ZPO-Kommentar von Prütting/Gehrlein: Opus Magnum zum zivilen Prozessrecht

Dirk Vianden

22.04.2010

28 Seiten Inhaltsübersicht, 82 Seiten Stichwortverzeichnis, 54 Autoren und insgesamt 2.568 Seiten Kommentarliteratur. Der Prütting/Gehrlein zur ZPO ist ein wahrhaftes Mammutwerk, Verzeihung, um sachlich zu bleiben, ein Opus Magnum zum zivilen Prozessrecht, das seinesgleichen kaum finden wird.

Hanns Prütting und Markus Gehrlein ist für den Markt der zivilprozessualen Kommentarliteratur wahrlich ein großer Wurf gelungen: Sie legen ein in jeder Hinsicht zeitgemäßes, ja modernes Werk vor. Der kurz und prägnant "ZPO-PG" genannte Kommentar ist gut lesbar, verständlich, ohne lähmende Abkürzungsakrobatik geschrieben und hält sich, aber zuvorderst natürlich seine Leserschaft, über das dazu gehörige Online-Portal stets aktuell.

Bereits im Klappentext erfährt der Leser, dass es sich um ein "neues, frisches Werk" handelt "ohne alten Ballast". Wohltuend allemal, denn die Bücher 6 (Verfahren in Familiensachen) und 9 (Aufgebotsverfahren) der Zivilprozessordnung sind bekanntlich weggefallen und zum 1. September 2009 im neugeschaffenen Regelungswerk FamFG aufgegangen.

Keine ausladenden Zitatenketten, sondern vielmehr wissenschaftlich fundierte Stellungnahmen zu praktisch relevanten Streitfragen zeichnen den ZPO-PG aus. Dabei muss der Leser auf ein Quellenstudium, so gewollt, nicht verzichten, sind doch die relevanten im Werk zitierten Entscheidungen im Volltext im bereits erwähnten Online-Portal nachzulesen.

Der PG möchte ein wissenschaftlich fundiertes Hilfsmittel für den Praktiker sein. Hierfür stehen die beiden Herausgeber, Hochschullehrer der eine, Bundesrichter der andere, ein. Obgleich zum 54-köpfigen Bearbeiterteam lediglich sechs Rechtsanwälte und ein Staatsanwalt gehören, wird das Werk auch seinem Anspruch gerecht, Kommentar für den vielbeschäftigten (Anwalts-)Praktiker zu sein.

Ambitioniert, aber nie überambitioniert

Wo findet der Praxisjurist eine Kommentierung zur ZPO, EGZPO, GVG, EGGVG, AVAG sowie alle wichtigen EU-Verordnungen zur internationalen Zuständigkeit noch in einem einzigen Band? Wo findet der Praktiker, der anwaltliche Leser allzumal, für jede relevante Norm zudem Hinweise auf das Kostenrecht?

Nein – bei allem Vorbehalt des Rezensenten, weil das Werk so früh erschienen  - die Herausgeber nennen es "kurzfristige Vorbereitungsphase" - und durchaus wuchtig ist, ist Prütting und Gehrlein mitsamt ihren 52 Bearbeitern zu bescheinigen, was sie im Vorwort selber postulieren: Das Werk ist ambitioniert, aber an keiner Stelle überambitioniert. Und es stellt die tatsächlich geglückte Synthese aus Praxisbezug und wissenschaftlichem Tiefgang dar.

Der PG soll, wie sein BGB-Pendant "PWW" (Prütting/Wegen/Weinreich) jährlich erscheinen. Auch dies ist ambitioniert, untermauert aber den praxisbezogenen Ansatz, der einhergeht mit steter Aktualität. Dem wird der PG in seinem Novizenstück gerecht und, um im Bild zu bleiben: Auf solch brillantem Qualitätsstandard gehalten, wird der PG sehr bald zum zivilprozessualen Seniorat gehören, ja, zum ZPO-Standardwerk werden.

Prütting, Hanns/Gehrlein, Markus, ZPO Kommentar, 1. Auflage 2010, Luchterhand, Köln, 2.653 Seiten, 139 €, ISBN 978-3-472-07253-9, mit Online-Portal unter www.zpo-pg.de und CD zum FamFG

Der Rezensent Dirk Vianden ist Rechtsanwalt in einer interdisziplinären Sozietät in Bonn

Zitiervorschlag

ZPO-Kommentar von Prütting/Gehrlein: . In: Legal Tribune Online, 22.04.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/102 (abgerufen am: 12.12.2024 )

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