Druckversion
Sonntag, 16.11.2025, 13:07 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/juristen/b/oberverwaltungsgericht-nordrhein-westfalen-16B41322-bea-internet-anwaelte-uebermittlung-unmoeglich-telefax-hotspot
Fenster schließen
Artikel drucken
49736

OVG NRW stellt hohe Anforderungen: Anwalt ohne Internet muss sich um elek­tro­ni­schen Schrift­satz­ver­sand bemühen

26.09.2022

Mann vor einem Papierstapel und Faxgerät (Symbolbild)

Als "professioneller Einreicher" hätte der Anwalt bei Internetproblemen früher für Abhilfe sorgen müssen, so das OVG. Foto: Elnur - stock.adobe.com

Ein Anwalt, dessen Internetverbindung gestört ist, kann nicht ohne weiteres auf den Versand per beA verzichten. Es sei Eigeninitiative gefordet - zumindest ein Hotspot hätte eingerichtet werden können. Das hat das OVG in Münster entschieden.

Anzeige

Weil die Beschwerdeschrift eines Rechtsanwalts nicht in der gesetzlich vorgeschriebenen Form per besonderem elektronischen Anwaltspostfach (beA) eingereicht worden ist, wurde die Beschwerde als unzulässig verworfen. Der Anwalt konnte sich in diesem Fall auch nicht auf einen Ausfall seines Internetanschlusses berufen. Als Prozessbevollmächtigter hätte er sich zumindest um die Einrichtung eines Hotspots bemühen müssen, hat das Oberverwaltungsgerichts (OVG) Nordrhein-Westfalen entschieden (Beschl. v. 06.07.2022, Az. 16 B 413/22).

Seit dem 01. Januar 2022 sind Prozessvertreter:innen nach § 55d Satz 1 Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) verpflichtet, Schriftsätze, Anträge und Erklärungen als elektronisches Dokument zu übermitteln. Wenn eine Übermittlung aus technischen Gründen vorübergehend nicht möglich ist, kann weiterhin auf die altbekannten Mittel Papier und Telefax zurückgegriffen werden.

Nach Ansicht des OVG Münster sind an die Unmöglichkeit der elektonischen Übermittlung allerdings erhöhte Anforderungen zu stellen. So sei die vorübergehende Unmöglichkeit mit der Ersatzeinreichung sofort oder unverzüglich danach glaubhaft zu machen. Der Anwalt, der die Beschwerdeschrift alternativ per Telefax übermittelt hatte, hatte vor dem OVG argumentiert, dass die andauernden Störungen seiner Telefon- und Internetverbindung von der Deutschen Telekom bisher nicht beseitigt worden sei und ein Bautrupp sich erst später angesagt habe. Deshalb habe lediglich ein Faxgerät von Dritten zur Übermittlung der Beschwerdeschrift zur Verfügung gestanden.

Wer fünf Wochen kein Internet hat, muss sich anderweitig kümmern

Das ließ das OVG aber nicht durchgehen. Der Anwalt hatte denselben Vortrag nämlich schon im erstinstanzlichen Verfahren vorgebracht und auch den Antrag auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes per Telefax übermittelt. Es sei daher schon unklar, ob es sich bei seinen Internetprobleben bloß um eine vorübergehende Unmöglichkeit handle, so das OVG.

Nach Ansicht des OVG Münster, habe sich der Anwalt nach mehr als fünf Wochen ohne Internetverbindung auch nicht mehr auf eine vorübergehende Störung berufen können. Er hätte als "professioneller Einreicher" unverzüglich für Abhilfe sorgen müssen, sobald sich abzeichnete, dass der Problem länger bestehen würde. Der Anwalt hätte nicht einmal darlegen können, sich um die Einrichtung eines mobilen Hotspots gekümmert zu haben, die jedenfalls zwischenzeitlich einen elektronischen Versand hätte ermöglichen können.

Zuletzt sei der Anwalt auch der nach § 55d VwGO erforderlichen Nachreichung des elektronischen Dokuments nicht gerecht geworden.

ku/LTO-Redaktion

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

OVG NRW stellt hohe Anforderungen: . In: Legal Tribune Online, 26.09.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/49736 (abgerufen am: 16.11.2025 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Verwaltungsrecht
    • Anwaltsberuf
    • beA
    • Frist
    • Fristwahrung
  • Gerichte
    • Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen
Logo, Schriftzug Europäischer Gerichtshof EuGH, Gerichtshof der Europäischen Union. 14.11.2025
Anwaltsblatt

BMJV zum Fremdkapitalverbot für Anwaltskanzleien:

"Weiter Beur­tei­lungs­spiel­raum für den Gesetz­geber"

Der EuGH hält das Beteiligungsverbot reiner Finanzinvestoren an Rechtsanwaltsgesellschaften für gerechtfertigt, um anwaltliche Unabhängigkeit zu gewährleisten. Was folgt daraus? 

Artikel lesen
ChatGPT 11.11.2025
Strafverteidiger, StV

Strafverteidigung auf dem KI-Prüfstand:

Beson­ders gefor­dert oder bald über­flüssig?

Man reibt sich das Kinn: Wird die Strafverfolgung in Zeiten Künstlicher Intelligenz gerade perfektioniert oder müssen wir aufpassen? Eine Analyse von Roman Reiss.

Artikel lesen
Ein junger Mann in Anzug mit gelber Krawatte strahlt Selbstsicherheit aus, bereit für vielfältige Prüfungen in seinem Leben. 08.11.2025
Berufswege

Anwalt und Opernsänger:

"Vor meiner münd­li­chen Prü­fung habe ich noch 'Roméo et Juliette' gesungen"

Christoph Engel-Bunsas eröffnet bald seine eigene Kanzlei – und ist auch Opernsänger. Im Interview erzählt er, wie er das unter einen Hut bringt und wieso wir ein Recht an der eigenen Stimme brauchen.

Artikel lesen
Das Bild zeigt eine Podcast-Episode mit Christina Valdini, Themen sind juristische Verfahren, KI und Prozessrisikoanalyse. 06.11.2025
Anwaltsberuf

Jura-Karriere-Podcast:

Als Counsel im Liti­ga­tion-Team

In der aktuellen Folge von Irgendwas mit Recht erzählt Christina Valdini von ihrer Tätigkeit als Prozessanwältin bei DLA Piper. Dabei geht es auch um KI, Kanzleiwechsel sowie die Vereinbarkeit von Großkanzleiarbeit und Elternschaft.

Artikel lesen
Georg Eisenreich 05.11.2025
Anwaltsberuf

JuMiKo-Initiative Bayerns:

Rechts­schutz­ver­si­cherer sollen Anwälte ersetzen

Bayern möchte Rechtsschutzversicherern erlauben, ihre Versicherungsnehmer außergerichtlich zu beraten und zu vertreten. Dafür soll das Rechtsdienstleistungsgesetz geändert werden. Die Anwaltschaft ist in großer Sorge.

Artikel lesen
Ein minderjähriger Flüchtling 30.10.2025
Familiennachzug

Schlussanträge zu Fristen für Familienzusammenführung:

Rechts­wid­rige deut­sche Praxis darf nicht zu Lasten der Flücht­linge gehen

Der Anspruch auf Familienzusammenführung besteht, auch wenn Minderjährige im Laufe des Asylverfahrens volljährig werden. Eine unionsrechtswidrige deutsche Praxis darf dabei nicht zu Lasten der Flüchtlinge gehen, so der Generalanwalt.

Artikel lesen

Jobsuche

Suchoptionen
logo lto karriere
TopJOBS
Logo von Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Voll­ju­ris­tin­nen und Voll­ju­ris­ten (w/m/d)

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) , Bonn

Logo von Stiftung Umweltenergierecht
Ju­ris­tin/Ju­rist (m/w/d) als For­schungs­ge­biets­lei­tung in Voll- oder Teil­zeit...

Stiftung Umweltenergierecht , Würz­burg

Logo von Stadtverwaltung Fellbach
Sach­ge­biets­lei­tung Steu­ern und kom­mu­na­le Ab­ga­ben (m/w/d)

Stadtverwaltung Fellbach , Fell­bach

Logo von Clifford Chance Partnerschaft mbB
BACKS­TA­GE - Das Pro­gramm für Prak­ti­kant*In­nen am Stand­ort Düs­sel­dorf...

Clifford Chance Partnerschaft mbB , Düs­sel­dorf

Logo von ARQIS
Re­fe­ren­dar (m/w/d) Re­gu­lato­ry

ARQIS , Düs­sel­dorf

Logo von Clifford Chance Partnerschaft mbB
BACKS­TA­GE - Das Pro­gramm für Prak­ti­kant*In­nen am Stand­ort Mün­chen Früh­jahr...

Clifford Chance Partnerschaft mbB , Mün­chen

Logo von CMS Deutschland
Le­gal En­gineer / Le­gal Tech Spe­cia­list (m/w/d) im Be­reich „Do­cu­ment...

CMS Deutschland , Ber­lin

Logo von Bundesnetzagentur
VOLL­JU­RIST*IN (w/m/d)

Bundesnetzagentur , Mainz

Logo von Deutscher Landkreistag
Voll­ju­rist/in (m/w/d)

Deutscher Landkreistag , Ber­lin

Logo von REDEKER SELLNER DAHS
Re­fe­ren­da­rin/​Re­fe­ren­dar (m/​w/​d) Wirt­schafts­ver­wal­tungs­recht

REDEKER SELLNER DAHS , Bonn

Mehr Stellenanzeigen
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH