Initiative: Frauen als Vorbilder für Frauen

Das Wollen wagen

von Tanja PodolskiLesedauer: 4 Minuten
Juristische Karriere und Familie? Oder auch keine? Egal, wie der Berufsweg für Frauen aussehen soll: Die Initiative breaking through will weibliche Vorbilder vorstellen, Juristinnen vernetzen und nicht zuletzt gedankliche Schranken durchbrechen.

Kanzleien haben Karriere-Tage ausschließlich für Frauen, Mentoren, Veranstaltungen für uns mit Frauen – und alles reicht nicht, um die Riege der Partnerschaft weiblicher zu machen. Um Perspektiven für Frauen, um Möglichkeiten, geht es darum – und um noch mehr: Breaking through ist eine Online-Plattform, bei der weibliche Vorbilder in der Juristerei dargestellt werden, und zwar egal ob internationale Großkanzlei, kleine Sozieäten, Gerichte, Politik oder Lehre. Denkbar sind sogar auch weitere Berufsbilder. Die Initiative will die Frauen zusammenbringen, Vorbilder bekannt machen und miteinander vernetzen. Die Zielgruppe sind Frauen, die Ideen und Möglichkeiten für ihren eigenen Berufsweg erkennen möchten – unabhängig davon, in welchem Stadium ihrer Ausbildung oder ihrer Berufstätigkeit sie sind.

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Unterstützung von der Justizministerin

Nadja Harraschain ist Initiatorin von breaking through. Die Idee kam ihr vor gut drei Jahren. Damals arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem Büro einer Großkanzlei, in dem es eine einzige Partnerin gab. Viele weitere Anwältinnen arbeiteten in dem Büro, in ihrem Arbeitsumfeld hatte lediglich eine Frau ein Kind. Das kann auf einer persönlichen Lebensentscheidung beruhen oder sonstige persönliche Gründe haben. Für die junge Juristin Harraschain, die gerade an ihrer Promotion schreibt, war die Lage auffällig genug, um sie im Freundes- und Bekanntenkreis zu diskutieren. "In den Gesprächen wurde klar, dass viele Frauen für sich viele Berufsbilder von vornherein ausgeschlossen haben", sagt die Frankfurterin. Bei Nachfragen habe sich herausgestellt: "Das `will ich nicht` war vielmehr ein `das geht nicht`. Viele Frauen haben sich nicht getraut, einen konkreten Beruf zu wollen." Dafür spielten sicherlich viele Faktoren eine Rolle, doch einer sei auch, dass so wenige weibliche Vorbilder existierten und die wenigen nicht bekannt genug seien. "Ich hatte also die Idee, nach weiblichen Vorbildern zu suchen, die nach ihren eigenen Maßstäben eine juristische Karriere gemacht haben, und diese Frauen vorzustellen", sagt Harraschain. Herausgekommen ist eine Domain mit vielen Fotos bekannter Frauen aus der juristischen Szene auf der Startseite.. Noch sind nicht alle Texte geschrieben, doch alle Frauen, deren Fotos zu sehen sind, haben sich bereit erklärt, die Initiative zu unterstützen. Dazu gehört die Bundesjustizministerin Dr. Katarina Barley, Professor Dr. Nina Dethloff von der Universität Bonn und die Milbank-Partnerin Dr. Ulrike Friese-Dormann, selbst Mutter von drei Kindern.

Kick-off an der Uni Frankfurt

Sichtbar werden die Porträts über die erfolgreichen Frauen nach dem Kickoff-Meeting an der Goethe-Universität Frankfurt am 5. Juni. Breaking through organisiert die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Gleichstellungsrat des Fachbereichs Rechtswissenschaften der Goethe-Universität und dem Deutschen Juristinnenbund. Anwältinnen aus sechs verschiedenen Kanzleien berichten von ihren eigenen Erfahrungen und beantworten Fragen der Teilnehmerinnen – und Teilnehmer, eingeladen sind ausdrücklich auch Männer. Auf dem Plenum sitzen allerdings nur Frauen: Armineh Gharibian (Senior Associate, Mayer Brown), Dr. Juliane Hilf (Partnerin, Freshfields Bruckhaus Deringer), Dr. Kerstin Kopp (Partnerin, Clifford Chance), Dr. Dorothee Ruckteschler (Partnerin, CMS), Dr. Viola Sailer-Coceani (Partnerin, Hengeler Mueller) und Dr. Anna Schwander (Partnerin, Kirkland & Ellis). Thema ist dieses Mal: "Vereinbarkeit von Familie und Karriere in der Großkanzlei". Weitere Events sind bereits geplant, nicht immer wird es dabei nur um die Großkanzlei gehen – und auch nicht ausschließlich um Beruf und Familie. "Auch Frauen ohne Kinderwunsch suchen schnell vergeblich nach einem geeigneten Pool an erfolgreichen Juristinnen, die ihnen Orientierungshilfe sein können. Unangemessene Fragen zur persönlichen Lebensplanung müssen sich zudem alle immer wieder stellen lassen", sagt Harraschain. "Dazu zählt auch die Frage, warum man denn keine Kinder habe."

Anzahl der Partnerinnen stagniert

Die Idee der Initiative wird sich aber nicht alleine um das Thema "Nachwuchs" drehen. "Für alle Frauen in Führungspositionen stellen sich unterschiedliche Schwierigkeiten und Herausforderungen, die wir aufgreifen möchten", sagt die Juristin. Den teilnehmenden Frauen sei es nach ihrer eigenen Auskunft ein "Bedürfnis" – dabei mitzumachen. "Viele haben erzählt, dass sie selbst kein Vorbild hatten und das für andere Frauen nun selbst gerne sein möchten." Die Qualifikationen und Wege sind vielschichtig. "Wir möchten alle Karriere-Wege abbilden, also nicht nur Partnerin oder Professorin, sondern auch Counsel und Senior Assoicate, damit jede Frau eine andere findet, mit der sie sich identifizieren kann", so Harraschain. Das Projekt könnte allerdings schnell an eine Grenze gelangen: Zumindest die Anzahl der Partnerinnen in Großkanzleien stagniert seit Jahren. Doch 50 beruflich erfolgreiche Frauen haben bereits ihre Teilnahme zugesagt oder klares Interesse bekundet, und sie selbst habe noch viele weitere Frauen auf einer Liste, so Harraschain, die sie kontaktieren möchte. Zudem kommen auch immer wieder Vorschläge von den Teilnehmerinnen für andere beruflich erfolgreiche Frauen. "Und wir gucken ja auch nicht nur auf die Großkanzleien, sondern eben auch auf die Richterschaft, die Lehre und andere Berufsfelder wie etwa die Politik." Das eigene Kind von Harraschain wird jedenfalls nie zu den Vorbildern dazugehören, die breaking through aktuell porträtiert. Es ist ein Junge.

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