Der evangelische Kirchentag wird 2027 in Düsseldorf stattfinden. Die Stadt fördert das Event mit 5,8 Millionen Euro. Nun haben Veranstaltungsgegner wegen der Zuschüsse einen Verein gegründet – unter dem traditionellen Namen des Kirchentages.
Proteste und selbst ein Bürgerbegehren blieben erfolglos, nun haben die Gegner des evangelischen Kirchentags nachgelegt: Sie haben einen Verein unter genau dem Namen gegründet, unter dem seit mindestens den 80er-Jahren der Kirchentag selbst agiert. Der Clou: Die 5,8 Millionen Euro Zuwendungen der Stadt Düsseldorf für die für das Jahr 2027 geplante Veranstaltung sollen nach dem Ratsbeschluss "voraussichtlich" an einen Verein mit diesem Namen gehen. Der Kirchentag hat bereits die Löschung des Vereins beantragt.
Die Vereinsgründer stehen der Regionalgruppe "Düsseldorfer Aufklärungsdienst" der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) nah. Die Gruppe hatte bereits das Bürgerbegehren gegen den Düsseldorfer Ratsbeschluss zur finanziellen Unterstützung des Kirchentages initiiert. Erfolgreich war die Gruppe damit nicht.
Im September hatten Mitglieder die Eintragung des Vereins "40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027 e.V." beim Amtsgericht Fulda beantragt. In Fulda sitzen auch die Hauptamtlichen des Kirchentags, am dortigen Amtsgericht melden die Veranstalter auch selbst den Verein an, der für die Durchführung des jeweiligen Kirchentags benötigt wird. Der Vereinsname ändert sich lediglich in der Ziffer am Anfang des Namens sowie in der jeweiligen Benennung der durchführenden Stadt. So hieß der Kirchentag zuletzt "38. Deutscher Evangelischer Kirchentag Nürnberg 2023 e.V.", in diesem Jahr heißt er "39. Deutscher Evangelischer Kirchentag Hannover 2025 e.V.".
Wer hinter dem Verein steckt
Den Vorstand des von den Humanisten gegründeten Vereins geben David Farago und Mario Ickert. Farago ist seit 2010 Mitglied der GBS und nach deren Angaben zuständig für Events sowie der Initiator der Kunstaktion "Das 11. Gebot" ("Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!"). So machen die Kritiker seit 2014 auf die aus ihrer Sicht "verfassungsrechtlich bedenklichen Subventionierung" der Kirchentage aufmerksam. Mit Skulpturen mit dieser Aussage ist die GBS seit Jahren an zentralen Orten des Kirchentages präsent.
Ickert ist Gründer des Satire-Vereins "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters". Der Verein hatte mehrfach erfolglos versucht, als Weltanschauungsgemeinschaft anerkannt zu werden und hat mit diesem Vorstoß erfolglos auch das Bundesverfassungsgericht und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beschäftigt.
Mit der Vereinsgründung sei "nun prinzipiell der Weg frei, um das versprochene Fördergeld der Stadt sowie die Subventionen von Land und Bund zu beantragen", teilten die Vorstände anlässlich der Einladung zu einer Pressekonferenz am Donnerstag in Düsseldorf mit. Im Aufsichtsrat dieses Vereins sind nach dessen Angaben die frühere SPD-Politikerin Ingrid Matthäus-Maier, der Düsseldorfer Kabarettist Manes Meckenstock sowie der Michael Schmidt-Salomon, Vorstandssprecher der GBS.
Sie betonen in dem Pressestatement, der Kirchentag solle stattfinden und dort Kirchenkritikern und Befürwortern einer Trennung von Kirche und Staat ein breites Forum gegeben werden. Angesprochen werden solle mit Hilfe der öffentlichen Subventionen die große Mehrheit der Bevölkerung – im Jahr 2022 seien in Düsseldorf nur noch 14 Prozent der Bürgerinnen und Bürger evangelischen Glaubens gewesen, die Tendenz sei fallend.
Kirchentag hat Löschung beantragt
Der evangelische Kirchentag geht inzwischen gegen die Eintragung des Vereins vor. Es wurde bereits zum Jahresende ein Antrag auf Löschung beim Amtsgericht Fulda gestellt, teilte Mario Zeißig, Leiter Kommunikation des echten Kirchentags, gegenüber LTO mit. Eine Entscheidung sei aber bisher nicht ergangen. Bei der Gründung des Vereines wurden aus Sicht des Kirchentages Namensrechte der Kirchentagsorganisation verletzt sowie Verwechslungen bewusst in Kauf genommen. "Wir setzen uns mit dem Protest seit jeher offen auseinander", so Zeißig gegenüber LTO. Aber hier werde eine juristische Grenze überschritten.
Die GBS war beim Kirchentag in Nürnberg mit einer Skulptur präsent, bei dem sogar mit einer vom Kirchentag eingetragenen Wort-Bild-Marke agiert worden sei. Das Motto hieß seinerzeit "Jetzt ist die Zeit" – die Kritiker verwendeten die Aussage für ihre Zwecke und ergänzten, dass es Zeit sei, dass der Kirchentag selbst für das Event zahle. Der Kirchentag habe sich bewusst entschieden, nicht gegen die Verwendung vorzugehen. Mit der Vereinsgründung seien die Kritiker aber zu weit gegangen.
Auch Ickert mit seiner Kirche des fliegenden Spaghettimonsters ist beim sogenannten Markt der Möglichkeiten präsent, der stets einen Teil der Veranstaltungen zum Kirchentag ausmacht. Er war zuletzt mit einem Stand in Nürnberg und ist auch zum kommenden Kirchentag in Hannover bereits angemeldet. Mit Schmidt-Salomon wird in Hannover – ebenfalls zum wiederholten Male – ein Workshop stattfinden.
Dass die Aktion mehr als ein PR-Gag bleibt, ist nicht zu erwarten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass das Amtsgericht der Löschung zustimmt. Zudem wird auch die Stadt Düsseldorf die Zuschüsse nicht an die Gegner des Kirchentags auszahlen.
Nachtrag am 13.01.25: Die Gegner des Kirchentags haben am 11.1.25 mitgeteilt, dass die dem Antrag des Kirchentags auf Löschung des Vereins nicht widersprechen werden.
Wegen 5,8 Millionen Euro Zuschüssen: . In: Legal Tribune Online, 09.01.2025 , https://www.lto.de/persistent/a_id/56295 (abgerufen am: 18.01.2025 )
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