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Science-Fiction & Strafrecht: Die Zukunft des Verbrechens

von Martin Rath

07.12.2014

Blick in die Zukunft

© lassedesignen - Fotolia.com

Die juristische Perspektive zu Straftaten endet meist mit dem Ermittlungsverfahren – oder entspricht dem statischen Sachverhalt einer Klausur. Über die Zukunft der Kriminalität nachzudenken, überlässt man Rechtspolitikern oder Polizeigewerkschaftlern. Dabei gibt es so viel Science-Fiction, von der wir lernen könnten, findet Martin Rath. Zum Beispiel "Schuldig in 16 Fällen" von Arno Behrend.

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Über die Zukunft des Verbrechens kann man sich natürlich von einem der Pressesprecher der diversen Polizeigewerkschaften aufklären lassen, die hierzulande miteinander um das Licht der Öffentlichkeit buhlen. Fraglich ist, ob der Blick in die Zukunft der Kriminalität Polizeigewerkschaftspressesprechern guttut, hat man doch schon bei ihren Gegenwartsbekundungen den Eindruck, dass sie vor lauter Aufregung unter Bluthochdruck leiden.

Vielleicht ist es daher menschen-, jedenfalls pressesprecherfreundlicher, sich der Zukunft des Verbrechens durch die Vermittlung der Science-Fiction und der staatlich geförderten Glaskugel-Branche zu nähern. Jedenfalls verspricht das spannendere Zugänge als das polizeigewerkschaftsnotorische: "Es wird immer schlimmer!" beziehungsweise: "Fehlende Verwanzung ist unser Unglück!"

Innovationskraft in kriminellen Anliegen muss glücklicherweise nicht allein bei mutmaßlichen Verbrechern und der ihr staunend nacheilenden Staatsgewalt gesucht werden: Eine sehr einfallsreiche Sammlung mit Kurzgeschichten zu Straftaten, die sich insbesondere aus der Vorwegnahme technischer Entwicklungen ergeben könnten, enthält der Band "Schuldig in 16 Fällen" von Arno Behrend, unlängst erschienen im kleinen Phantastik-Fachverlag p.machinery.

Ein bisschen Spoilern muss sein

Strafrechtsdogmatisch ein wenig angreifbar dem Tatbestand des Betrugs zugeordnet wird hier beispielsweise in der Kurzgeschichte "Die letzte Jagd" folgendes fantastisches Verbrechen entwickelt: Ohnehin schon vermögende Menschen, die sich einen Weltraumflug leisten können, legen bei Reiseantritt Geld an. Weil ihre Flüge nicht nur eine Weile dauern, vom irdischen Standpunkt betrachtet, sondern auch ziemliches Tempo erreichen, wirft das ein Problem auf, das der Staat der Zukunft pönalisiert: Bei Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit vergeht den Reisenden die Zeit langsamer als der Menschheit auf der Erde, die bei der Rückankunft aus dem Anlagekapital ein monströses Vermögen erwirtschaftet hat. Über diese Vermögensmacht, die als "Betrug" bezeichnet wird, sollen die Raumreisenden nicht verfügen dürfen.

Arno Behrend erzählt die Geschichte aus der Perspektive einer speziellen Polizeieinheit, die sich des verbotenen Zunutzemachens von Zeitdilatation und Zinseszinseffekt annimmt. Seine dramaturgische Fall-Lösung soll hier nicht verraten werden, schon weil sie den Blutdruck etwaig mitlesender Polizeigewerkschaftspressesprecher gefährden könnte.

Mit Blick ins Buch offenlegungsbedürftig ist aber der Hinweis auf rechtsdogmatische Unschärfen: Erzählt werden die 16 Geschichten überwiegend mit Blick auf denkbare neue Delikts- oder bisher undenkbare Begehungs- oder Tatmotivformen. Die juristische Einordnung kommt etwas zu kurz.

Seite 1/2
  • Seite 1:

    "Die letzte Jagd": Vielleicht besser nicht subsumieren

  • Seite 2:

    Science-Fiction für den Repetitor, Utopia für Studenten

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Martin Rath, Science-Fiction & Strafrecht: . In: Legal Tribune Online, 07.12.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/14040 (abgerufen am: 15.11.2025 )

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