2/2: Das Ende des Prinzips des gesetzlichen Richters
Rechtsstaatliche Prinzipien gelten auch vor Gericht längst nicht mehr. Gegen 46 weitere Rechtsanwälte wurde am Montag eine Hauptverhandlung fortgesetzt wegen angeblicher Mitgliedschaft in der Union der Gemeinschaft Kurdistans (KCK). Fast alle Angeklagten sind Mitglieder in einem der nun verbotenen Vereine. Die ihnen zur Last gelegten Taten knüpfen nahezu ausschließlich an die anwaltliche Tätigkeit der Angeklagten an. Ihnen drohen bis zu 22 Jahre Haft. Der Deutsche Anwaltverein kritisiert dieses Verfahren, in dem einige Angeklagte bis zu 28 Monate in Untersuchungshaft saßen, seit seinem Beginn.
Seit dem Prozessauftakt Mitte 2012 haben die Richter immer wieder gewechselt. Einst gab es auch in der Türkei das Prinzip des gesetzlichen Richters. Doch nach 3.000 Entlassungen innerhalb der Richterschaft und bei den Staatsanwälten seit dem Putschversuch in diesem Sommer ist dieses nicht mehr zu wahren.
Ebenfalls am Montag hatte sich daher das türkische Verfassungsgericht mit der Frage der "Rechtsstaatlichkeit" wechselnder Richter in einem Verfahren befasst und entschieden, dass mit Blick auf den Beschleunigungsgrundsatz Richter in laufenden Verfahren ersetzt werden können. Im Fall des KCK-Verfahrens war die Neubesetzung wiederum notwendig geworden: Einer der früheren Richter befindet sich auf der Flucht. Ihm wird die Mitgliedschaft in der Gülen-Bewegung vorgeworfen, er wird per Haftbefehl gesucht. Bei der Fortsetzung der Verhandlung war den Richtern des KCK-Verfahrens die auch erst am Montag verkündete Entscheidung des Verfassungsgerichtes indes nicht bekannt.
Weitere Zulassungen sollen entzogen werden
Die verbliebenen Richter diskutierten gleichwohl, inwieweit sie überhaupt die bisher bereits zusammengetragenen Informationen verwerten können – immerhin könnten die Beweise manipuliert sein.
Die Diskussion führte schließlich zu einer Vertagung der Verhandlung bis zum 9. März 2017.
ÖHD und CHD zeichneten ein tiefschwarzes Bild. Es scheint Anzeichen dafür zu geben, dass ca. 3.000 weiteren Anwälten die Zulassung entzogen werden soll. Das Justizministerium sei hierfür bereits an die Kammern herangetreten.
Schon jetzt schliefen viele Juristen aus Angst vor Verhaftung nicht mehr in der eigenen Wohnung, heißt es. Und es gebe wahnsinnig viele, die überlegen, wie sie das Land verlassen könnten.
Beleidigt jemand einen Richter, wenn er sich darüber beschwert, dass dieser nachts betrunken durch die Gemeinde zieht? Vor 130 Jahren gingen die Meinungen dazu auseinander: Mit einem feurigen Plädoyer für die Tugend von Staatsdienern.
Rund sechs Wochen vor der Bundestagswahl hat der Deutsche Anwaltverein (DAV) seine rechtspolitischen Forderungen für die kommende Legislatur vorgelegt. In "politisch unruhigen Zeiten" gehe es vor allem um den Erhalt des Rechtsstaats.
Julian Reichelt ging mit der Medienkanzlei gegen Berichte über "Machtmissbrauch" bei Axel Springer vor. Weil dieselbe Sozietät auch eine Frau vertritt, die Vorwürfe gegen Reichelt erhebt, stand ein gesetzwidriger Interessenkonflikt im Raum.
Unionskanzlerkandidat Merz kann sich vorstellen, straffälligen Doppelstaatlern die deutsche Staatsbürgerschaft abzuerkennen. Das Bundesinnenministerium hat verfassungsrechtliche Bedenken gegen den Vorschlag des CDU-Chefs.
CDU-Chef Friedrich Merz will bei doppelter Staatsangehörigkeit nach Straftaten den deutschen Pass entziehen. SPD, Grüne und FDP lehnen das ab. Verfassungswidrig wäre es wohl auch, so die Analyse von Christian Rath.
Ungarn verliert über eine Milliarde Euro an EU-Fördergeldern. Grund sind fehlende Reformen und Verstöße gegen rechtsstaatliche Prinzipien. Während Brüssel Härte zeigt, sieht die ungarische Regierung politische Willkür.