Für viele ist Weihnachten die emotionalste Zeit des Jahres. Zwischen Plätzchenbacken, Weihnachtsamnestien und Lagerfeuer feiern auch Haftanstalten die besinnlichen Tage – mit ihren ganz eigenen Traditionen.
Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Besinnlichkeit – und auch hinter Gittern ein besonderer Anlass. Während draußen die Lichter am Baum flackern, gibt es in Deutschlands Gefängnissen Kartoffelsalat, Lagerfeuer und sogar Plätzchenbacken. Für viele Häftlinge bedeutet dies ein Moment der Normalität, doch es bleibt auch eine Zeit der Reflexion über die eigene Situation und das, was außerhalb der Mauern auf sie wartet.
In Bremen ermöglichen der evangelische Gefängnisseelsorger Christian Fischer und sein katholischer Kollege Richard Goritzka die Verteilung von Weihnachtstüten an 620 Gefangene. Diese enthalten kleine Aufmerksamkeiten wie Süßigkeiten, Kaffee und einen Jahreskalender, ergänzt durch handgeschriebene Grußkarten, die den Insassen Mut zusprechen sollen. Fischer bezeichnet die Aktion als "Höhepunkt im Knastalltag". Die Geschenke werden mit Spenden ermöglicht. Die Reaktionen der Gefangenen reichen von Dankbarkeit bis hin zu Küssen auf die Wange.
Im Frankfurter Frauengefängnis wird der Advent besonders intensiv begangen. Dort malen Insassinnen Bilder, schreiben Briefe und backen – Plätzchen sind dort Pflichtprogramm, sagt Seelsorgerin Christiane Weber-Lehr: "Weihnachten ist die emotionalste Zeit des Jahres."
Traditionen, die verbinden
Auch in Mecklenburg-Vorpommern hält man an weihnachtlichen Ritualen fest. Vom Kartoffelsalat mit Würstchen an Heiligabend bis zur Ente mit Rotkohl an den Feiertagen – die JVA-Küche fährt große Geschütze auf. Daneben sorgen in den Vollzugsanstalten Deutschlands Weihnachtskonzerte, Lagerfeuer mit alkoholfreiem Punsch und Kickertuniere für etwas Abwechslung. "Ein Zeichen, dass die Insassen trotz ihrer Straftaten Teil der Gesellschaft sind", erklärt die mecklenburg-vorpommerische Justizministerin Jacqueline Bernhardt.
Nicht unumstritten und doch eine lange Tradition: die Weihnachtsamnestie. In mehreren Bundesländern dürfen ausgewählte Häftlinge kurz vor den Feiertagen nach Hause. So kamen in Schleswig-Holstein 18 Gefangene frei, in Baden-Württemberg waren es über 160. Die Maßnahme ist allerdings streng reguliert: Sexual- und Gewaltverbrecher bleiben in der Regel ausgeschlossen. Für die anderen ist es eine Chance, die ersten Schritte zurück in die Gesellschaft zu wagen und Weihnachten im Kreise der Liebsten zu verbringen.
Ob mit Plätzchen oder Punsch, Kickerturnier oder Kartoffelsalat – Weihnachten hinter Gittern nimmt im Haftalltag eine besondere Rolle ein.
xp/LTO-Redaktion
mit Material von dpa
Geschenke, Amnestien und Kartoffelsalat mit Würstchen: . In: Legal Tribune Online, 23.12.2024 , https://www.lto.de/persistent/a_id/56180 (abgerufen am: 14.01.2025 )
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