Druckversion
Samstag, 25.11.2023, 07:58 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/hintergruende/h/afd-spendenaffaere-alice-weidel-partei-persoenliche-wahlkampfspende/
Fenster schließen
Artikel drucken
39503

AfD-Parteispendenaffäre: Weidel-Spende oder AfD-Spende?

Gastbeitrag von Dr. Christian Rath

04.01.2020

Alice Weidel, Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion

picture alliance/Bernd von Jutrczenka/dpa

Die AfD will keine Strafe wegen der Annahme einer illegalen Auslandsspende zahlen. Nun soll die Spende plötzlich eine Schenkung an Alice Weidel persönlich gewesen sein. Christian Rath wundert sich.

Anzeige

Überraschendes Manöver der AfD: Die umstrittene Spende aus der Schweiz sei gar keine illegale Parteispende an die AfD gewesen, so die Rechtsaußen-Partei, sondern eine persönliche und legale Spende an die Kandidatin Dr. Alice Weidel. Damit wird die AfD aber wohl kaum durchkommen.

Zwischen Juli und September 2017 erhielt der AfD-Kreisverband Bodenseee, in dem Alice Weidel für den Bundestag kandidierte, rund 130.000 Euro von einer Schweizer Pharmafirma. Die Summe kam gestückelt in mehreren Teilen von meist rund 9.000 Schweizer Franken.

Die Spende war doppelt illegal. Zum einen dürfen Parteien gem. § 25 Abs. 2 Nr. 3 Parteiengesetz (PartG) maximal 1.000 Euro von Spendern aus dem Nicht-EU-Ausland annehmen. Außerdem müssen Spenden über 50.000 Euro gem. § 25 Abs. 3 PartG sofort der Bundestagsverwaltung gemeldet und veröffentlicht werden. Diese Pflicht sollte mit der Stückelung offensichtlich umgangen werden. Dass die ominöse Spende im April 2018 zurückgezahlt wurde, heilt den Verstoß nicht.

Die Bundestagsverwaltung hat deshalb vor einigen Wochen angekündigt, dass sie der AfD die gem. § 31c PartG übliche Sanktion in dreifacher Höhe der illegalen Spende auferlegen will. Die AfD müsste dann 396.000 Euro an den Fiskus zahlen. 

Saliger: Wahlkampfspende an Alice Weidel

Das will die AfD nun mit einer Stellungnahme des renommierten Straf- und Parteienrechtlers Prof. Dr. Frank Saliger verhindern. Saliger hat einen Strafrechts-Lehrstuhl an der Uni München, agiert aber auch als Of Counsel für die Kölner Anwaltskanzei Tsambikakis. Über Saligers Stellungnahme hatte zuerst die Süddeutsche Zeitung berichtet. Danach habe es sich nicht um eine Parteispende gehandelt, sondern um eine Spende an Alice Weidel als kandidierende Einzelperson.

Saliger bezieht sich auf die Aussage eines Züricher Drogisten, der das Geld von einem Geschäftsfreund aus Deutschland erhalten haben will und es dann über eine seiner Firmen an die AfD weiterleitete. Jede Überweisung habe den Verwendungszweck "Alice Weidel Social Media" getragen. Von dem Geld seien unter anderem Rechnungen der Kölner
Medienrechts-Kanzlei Höcker bezahlt worden, die für Weidel tätig war.

Grundsätzlich ist es möglich, an einen Kandidaten statt an eine Partei zu spenden. Sinnvoll ist dies zum Beispiel bei einem parteiunabhängigen Bewerber. "Dann gelten auch die Regeln des Parteiengesetzes nicht", sagt Prof. Dr. Martin Morlok, emeritierter Rechtsprofessor und Spezialist für Parteienrecht. Das heißt, es gibt auch keine Begrenzung für
Auslandsspenden und keine Transparenzpflicht. "Allerdings muss der Kandidat das Geld dann als Schenkung versteuern", so Morlok. Für Nicht-Verwandte gilt dabei ab einem Freibetrag von 20.000 Euro gem. § 19 Erbschaft- und Schenkungsteuergesetz (EStG) ein Steuersatz von 30 Prozent. Und der Spender kann Schenkungen an Einzelkandidaten nicht wie Parteispenden gemäß §§ 10b und 34g EStG von der Steuer absetzen.

Weidel 2018: "Keine persönliche Spende"

Im Fall der Schweizer Spende ist es jedoch ziemlich abwegig, den Charakter als Parteispende zu bestreiten. Die Spende ging an ein Konto der AfD, nicht auf ein Konto von Weidel. Alice Weidel kandidierte auch nicht als Einzelbewerberin, sondern war AfD-Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg. Die Rechnungen der Anwaltskanzlei Höcker gingen nicht
an Weidel, sondern an die AfD.

Weidel selbst sagte früher, dass sie erst im Januar 2018 von der Spende erfuhr. Bis dahin habe sich die Kreisschatzmeisterin der AfD im Dialog mit dem Landesschatzmeister um die Spende gekümmert. Als Weidel wegen der illegalen Spende 2018 innerparteilich unter Druck geriet, betonte sie, dass es "ein Parteikonto gewesen ist". Ganz deutlich erklärte sie: "Es ist keine persönliche Spende gewesen, die dort angekommen ist."

Heute behauptet die AfD das Gegenteil.
 

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

AfD-Parteispendenaffäre: Weidel-Spende oder AfD-Spende? . In: Legal Tribune Online, 04.01.2020 , https://www.lto.de/persistent/a_id/39503/ (abgerufen am: 27.11.2023 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Öffentliches Recht
    • AfD
    • Parteien
    • Parteienfinanzierung
    • Politik
    • Politiker
27.11.2023
Haushalt

Regierung beginnt mit Rettung des Bundeshaushalts:

Ein erster Schritt zur Aus­set­zung der Schul­den­b­remse

Es ist die erste weitreichende Konsequenz aus dem BVerfG-Haushaltsurteil: Das Kabinett bereitet die Aussetzung der Schuldenbremse für 2023 vor. Im Nachtragshaushalt wird aber deutlich: Die Nöte sind noch größer als gedacht.

Artikel lesen
21.11.2023
Haushalt

Haushaltskrise nach BVerfG-Urteil:

Wie geht's weiter?

Sachverständige sollen den Politikern helfen, die Folgen des Haushaltsurteils abzuschätzen. Die Kernfragen: Was ist mit den Energiepreisbremsen? Kann der Etat 2024 beschlossen werden? Und wie sieht's mit dem laufenden Haushalt 2023 aus?

Artikel lesen
27.11.2023
Medien

Juristische Fernsehkritik zum ZDF Magazin Royale:

Was ist dran an Böh­m­er­manns "Cancel-Klagen-Cul­ture"?

Jan Böhmermann knöpft sich Medienanwälte vor, die mit Einschüchterungsklagen angeblich die Pressefreiheit bedrohen. Eine verunglückt-verwirrende Sendung voller Unschärfen. Doch ein Anwalt konnte sich über kostenloste Kanzleiwerbung freuen.

Artikel lesen
27.11.2023
Cannabis-Legalisierung

Ampel-Fraktionen einigen sich auf geändertes Cannabisgesetz:

Ent­kri­mi­na­li­sie­rung zum 1. April 2024

Kleinere Konsumverbotszonen, größere erlaubte Menge beim Eigenanbau, dafür aber auch Strafverschärfungen, wenn es um Minderjährige geht: Die Ampel hat sich auf diverse Änderungen des Cannabisgesetzes verständigt.

Artikel lesen
27.11.2023
Referendariat

Bewerbermangel in der Justiz:

Was tun die Länder, um Refe­ren­dare für sich zu gewinnen?

Die Justiz hat Nachwuchssorgen – und deshalb muss schon das Referendariat attraktiver werden. E-Examen, Verbeamtung, höhere Vergütung: Die Länder sind unterschiedlich aktiv. Hanna Weißer gibt einen Überblick.

Artikel lesen
26.11.2023
Sprache

Typische Irrtümer in Presseberichten:

Zehn häu­fige Fehler in der Straf­jus­tiz­be­rich­t­er­stat­tung

"Generalbundesanwaltschaft", "Staatsanwaltschaft erlässt Haftbefehl", "Kammer am Amtsgericht". Zu strafrechtlichen Verfahren liest man allerlei Kurioses in den Medien. Richter am Kammergericht Urban Sandherr über die hartnäckigsten Irrtümer.

Artikel lesen
TopJOBS
Rechts­an­walt / Rechts­an­wäl­tin (m/w/d) für das öf­f­ent­li­che Wirt­schafts­recht ...

[Gaßner, Groth, Siederer & Coll.] Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB , Ber­lin

VOLL­JU­RIST*IN­NEN/ Ju­rist*in

Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag NRW , Düs­sel­dorf

Geo­graf/in (w/m/d) oder Raum- / Re­gio­nal- / Stadt­pla­ner/in (w/m/d) oder...

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie , Mün­chen

Rechts­an­walt (m/w/d) Öf­f­ent­li­ches Wirt­schafts- und Ver­ga­b­recht

Bird & Bird LLP , Mün­chen

Voll­ju­rist*in­nen

Deutsche Bundesbank , Frank­furt am Main

VOLL­JU­RIST*IN­NEN/ Ju­rist*in

Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag NRW , Düs­sel­dorf

Ge­schäfts­füh­rer:in (m|w|d) Ver­wal­tung und Ri­si­ko­ma­na­ge­ment

Norddeutsche Kirchliche Versorgungskasse (NKVK)

VOLL­JU­RIST*IN­NEN/ Ju­rist*in

Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag NRW , Düs­sel­dorf

Alle Stellenanzeigen
Veranstaltungen
RA-MICRO Basiswissen – der einfache Einstieg in RA-MICRO

04.12.2023

Mandantenakquise mit dem Deutschen Anwaltssuchdienst

04.12.2023

GvW DigiTalk: EU Data Act

05.12.2023

Essentials – Die moderne Anwaltskanzlei

05.12.2023

Das kleine 1×1 der künstlichen Intelligenz: Was Chat-GPT jetzt schon für mich tun kann!

05.12.2023

Alle Veranstaltungen
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH