sie ihm "Hinterherlaufen". Verstehen Sie das vielmehr als Teil Ihres Job. Machen Sie Ihrem Mandanten auch unmissverständlich klar, welche Konsequenzen es hat, wenn er nicht liefert – zum Beispiel Mehrkosten. So erreichen Sie, dass er unter Druck gerät und Ihnen das benötigte Feedback gibt.

Wenn der Mandant ausweicht

Verschleppen – das ist das größte Ärgernis in einer frühen Phase des Mandats, der Mandatsanbahnung. Vereinbarte Treffen werden abgesagt, der Mandant weicht Ihnen aus, es geht einfach nicht weiter.

Versuchen Sie in solch einer Situation, das Motiv und die Taktik hinter dem Ausweichen zu verstehen und passen Sie Ihre Reaktion darauf an. Vielleicht sucht der Mandant nach einem anderen Anwalt, weil Sie nicht die erste Wahl sind. Oder es gibt firmeninterne Gründe, weshalb das Mandat nicht erteilt wird. Wer einen guten Draht zum Mandanten hat, kann sich direkt bei ihm danach erkundigen.

Keine falschen Versprechungen!

Einen Fehler sollten Sie aber nicht machen, um das Mandat doch zu gewinnen: Machen Sie keine Versprechungen, die Sie nicht einhalten können. Sagen Sie dem Mandanten vor allem nicht, dass sie einen Prozess auf alle Fälle gewinnen werden. Wenn Sie aufgefordert werden, eine Erfolgsprognose abzugeben, seien Sie vorsichtig. Als Rechtsanwalt geben Sie natürlich Ihr Bestes, aber gerade in einem Gerichtsverfahren kann es auch anders kommen.

Entmutigend kommunizieren sollten Sie andererseits auch nicht. Informieren Sie den Mandanten am besten umfassend und transparent, auch über mögliche negative Wendungen. So vermeiden Sie es, am Ende – bei einem möglicherweise verlorenen Prozess - als Anwalt dazustehen, der falsche Versprechungen macht und dem man nicht trauen kann.

Carmen Schön, Volljuristin und ehemalige Leiterin Recht, berät Rechtsanwälte, Unternehmensjuristen und Wirtschaftskanzleien bei Fragen zur strategischen Ausrichtung, Marktpositionierung, Akquise und Ausbau von Mandanten sowie der Mitarbeiterführung.

Zitiervorschlag

Carmen Schön, Zusammenarbeit zwischen Anwalt und Mandant: 3 Fallstricke im Mandat . In: Legal Tribune Online, 12.06.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/23161/ (abgerufen am: 24.04.2024 )

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