Die Gerichte sind überlastet und die Verfahren dauern zu lange, finden Bürgerinnen und Bürger laut einer Meinungsumfrage. Die Justiz selbst sieht das ähnlich. Der DRB appelliert an die Bundesregierung, um die Missstände zu beheben.
Wer mit der Justiz zu tun hat, trifft häufig auf überlastete Richter und muss viel Geduld mitbringen. Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach halten drei von vier Bundesbürgern (75 Prozent) die Justiz insgesamt für überlastet. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren hatte zwar auch schon eine Mehrheit der Deutschen diesen Eindruck. Damals lag der Anteil allerdings bei 64 Prozent.
Zudem finden 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, dass die meisten Verfahren zu lange dauern. Diese Ansicht teilen auch die von Allensbach ebenfalls dazu befragten Richter und Staatsanwälte. 78 Prozent von ihnen sind der Auffassung, dass viele Verfahren zu viel Zeit brauchen. Seit der ersten Befragung im Jahr 2013 ist hier ein Anstieg um 22 Prozentpunkte zu beobachten. Laut Umfrage halten vor allem Staatsanwälte ihre Behörden für schlecht besetzt.
Strafjustiz: Mehr als 1.000 Richter und Staatsanwälte fehlen
"Es ist alarmierend, wenn so viele Menschen die Gerichte als überlastet wahrnehmen und die Justiz selbst dringend nach Hilfe ruft", sagte der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbunds, Sven Rebehn. Erneut appellierte er an die Bundesregierung, einen zweiten Pakt für den Rechtsstaat aufzulegen, damit die Gerichte besser ausgestattet würden und die Verfahren schneller bearbeitet werden könnten. "Bundesweit fehlen allein in der Strafjustiz noch immer mehr als 1000 Richter und Staatsanwälte", kritisierte Rebehn.
Die Länder wollen für die Jahre 2023 bis 2027 Mittel in Höhe von 220 Millionen Euro, auch für mehr Personal. Zudem fordern sie für die Digitalisierung jährlich eine Förderung von 350 Millionen bis zum Jahr 2025. Buschmann hat den Ländern für die kommenden vier Jahre 200 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das Geld soll allerdings ausschließlich für Projekte zur Digitalisierung ihrer Justizbehörden eingesetzt werden. Für 2023 sind davon 50 Millionen Euro vorgesehen.
DRB sieht Ursache in neuen gesetzlichen Aufgaben
Dass die Justiz trotz des Personalzuwachses, der unter der schwarz-roten Koalition – auch mit Mitteln des sogenannten Pakts für den Rechtsstaat – finanziert worden war, als überlastet wahrgenommen wird, ist aus Sicht des Richterbundes auf neue gesetzliche Aufgaben zurückzuführen. Diese hätten die Stellenzuwächse "wieder aufgezehrt".
Dazu zähle die intensivierte Strafverfolgung von Hasskriminalität, Hetze und Bedrohungen im Internet. Auch die erweiterte Strafbarkeit von Geldwäsche binde zusätzliche Ressourcen. Zu nennen sei ferner die Gesetzesverschärfung im Kampf gegen sogenannte Kinderpornografie und Kindesmissbrauch, die zu einem sprunghaften Anstieg der Fallzahlen bei Gerichten und Staatsanwaltschaften geführt hätten.
dpa/lp/LTO-Redaktion
Meinungsumfrage: . In: Legal Tribune Online, 24.02.2023 , https://www.lto.de/persistent/a_id/51161 (abgerufen am: 04.10.2024 )
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