Schauspiellegende Bud Spencer ist gestorben. Bevor sich der Italiener aber in zahlreichen Filmen durch Saloons, Turnhallen und Vergnügungsparks prügelte, war er nicht nur Olympiaschwimmer, sondern auch Jurist.
Im September 2014 ging eine Falschmeldung über Bud Spencers angeblichen Tod durch die deutschen Medien. Als solche entpuppte sich die Nachricht vom Montag dann leider nicht: Spencer, der mit bürgerlichem Namen Carlo Pedersoli hieß, ist im Alter von 86 Jahren verstorben. Das bestätigte seine Familie unter anderem durch einen Beitrag auf seiner offiziellen Facebook-Seite. Dass er ohne großes Leid verstorben sein soll, ist dabei für die weltweite Fangemeinde nur ein schwacher Trost.
Bevor Spencer als mürrischer, aber liebenswürdiger Dickkopf berühmt wurde, entwickelte sich sein Leben in eine ganz andere Richtung als diejenige, die seine späteren Filme zum Kult machte. Während er sich nämlich auf der Kinoleinwand in der Rolle des stattlichen, sympathischen Prügelknaben eher auf chaotische und rabiate Weise über Wasser hielt, verliefen seine Jugend und Ausbildung beinahe bilderbuchmäßig.
Am 31. Oktober 1929 in Neapel geboren, nahm er 1946 in Rom ein Jurastudium auf, nachdem er zwei Klassen übersprungen hatte. Kurz darauf zog seine Familie mit ihm nach Südamerika um, doch die Unterbrechung seines Studiums währte nicht lange. 1948 kehrte er nach Italien zurück und machte seinen Abschluss nach insgesamt sechs Semestern – überdurchschnittlich schnell. Wie üblich erhielt er für seinen Erfolg den akademischen Grad des italienischen "dottore", der in Deutschland gern fälschlich dem Dr. jur. gleichgesetzt wird. Nach eigenen Angaben wollte er sogar Rechtsanwalt werden, doch eine besondere Leidenschaft kam ihm dazwischen: das Schwimmen.
Alter Ego im Film
Neben den Rechtswissenschaften betrieb Spencer Wassersport – und zwar so erfolgreich, dass er für die italienische Wasserball-Nationalmannschaft spielte, nationaler Meister im Brustschwimmen wurde und schließlich an den Olympischen Spielen teilnahm. Mit 27 Jahren beendete er seine sportliche Karriere. 1960 heiratete er Maria Amato, die Tochter eines italienischen Filmproduzenten.
Im Filmgeschäft hatte Spencer zu diesem Zeitpunkt abgesehen von einigen Statisten- und kleinen Nebenrollen noch nicht Fuß gefasst. Seine Karriere begann eher zufällig, als er ein Filmangebot von einem mit seiner Frau bekannten Regisseur erhielt. Hier spielte er zum ersten Mal mit Mario Girotti ("Terence Hill") zusammen, dieses Mal noch im ernsten Italowestern Gott vergibt… Django nie! (1967). Die Zusammenkunft der beiden war purer Zufall: Hill ersetzte den ursprünglich vorgesehenen Darsteller, weil sich dieser einen Tag vor Drehbeginn den Fuß brach.
In den siebziger Jahren wurde das Duo, das über Jahrzehnte auch privat eng befreundet blieb, mit dem Genre des persiflierten Italowesterns weltberühmt. Für damalige Verhältnisse saloppe Sprüche, schallend vertonte Prügelszenen und dreist-unappetitliche Fressgelage zählten zu den Markenzeichen ihrer ersten Erfolgsfilme wie etwa Die rechte und die linke Hand des Teufels (1970) oder Vier Fäuste für ein Halleluja (1971). Nicht mehr viel an dem vollbärtigen, meist grimmig dreinschauenden Riesen erinnerte zu diesem Zeitpunkt noch an den glatt rasierten, gut durchtrainierten Profischwimmer.
Spencers Karriere tat das keinen Abbruch, im Gegenteil: In zahlreichen Solo-Produktionen blieb er seinem Charakter treu und entwickelte ihn zur weltbekannten Marke.
Im Alter dann "Weltkulturerbe"
Seit den neunziger Jahren war es eher ruhig um den Neapolitaner geworden. Aus finanziellen Gründen kehrte er noch ab und an zum Film zurück, aber nicht mehr auf die prügelnde Art und Weise, für die er so berühmt geworden war. Gerüchte, noch einmal mit Hill drehen zu wollen, zerstreuten sich 2011 endgültig, nachdem er im Bild-Interview dementiert haben soll: "Nie wieder. Wir bewegen uns wie alte Männer." Stattdessen versuchte er sich als Erfinder und Musiker, sogar eine eigene Fluglinie gründete er, die er später verkaufte.
Ungeachtet dessen feierte die deutsche Fangemeinde ihn und seine glorreichen Zeiten. Zahlreiche Anbieter verkaufen T-Shirts mit seinem und Hills Konterfei und dem Aufdruck "Weltkulturerbe", im brandenburgischen Templin findet jährlich ein Spencer-Hill-Fantreffen statt. Zur diesjährigen Auflage im September gibt es sogar einen eigenen Fansong, die Veranstalter sollen sich darum bemüht haben, ihren Helden Bud für einen Besuch zu gewinnen. Daraus wird nun nichts mehr. Seine Fans wissen: "Es gibt nicht nur Sonne im Leben" (Sie nannten ihn Mücke, 1987).
Marcel Schneider, Zum Tode von Bud Spencer: . In: Legal Tribune Online, 28.06.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/19817 (abgerufen am: 10.10.2024 )
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