Durch Netzwerken zum neuen Job

Lin­kedIn und Events nutzen

Gastbeitrag von Dr. Anja SchäferLesedauer: 5 Minuten

Nicht selten werden Jobs über "Vitamin B" vergeben. Anja Schäfer gibt acht Tipps, wie Anwälte sich ein Netzwerk aufbauen und dieses für eine berufliche Veränderung nutzen können.

Mehr als 60 Prozent der offenen Stellen werden mittlerweile über den "verdeckten Stellenmarkt" vergeben – klassische Stellenausschreibungen gibt es insbesondere für höhere Positionen nur noch selten. Anwältinnen und Anwälte, die sich beruflich umorientieren wollen, sollten deshalb nicht nur Zeit in ihre Bewerbungsunterlagen investieren, sondern auch ihr berufliches Netzwerk ausbauen.

Jeder Kontakt kann ein potenzieller Empfehlungsgeber bzw. eine potenzielle Empfehlungsgeberin und damit ein wichtiger Schritt in die Richtung des neuen Arbeitsumfeldes sein. Deshalb ist es wichtig, so vielen Menschen wie möglich davon zu erzählen, dass Sie sich umorientieren möchten.

Anzeige

Tipp 1: Bauen Sie Ihren Status als Experte auf

Zunächst ist es wichtig, frühzeitig mit dem aktiven Aufbau Ihres Status als Experte oder Expertin zu beginnen – und nicht erst dann, wenn Sie sich beruflich umorientieren möchten. Machen Sie ein bestimmtes Thema, wie bspw. die mit einer nachhaltigen Beschaffung oder mit der Festsetzung des Grundsteuerwerts einhergehenden Rechtsfragen, zu Ihrem und lassen Sie andere daran und damit an Ihrer Expertise teilhaben. 

Zeigen Sie Ihr Know-how nicht nur im internen Austausch oder im Gespräch mit und in der Arbeit für Ihre Mandant:innen. Veröffentlichen Sie vielmehr regelmäßig Fachbeiträge und/oder halten Sie Vorträge zu Ihrem Spezialgebiet. Nutzen Sie diese Publikationen oder auch die Ankündigungen zu Ihren Vorträgen auch für Ihre Sichtbarkeit in Ihrem Netzwerk und machen Sie in sozialen Netzwerken, wie etwa LinkedIn, Xing oder Twitter, darauf aufmerksam.

Tipp 2: Halten Sie Ihr LinkedIn-Profil auf dem aktuellen Stand

Über soziale Netzwerke wie beispielsweise LinkedIn können Sie schnell Kontakte knüpfen. Deshalb sollten Sie dort Ihr Profil und insbesondere die Daten zu Ihrem Lebenslauf und Ihrer Berufserfahrung regelmäßig aktualisieren.

Arbeiten Sie Ihre Alleinstellungsmerkmale, wie Ihr Know-how in puncto nachhaltige Beschaffung oder Grundsteuerfestsetzung, und damit Ihre Expertise sowie Persönlichkeit klar heraus. Ihr Know-how und Ihre Kompetenzen sollten nicht nur aus Ihren Bewerbungsunterlagen hervorgehen, sondern auch in Ihrem LinkedIn-Profil sichtbar sein. Nutzen Sie darüber hinaus die Möglichkeiten, die Ihnen LinkedIn bietet, um das, was Sie zu bieten haben, in Ihrem Profil, etwa in Ihrem Profil-Slogan oder im Info-Text, hervorzuheben.

Tipp 3: Lassen Sie sich Ihre Expertise von anderen auf LinkedIn bestätigen

Nutzen Sie alle Möglichkeiten, die Ihnen LinkedIn in puncto Sichtbarkeit als Expertin bzw. Experte bietet. Lassen Sie sich von Ihren Kontakten – etwa den derzeitigen Kolleg:innen oder Mandant:innen – ausgewählte Kenntnisse, d. h. besonderes Branchenwissen, und ausgewählte Fähigkeiten bestätigen. Hinterlegen Sie auf LinkedIn bewusst Ihre besonderen rechtlichen oder sozialen Kompetenzen und damit jene, die Sie im Rahmen Ihrer beruflichen Weiterentwicklung sichtbar machen wollen.

Eine weitere Möglichkeit, um die Aussagekraft Ihrer Expertise auf LinkedIn zu steigern, oder aber diese überhaupt sichtbar zu machen, sind Empfehlungen, mit denen andere die in Ihrem LinkedIn-Profil aufgeführten Kenntnisse oder Fähigkeiten untermauern. Bitten Sie ausgewählte Kontakte, wie bspw. ehemalige Kolleg:innen, darum, Ihnen eine zu früheren Tätigkeiten oder zur aktuellen Position passende Empfehlung für Ihr LinkedIn-Profil zu schreiben. Im Gegenzug können Sie diesen Personen auch ihre Expertise und Kompetenzen durch eine LinkedIn-Empfehlung schriftlich bestätigen.

Tipp 4: Kommunizieren Sie Ihren Veränderungswunsch so konkret wie möglich

Wenn Sie sich beruflich verändern wollen, sollten Sie sich frühzeitig mit anderen darüber austauschen – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld.

Kommunizieren Sie Ihren Netzwerkpartner:innen vor allem Ihre Alleinstellungsmerkmale – wie spezielles Know-how oder besondere Fähigkeiten – und bitten Sie diese, Sie weiterzuempfehlen. Studien zeigen, dass wir den Empfehlungen aus unserem – nicht nur privaten – Umfeld vertrauen. Denn mehr als 70 Prozent aller Führungspositionen in Deutschland werden über persönliche Kontakte besetzt. Es sollte also möglichst viele Menschen geben, die Ihre Expertise kennen, für Sie eine Empfehlung aussprechen und so für entsprechende Vorschusslorbeeren sorgen.

Zudem ist es wichtig, dass Sie im Austausch mit anderen Ihre Vorstellungen konkretisieren. Welcher Tätigkeit möchten Sie nachgehen? In welchen Rechtsgebieten wollen Sie zukünftig arbeiten? Welche Arbeitgeber:innen sind für Sie interessant? Welche Kontakte benötigen Sie noch, um den passenden Job – etwa in Ihrer Wunschkanzlei – zu finden?

Vielleicht sprechen Ihre Gesprächspartner:innen wiederum mit ihren Kontakten über Ihren Wunsch nach Veränderung, etwa auf Events oder im eigenen Unternehmen. Und dann kann es sein, dass Sie über Ihre Kontakte von einer Person erfahren, welche genau "Ihre" Stelle zu besetzen hat – oder wiederum jemanden kennt, der neue Mitarbeitende in Ihrem Bereich sucht.

Tipp 5: Orientieren Sie sich über Ihr aktuelles Arbeitsumfeld hinaus

Fokussieren Sie sich nicht nur auf Ihre Kontakte in Ihrem unmittelbaren Kanzleiumfeld oder gar in Ihrem Fachbereich oder Ihrer Abteilung. Orientieren Sie sich nicht nur über die Unternehmensgrenzen, sondern auch über Ihre aktuelle Tätigkeitsbeschreibung hinaus.

Sprechen Sie Geschäfts- und Kooperationspartner:innen oder andere Dienstleister:innen, wie beratende Kolleg:innen aus dem Ingenieurs- oder Gutachterbereich, und damit Personen – im Einzelfall auch vertraulich – an, die Sie bereits kennen und die Sie im Einzelfall weiterempfehlen werden. Mitunter kann es auch sinnvoll sein, mit ausgewählten Mandant:innen vertraulich über Ihre geplante, berufliche Umorientierung zu sprechen, sofern Sie relativ sicher sein können, dass diese Sie dabei unterstützen können und werden.

Tipp 6: Knüpfen Sie neue Kontakte

Es ist bequemer, sich mit Menschen zu beschäftigen, die man schon kennt. Doch sich "gezielt zu vernetzen" funktioniert nicht, wenn Sie in Ihrem aktuellen Arbeits- oder Tätigkeitsfeld nicht weiterkommen.

Besuchen Sie deshalb Kongresse, Tagungen oder Messen als Teilnehmer:in oder als Referent:in, um – nicht nur, aber eben auch – branchenübergreifend neue Kontakte zu knüpfen. Viele Veranstaltungsformate bieten spezielle "Get-together-Gelegenheiten", um so gezielt mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Wenn es sich anbietet, nutzen Sie solche Austauschmöglichkeiten dafür, nicht nur Ihre Expertise, sondern auch Ihren Veränderungswunsch zu teilen.

Tipp 7: Bitte lächeln!

Wenn die Vorstellung, auf Events gefühlt "jede Person" ansprechen zu müssen, Ihnen als introvertierte Person schweißnasse Hände verursacht, verinnerlichen Sie diesen einfachen Tipp: Die beste, im persönlichen Austausch am vielfältigsten einsetzbare Networking-Technik ist Ihr Lächeln.

Dieses strahlt nicht nur Zuversicht und Selbstbewusstsein aus, sondern ist zudem eine Einladung an Ihr Gegenüber, mit Ihnen ein Gespräch zu beginnen. Sie werden schnell feststellen, dass die bewusste Zurschaustellung Ihres Lächelns Ihnen beim Networking mehr Rendite einbringt und weniger kostet als eine perfekte Vorstellung Ihrer Person.

Tipp 8: Beweisen Sie einen langen Atem

Vertrauen wächst nicht über Nacht. Das gilt auch für Ihr Netzwerk und die Ergebnisse, die Sie von diesem erwarten. Es braucht eine Reihe positiver Kommunikationserfahrungen, die das Vertrauen festigen und den entsprechenden Boden für eine gute und stabile Zusammenarbeit schaffen. Es ist daher aus Ihrer Perspektive nie zu früh – aber auch nie zu spät – mit dem Auf- und Ausbau Ihres Netzwerks zu beginnen.

Machen Sie sich stets bewusst: Je offener Sie sind, desto aktiver werden Sie netzwerken und Ihr Netzwerk in Ihre beruflichen Ambitionen einbeziehen – und desto schneller wird sich etwas verändern.

Rechtsanwältin Dr. Anja Schäfer unterstützt und berät als Business Coach und Mentorin vorrangig Anwältinnen bei Fragen zur strategischen Ausrichtung, zur beruflichen und persönlichen Neu- und Umorientierung, zur Kommunikation im Kanzleiumfeld, zum Netzwerkaufbau sowie zur Sichtbarkeit als Experte oder Expertin im Netz (insbesondere auf LinkedIn). Zu diesen Themen veranstaltet sie regelmäßig Events, so bspw. unter dem Slogan "Als Expertin sichtbar" am 30. September 2022 das erste "Juristinnen netzwerken … BarCamp".

Auf Jobsuche? Besuche jetzt den Stellenmarkt von LTO-Karriere.

Thema:

Networking

Verwandte Themen:
  • Networking
  • Netzwerk
  • Beruf
  • Jobsuche

Teilen

Ähnliche Artikel

Newsletter