Brettspiel: Zu Vino sag' ich nie no
Man kennt diese Art von Kommilitonen im Jurastudium: Wahlweise mit Chino-Hosen, Bootsschuhen, Perlenkette oder bereits im ersten Semester mit extra Habersack-Tasche bekleidet, sagen sie zu Vino natürlich nie no. Und selbst wer keinen dieser Stereotypen in seinem Durchgang hat oder hatte (Wahrscheinlichkeit geht gegen null), hört(e) spätestens in der BGB-AT-Vorlesung von der "Trierer Weinversteigerung" – womit wir spätestens jetzt beim Thema wären: Wein.
Reinsten Gewissens kann die Redaktion allen Gesellschaftsspielfreunden unter den LTO-Lesern "Viticulture" ans Herz legen. In dem rundenbasierten Brettspiel ist man Gutsherr und muss wichtige Gebäude für den Produktionsbetrieb errichten lassen oder Personal geschickt einsetzen: Soll es im Sommer neue Rebsorten besorgen oder Führungen für Besucher geben? Oder im Winter ernten, keltern und Bestellungen erfüllen, um Siegpunkte zu kassieren? Dabei interagieren die bis zu sechs Spieler stets gegeneinander, denn wer zuerst kommt, kann seinen Gegnern wichtige Aktionen in ihrer Runde vermiesen – das freut den Juristen und bringt das Gegenüber mitunter zur Weißglut (Nutzung eines stabilen Tisches für dieses Spiel dringend empfohlen).
Das leicht erlernbare, mittelkomplexe Spiel belohnt diejenigen, die taktieren (wie in der Prozessführung) und die richtigen Kontakte knüpfen (wie in der Lerngruppe), hat aber auch einen Glücksfaktor (wie das Staatsexamen), sodass keine Partie wie die andere ist und auch Neulinge erfahrenen Spielern den Sieg abluchsen können. Dazu empfehlen wir einen süffigen Weißwein, denn Fehler, die im Verlauf des Spiels angeschwipst passieren, können sich in der nächsten Runde als absoluter Geniestreich entpuppen. In diesem Sinne: Stößchen!
Viticulture, Feuerland-Verlag, 64,90 Euro
Trinken, Spielen, Morden: . In: Legal Tribune Online, 30.11.2024 , https://www.lto.de/persistent/a_id/56000 (abgerufen am: 26.01.2025 )
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