Meinungsumfrage unter Nachwuchsjuristen

Wert­schät­zung und Frei­zeit wich­tiger als Geld und Pres­tige

von Jens KahrmannLesedauer: 3 Minuten

Im Mai und Juni dieses Jahres befragte das Forschungsinstitut trendence rund 2.600 Nachwuchsjuristen über ihre Erwartungen an das Berufsleben. Darin zeigt sich, dass Wertschätzung und Freizeit als Faktoren bei der Berufswahl klar an Bedeutung gewinnen. Von einer 40-Stunden-Woche sind die Befragten jedoch gedanklich noch immer weit entfernt.

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trendence versteht sich als Europas führendes Forschungsinstitut im Bereich Personalmarketing. Es möchte nach seiner eigenen Beschreibung "den Arbeitgebern helfen, den Nachwuchs zu verstehen". Aus diesem Grunde hat das Unternehmen in diesem Jahr wieder 2.600 Nachwuchsjuristen nach ihren beruflichen Vorstellungen gefragt.

Bevor es an die harten Fakten geht, sei vorweggeschickt, dass Studierende mit knapp 60 Prozent den Löwenanteil der Befragten ausmachen – das zweite Staatsexamen hatten dagegen weniger als 10 Prozent der Umfrageteilnehmer absolviert. Außerdem fand die Umfrage ausschließlich unter e-fellows-Stipendiaten statt, sodass sie die Meinung der tendenziell leistungsstärkeren Nachwuchsjuristen abbildet.

Öffentlicher Dienst sehr attraktiv – vor allem für Frauen

trendence betont in seiner Pressemitteilung die Attraktivität des Öffentlichen Dienstes für Nachwuchsjuristen, was auch an den Zahlen deutlich wird: Mit dem Auswärtigen Amt, der Europäischen Kommission und dem Bundeskriminalamt befinden sich gleich drei öffentliche Institutionen unter den Top Fünf der beliebtesten Arbeitgeber.

Interessant ist dabei vor allem die nach Geschlecht differenzierte Betrachtung. Dabei zeigt sich, dass Frauen die öffentlichen Arbeitgeber wesentlich attraktiver finden als die Männer. Bei diesen wiederum stehen namhafte Kanzleien höher im Kurs.

So können sich etwa 19,5 Prozent der Frauen für eine Karriere beim Bundeskriminalamt begeistern, wohingegen nur 7,9 Prozent der Männer dieser Einschätzung zustimmen.  Und während 17 Prozent der Herren gerne bei Freshfields einsteigen würden, geben nur 12,4 Prozent der Frauen dieselbe Präferenz an.

Lieber weniger arbeiten und weniger verdienen

Eine weitere Kernaussage der Untersuchung ist, dass Nachwuchsjuristen nie weniger arbeiten wollten als heute: Während die Newcomer im Jahre 2007 noch bereit waren, wöchentlich rund 54,5 Stunden zu ackern, möchten sie nunmehr im Schnitt maximal 51 Stunden im Büro sitzen.

Frauen und Männer unterscheiden sich auch in diesem Punkt: Die Berufsträgerinnen von morgen wollen nämlich rund vier Stunden weniger wöchentlich arbeiten als ihre männlichen Kollegen. Dafür erwarten sie aber auch nur ein Arbeitsgehalt von rund 55.000 Euro jährlich, während es für die Herren der Schöpfung schon 70.000 Euro sein sollen.

Was die Erwartungen an die Jobsuche angeht,  sind sich Männer und Frauen dagegen recht einig: Sie rechnen mit einem rund viermonatigen Bewerbungsprozess, in dem etwa 20 Bewerbungen zu schreiben sind.

Status und Prestige vergleichsweise unwichtig

Auf der Wichtigkeitsskala ganz oben steht für Nachwuchsjuristen, dass das eigene Aufgabenfeld attraktiv ist – was auch immer das für den Einzelnen bedeuten mag. Fast im selben Atemzug werden Kollegialität, persönliche Entwicklung und guter Führungsstil genannt.

Im Vergleich zu den Vorjahren wird zudem deutlich, dass auch der Arbeitsort und die Sicherheit der Anstellung für viele immer wichtiger werden. Ein hohes Einstiegsgehalt, Status und Prestige und der Erfolg des Unternehmens haben bei den künftigen Berufsträgern dagegen wesentlich weniger Bedeutung.

Nach der persönlichen Definition von Erfolg im Beruf gefragt, fallen die Begriffe Anerkennung und Wertschätzung am häufigsten – der Faktor des Gehaltes oder des konkreten Postens in der Unternehmenshierarchie spielt für die Erfolgsdefinition dagegen ein deutlich untergeordnete Rolle.

Furcht vor der Generation  Y unbegründet

So erschreckend all das für die Personaler mancher Großkanzlei klingen mag, die dem Nachwuchs das Leben für sechsstellige Jahresgehälter abkaufen will – die Juristen sind mitnichten die Stoßfront der Generation Y.

Rund 50 Prozent der befragten künftigen Berufsträger wollen in den ersten Jahren nach dem Abschluss ihr Privatleben zugunsten einer Karriere zurückstellen und fast genauso viele Umfrageteilnehmer bereiten sich mental schon auf Wochenendarbeit vor. 

Mag das Bewusstsein für den Wert der Freizeit auch gestiegen sein, so hat sich der Arbeitseifer der Juristen doch nicht grundlegend verändert. Die neuen Herausforderungen, vor die trendence Deutschlands Kanzleien durch den Nachwuchs gestellt sieht, dürften daher durchaus zu meistern sein. Notfalls eben mit ein paar weiteren Gehaltserhöhungen.

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