Gute Arbeitsmarktperspektiven für Juristen

So angeln Sie sich einen neuen Job

von Nina Anika KlotzLesedauer: 7 Minuten
Und, wie viele Ihrer guten Vorsätze haben Sie bereits gebrochen? Kaum ist das neue Jahr ein paar Wochen alt, essen wir schon wieder Schokolade und schnorren beim Kollegen eine Zigarette. Ist halt so. Den Vorsatz, sich dieses Jahr endlich im Job zu verbessern, sollten Sie nicht aus den Augen verlieren. Für Juristen stehen 2011 die Chancen auf dem Arbeitsmarkt ziemlich gut.

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"Sowohl in Kanzleien als auch insbesondere bei Unternehmen werden derzeit relativ viele Juristen eingestellt. In der Wirtschaft steigt die Kostensensibilität. Man hat die juristische Expertise lieber wieder selbst im Haus, als Projekte an externe Anwälte zu geben. Das ist günstiger", berichtet Ina Steidl, Geschäftsführerin der Personalberatungsgesellschaft Schollmeyer&Steidl, die sich auf die Vermittlung von Juristen spezialisiert hat. "Die Fachbereiche Arbeits- und Vertragsrecht, IT- oder IP-Recht und allgemein auch Gesellschaftsrecht sind dabei besonders gefragt. Außerdem werden verstärkt Finanzierungsexperten auf jüngerer Ebene gesucht, also Anwälte, die zwei oder drei Jahre Berufserfahrung mitbringen." Das klingt viel versprechend. Jetzt muss das Projekt "Jobwechsel" nur noch entschlossen angegangen werden – aber wie? Über einen "Headhunter" oder einen Personalvermittler wie Schollmeyer&Steidl zu gehen, hat seine Vorteile: "Wir haben einen großen Marktüberblick, weil wir ständig mit potentiellen Arbeitgebern in Kontakt stehen. Außerdem gibt es eine Art 'grauen Arbeitsmarkt': Es werden längst nicht alle Stellen ausgeschrieben, aber wir bekommen trotzdem viele davon mit", so Ina Steidl. Natürlich kann auch das Sichten von Stellenanzeigen oder eine überzeugende Initiativbewerbung den ersehnten Jobwechsel bringen, gerade wenn es (noch) nicht um gehobene Führungspositionen geht. Vor jeder initiativen Bewerbung sollte der Griff zum Telefon stehen, erklärt der Bewerbungstrainer Christian Püttjer, Autor des Buches "Das große Bewerbungshandbuch" und Gründer der Karriereakademie. Lassen Sie sich zum Personalverantwortlichen durchstellen. Meist genügt die Auskunft "Es geht um eine Bewerbung", um beim richtigen Ansprechpartner zu landen. "Für ein solches Gespräch sollten Sie eine Art akustische Visitenkarte bereithalten. Geben Sie dem Gesprächspartner ein Kurzprofil von sich: Nennen Sie ihren Fachanwalt. Was ist Ihr Tätigkeitsschwerpunkt? Sind Sie Mitglied einer berufsständischen Vereinigung? Sagen Sie, dass Sie gern mit dem Unternehmen oder der Kanzlei in Kontakt kommen möchten und fragen Sie, wie sie dabei vorgehen sollen. An wen dürfen Sie Ihre Unterlagen schicken und was sollten Sie in Ihrer Bewerbung thematisieren?"

Initiativbewerbung: Den eigenen Marktwert prüfen

Wer sich bei einem solchen Gespräch unwohl fühlt und meint, in der unangenehmen Lage eines Bittstellers zu sein, mag sich vor Augen führen, dass es im Grunde nur ein Abgleich ist: Bringe ich etwas mit, das für diese Kanzlei oder dieses Unternehmen von Nutzen ist?
Natürlich kann es sein, dass die Bewerbung hier schon zu Ende ist, wenn nämlich die Auskunft erfolgt, dass absolut kein Bedarf an neuen Kräften besteht. Dann sollte man das, so der Bewerbungscoach, auch akzeptieren. "Wenn nach der ersten, initiativen Kontaktaufnahme aber Interesse besteht, sollten die Bewerbungsunterlagen dem Arbeitgeber auch nach drei bis vier Tagen vorliegen. Sonst verblasst die Erinnerung", warnt Püttjer. Das heißt: Man sollte Lebenslauf und Anschreiben bereits vor dem Telefonat vorbereitet haben, denn mindestens zwei volle Tage dauert es in der Regel, eine ansprechende, vollständige Bewerbung fertig zu machen. Die Hälfte der Zeit nimmt dabei der tätigkeitsbezogene Lebenslauf in Anspruch. "Sie sollten nicht nur schreiben, wo und was Sie waren – also Referendar in der Kanzlei X –, sondern Sie sollten erklären, was Sie da genau gemacht haben. Das können ruhig fünf oder mehr konkrete Aufgaben oder Fälle sein, an denen Sie gearbeitet haben", so der Bewerbungstrainer. Damit kann ein Lebenslauf bis zu drei Seiten lang werden und das ist gut so, findet Püttjer. Damit der Leser dabei nicht den Überblick verliert, rät er, die anglo-amerikanische Variante des Lebenslaufaufbaus zu wählen: Fangen Sie mit der letzten, der aktuellsten Tätigkeit zuerst an. Sowohl der Bewerbungscoach als auch die Personalberaterin raten, dem Lebenslauf ein Foto beizufügen, auch wenn der Arbeitgeber das nicht mehr einfordern darf. Ein gutgemachtes, professionelles Foto kann nur von Vorteil sein, finden die Profis. Anders verhält es sich bei dem Punkt "Hobbys". Die Meinungen darüber, ob Angaben dazu nötig sind oder nicht, gehen auseinander. Ina Steidl ist dafür: "Ich finde es sinnvoll, Interessensgebiete außerhalb der Juristerei zu erwähnen. Allerdings sollte man nur etwas angeben, von dem man wirklich Ahnung hat. Wer als Hobby 'Literatur' angibt, sollte eine Antwort auf die Frage, welches Buch er denn gerade lese, parat haben." Christian Püttjer ist der Ansicht, dass auf den Punkt "Hobbys" im Lebenslauf ohne Weiteres verzichtet werden kann: "Einzige Ausnahme sind Ehrenämter. Das sind gute Freizeitbeschäftigungen, die man nennen sollte."

Besser kein Mut zur Lücke

Generell gilt: Ehrlichkeit ist das oberste Gebot. "Es bringt nichts, irgendetwas zu faken. Wenn es bei einem Job nicht gepasst hat und man in der Probezeit gekündigt hat, dann ist das eben so. Dann sollte man das in den CV schreiben, sonst muss man eine drei- bis sechsmonatige Lücke erklären", so Personalberaterin Ina Steidl. Auch Bewerbungstrainer Püttjer findet "Lücken" ab mehr als drei Monaten problematisch. "So etwas kann passieren, wenn jemand lange auf seinen Referendariatsplatz gewartet hat. Man sollte versuchen, die Lücken mit freiberuflicher oder beratender Tätigkeit für eine Kanzlei, mit Aktendurchsicht oder dergleichen zu füllen." Kleine Pausen besonders während Übergängen (etwa zwischen Abitur und Studium oder Studium und erstem Job) sind vertretbar. Mit dem Anschreiben tun sich viele Bewerber schwer. Juristen aber sind im Vorteil. "Betrachten Sie es als eine Art Subsumption: Worum geht es bei diesem Fall und was wird angewendet? Heißt übersetzt: Wer oder was wird gesucht und was bringe ich mit?", so der Bewerbungscoach. "Es geht darum, die Überschneidungen ihrer bisherigen Erfahrungen mit zukünftigen Aufgaben hervorzuheben." Bezieht man sich auf eine Stellenausschreibung, sollten die darin verwandten Schlagworte im Anschreiben auftauchen. Ein gutes Anschreiben und ein überzeugender Lebenslauf werden mit einer Einladung zum Vorstellungsgespräch belohnt. Gepflegtes Äußeres, Höflich- und Pünktlichkeit sind dabei vorausgesetzt. Des Weiteren sollten Bewerber darauf achten, weder zu taff noch zu schüchtern aufzutreten. Wer zu viel redet, kommt nicht gut an, so der Bewerbungstrainer. "Bei der Eingangsfrage 'Erzählen Sie mal von sich' oder 'Skizzieren Sie Ihren Lebenslauf' darf man etwas länger reden. Danach reichen drei bis vier Sätze auf jede Frage." Ein-Satz-Antworten freilich sind nicht ausreichend. Ziel ist es, ein Gespräch in Gang zu bekommen. "Ein Bewerbungsgespräch ist auf der einen Seite ein Profilabgleich: Kann jemand, der zu uns kommt, die Dinge, die wir verlangen? Auf der anderen Seite ist es eine Selbstbildprüfung: Was hält der Bewerber selbst von sich?", erklärt Christian Püttjer. "Um da nicht überheblich oder zu defensiv rüber zu kommen, sollte man immer darstellend antworten. Was habe ich bearbeitet, welche beruflichen Erfahrungen habe ich wo gesammelt? Weniger: Wie habe ich das alles gemacht?"

Mit kleinen Tricks von den Mitbewerbern abheben

Relativieren Sie nichts. Besonders Frauen neigen dazu, ihre bisherigen Leistungen herunter zu spielen. "Sagen Sie nicht: 'Ich habe mich irgendwann mal so ansatzweise mit diesem Rechtsgebiet beschäftigt'. Sagen Sie: 'Damit habe ich mich beschäftigt'." Ebenso rät der Coach von Konjunktiven und in die Zukunft projizierten Aussagen ab. Was man tun wird, wenn man genommen würde, ist weniger interessant, als was man bereits getan hat.
Einzige Ausnahme ist die Frage nach den Gehaltsvorstellungen: "Hier darf man etwas vage bleiben. Formulierungen wie 'Zur Zeit liegt mein Gehalt bei 50.000 Euro im Jahr' oder 'Ich strebe in etwa 50.000 Euro an' sind empfehlenswert." Dann kann man den Ball zurückspielen und fragen, wie die Gehaltsstruktur im Haus aufgebaut ist. "Sie sollten ein bis zwei Fragen zum Unternehmen parat haben, für den Fall, dass Sie gebeten werden, eigene Fragen zu stellen. Wenn das nicht passiert, müssen Sie auch nichts fragen", so Püttjer. "Aber Sie sollten so umfassend wie möglich über die Kanzlei informiert sein und wissen, welcher Partner welche Schwerpunkte und welche Vorlieben hat." Ein kleiner Trick, sich von der Vielzahl aller Bewerber abzuheben: Melden Sie sich noch einmal! "Das machen die Allerwenigsten", so Püttjer. "Mein Vorschlag ist es, einen Tag nach dem Gespräch dem Gesprächspartner eine Mail zu schicken, in der der Bewerber ausdrückt, dass das Treffen sehr informativ war und dass er noch mehr als vorher davon überzeugt ist, in dieser Kanzlei oder in diesem Unternehmen richtig zu sein und dort tätig werden zu wollen." Obwohl die Beherzigung aller diese Tipps die Chance auf den Traumjob erhöhen sollte, kann es natürlich sein, dass es nicht auf Anhieb klappt. Oder sagen wir: Es ist sogar wahrscheinlich. In der Regel dauert ein Jobwechsel mindestens ein halbes Jahr. Manchmal länger. Wichtig, so der Bewerbungscoach Püttjer abschließend, ist deshalb: "Schicken Sie auf jeden Fall mehrere Bewerbungen gleichzeitig los, damit letztendlich dann Sie selbst auswählen können, wo Sie hin möchten."
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