Small Talk mit Niklas Haberkamm, Medien- und Sportrechtler

Hält nichts davon, sich zu ver­s­tellen

von Annelie KaufmannLesedauer: 4 Minuten

Im Small Talk fragen wir Juristinnen und Juristen, was sie denn so machen. Heute: Niklas Haberkamm, Rechtsanwalt für Medienrecht, Markenrecht und Sport – was er und seine Kollegen machen interessiert auf Facebook rund 10.000 Follower.  

Dr. Niklas Haberkamm, LL.M. oec.

Ist: Partner bei LHR Rechtsanwälte 

Macht: Medienrecht, Markenrecht und Sportrecht 

Vertritt:  Unternehmen, Sportler, Vereine,   

Außerdem: Hat die österreichische Regierung zum Thema Hassrede im Internet beraten  

Freut sich besonders, wenn er: Gegner als Mandanten gewinnt 

Versteht man außerhalb der Jura-Bubble, was Sie tun? 

Nicht-Juristen verstehen den Grundsatz, dass wir als Anwälte bestmöglich die Interessen unserer Mandanten vertreten. Wenn es um einzelne Rechtsgebiete oder konkrete Rechtsfragen geht, kommt es darauf an, ob ein persönlicher Bezug oder ein spezielles Interesse des Gesprächspartners zum konkreten Thema besteht oder nicht. Das Verständnis hängt dann in den meisten Fällen ganz entscheidend davon ab.  

Was mögen Sie an Ihrem Job am liebsten? 

In unseren Rechtsgebieten kommen Mandanten immer wieder mit neuartigen rechtlichen Problemen zu uns. Das ist im Bereich des Medienrechts und auch des gewerblichen Rechtsschutzes aus meiner Sicht sehr viel spannender als in anderen, klassischen Rechtsgebieten, in denen etwa technische Neuerungen keine so entscheidende Rolle spielen.  

Auch im Sportrecht hat der Bereich des eSports viele neue spannende Fragen und Möglichkeiten eröffnet. Unsere Mandate im eSport haben in unserer Beratungspraxis im Sportbusiness inzwischen eine tragende Rolle eingenommen.  

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"Gesetzliche Vorgaben schaffen ungewollt mehr Probleme, als sie beseitigen können" 

Und was mögen Sie nicht? 

Leider stößt man in der Praxis auch immer wieder auf Hürden durch gesetzliche Vorgaben, die ungewollt mehr Probleme schaffen, als sie jemals hätten beseitigen können. Da ist oftmals purer Aktionismus der Politik im Spiel, mit dem man auf ein aktuelles Ereignis oder einen bestimmten Zeitgeist öffentlichkeitswirksam reagieren will. Ein Beispiel ist das Gesetz zur Stärkung des fairen Wettbewerbs, das Ende 2020 in Kraft trat. Es wird von vielen spezialisierten Rechtsanwälten massiv kritisiert, u.a., weil der sogenannte „Fliegende Gerichtsstand“, der es ermöglicht vor einer spezialisierten Kammer zu verhandeln, weitgehend aufgehoben wurde.  

Wieviel Diplomatie ist gefragt?  

Diplomatie ist in vieler Hinsicht gefragt: Sowohl die Kommunikation mit gegnerischen Anwälten als auch mit Richtern und nicht zuletzt mit den eigenen Mandanten erfordert Fingerspitzengefühl, ausreichend Empathie und Überzeugungskraft. Das ist jeden Tag eine neue und spannende Herausforderung für mich und unser gesamtes Team. Wer sich nicht in sein jeweiliges Gegenüber hineinversetzen kann, wird Probleme haben, die Interessen der Mandanten bestmöglich durchzusetzen.  

Was ist Ihr Highlight des vergangenen Jahres?  

Ein Highlight war die erneute Auszeichnung unserer Kanzlei als eine der Top-Wirtschaftskanzleien in Deutschland. Wir wurden dieses Jahr bereits zum vierten Mal in Folge ausgezeichnet und zwar in den Kategorien Markenrecht, des Medien- und Presserechts sowie des Wettbewerbsrecht, die unsere Tätigkeitsfelder in der Praxis weitestgehend abdecken.  

Sich in der Spitzengruppe der spezialisierten Kanzleien in Deutschland zu etablieren, zu der natürlich neben Kanzleiboutiquen und mittelständischen Kanzleien auch Großkanzleien als Big Player gehören, ist ein toller Erfolg. Die erneute Auszeichnung von LHR ist auch eine besondere Auszeichnung für das gesamte Team, ohne das eine solche Auszeichnung nicht denkbar wäre. Das freut mich am meisten.  

"Man sollte sich nicht für unersetzlich halten" 

Wie Homeoffice-tauglich ist Ihr Job?  

Unser Job ist absolut Homeoffice-tauglich, soweit die IT-Infrastruktur entsprechend vorbereitet ist. Durch die Coronakrise haben unsere Mitarbeiter intensiv vom Homeoffice aus gearbeitet. Unsere Erfahrungen sind so positiv, dass wir unseren Mitarbeitern auch unabhängig von Corona weiterhin die Möglichkeit geben werden, von zu Hause aus zu arbeiten. Zwei unserer angestellten Rechtsanwälte wohnen beispielsweise in Düsseldorf und wechseln sich jetzt gegenseitig mit der Arbeit in der Kanzlei und im Homeoffice ab. Das funktioniert ganz wunderbar.  

Inzwischen halte ich auch meine Vorlesungen an der Universität Trier und an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen digital aus der Kanzlei. Aber auch Meetings mit Mandanten und sogar Gerichtsverhandlungen werden inzwischen problemlos digital durchgeführt. Durchaus eine Bereicherung! 

Wer könnte Sie ersetzen?  

Unser Team kann mich ersetzen bzw. wir können und müssen uns gegenseitig im Team ersetzen können, wenn mal jemand ausfällt. Das ist ein wesentlicher Punkt. Niemand sollte sich in unserem Job für unersetzlich halten, das ist eine nicht ganz ungefährliche Selbstwahrnehmung.  

Als ich vor Jahren meine Doktorarbeit abschließen wollte, musste ich meine Kanzleiarbeit für einige Monate unterbrechen. Nach anfänglichen Kontrollverlustgefühlen habe ich gemerkt, dass meine Arbeit durch gute Kommunikation für einen bestimmten Zeitraum auch ganz hervorragend von meinen Kollegen übernommen werden kann. Das war eine wichtige Erfahrung. Seitdem fällt mir das Delegieren von komplexen Aufgaben sehr viel leichter. 

"Wer sich dauerhaft verstellt, wird keinen Erfolg haben" 

Was muss man tun, um Ihren Job zu kriegen? 

Um die Interessen meiner Mandanten bestmöglich zu vertreten, bedarf es verschiedener Aspekte. Natürlich muss man die Materie perfekt beherrschen. Neben einem exzellenten Judiz sind aber auch andere Kriterien entscheidend, ob man als spezialisierter Rechtsanwalt erfolgreich ist. Neben der Leidenschaft, der Kommunikations- und Empathiefähigkeit ist mit Sicherheit die Authentizität ein Schlüssel zum Erfolg. Wer sich dauerhaft verstellt, wird auf lange Sicht keine Erfolge erzielen können. Und die Neugierde auf alles bislang Unbekannte – und damit auch auf neue Problemstellungen – sollte man sich immer aufrechterhalten.  

Wo finden Sie Ihr Netzwerk? 

Netzwerken gehört dazu, sowohl auf internationalen Kongressen – etwa bei der INTA im Markenrecht – als auch in sozialen Netzwerken wie LinkedIn, Twitter oder auch Facebook. Unsere Kanzlei hat beispielsweise auf Facebook knapp 10.000 Follower, die wir regelmäßig mit Content aus unserer Praxis versorgen. Die Guerilla-Variante des Netzwerkens ist der Gewinn ehemaliger Gegner als Mandanten durch überzeugende Arbeit, eine besondere Form der Mandatsakquise. 

Was wird sich in den nächsten zehn Jahren in Ihrer Branche ändern? 

Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran und wird bestimmte Bereiche in unserem Berufsfeld immer stärker besetzen. Dieser Trend ist nicht aufzuhalten. Er ist Chance und Risiko zugleich. Wir entwickeln aktuell mit unterschiedlichen Partnern ebenfalls schon verschiedene neuartige Ansätze der Digitalisierung unserer täglichen Arbeit. Ein äußerst spannendes Feld, das bis zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz reicht. Letztlich entscheidend wird aber der Rechtsanwalt als handelnder Mensch hinter jedem Mandat bleiben, soweit er den aktuellen Trend nicht verschläft. 

Die Fragen stellte Annelie Kaufmann 

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