Nissan Juke: Die City-Kobra

Ingo Reuss

29.07.2010

Breite Schultern und knackiger Po – dafür quälen sich Mann und Frau im Fitnessstudio ab. Beim Auto sind die Designerstudios gefragt. Nach dem Motto "nur nicht langweilig" und dem großen Erfolg mit dem Qashqai hat Nissan Mut gefasst. Die Japaner servieren mit dem Juke jetzt ein Spaßmobil im Kleinwagenformat.

Nur gut vier Meter lang ist der Juke und kommt auf Wunsch mit Allradantrieb. Dabei setzt Nissan die Studie Qazana vom Genfer Autosalon nach rund einem Jahr Entwicklungszeit fast 1: 1 in die Serie um. Nicht nur optisch markant und athletisch fällt der neuste Crossover aus dem Hause Nissan aus, sondern auch wendig, agil oder einfach urban.

Der neue Juke mixt, wie vom „Autobauer mit der Crossover-Kompetenz“ gewöhnt, einfach zwei Fahrzeuggattungen: die Karosserie hat etwas vom Sportcoupé, die Bodengruppe mehr vom SUV. Der 4x4-Antrieb ist zwar nur für das Spitzenmodell vorgesehen, aber die meisten Kunden des Lifestyle-Stadtflitzers brauchen ihn auch gar nicht. Entscheidend ist wohl eher die Optik, außen wie innen.

Vernünftig motorisiert mit dem 110-PS-Diesel, preiswert mit dem 117-PS-Benziner ab 16.990 Euro, fast schon üppig mit dem 190-PS-Turbobenziner startet der Juke Anfang Oktober auf dem deutschen Markt. Der Turbodiesel (ab 18.890 Euro) legt quirlig los, begeistert durch direkte Lenkung, agiles Handling und exaktes Sechsganggetriebe. Wer es allerdings komfortabel mag, den dürfte die auf Straßenschäden etwas ruppig reagierende Fahrwerksabstimmung stören.

Die erste Fahrt, die durch die Main-Metropole Frankfurt führt, macht deutlich: Der kleine Crossover polarisiert Betrachter und Kundschaft gleichermaßen. Nissan ist sich des Risikos bewusst, setzt aber auf ein junges, vorwiegend männliches Publikum, "lifestyle-orientiert", wie es neudeutsch heißt. Das Experiment ist allerdings nicht ganz neu, denn im Konkurrenzfeld tummeln sich bereits extrovertierte Kleinwagen wie MINI Cooper S und Countryman, Kia Soul oder VW Cross Polo.

Nach dem Erfolgsrezept des Qashqai im nächsthöheren Segment kennen die Japaner das Rezept. Dem neuen Juke haben sie allerdings extremere Formen verliehen. Das fängt bei der Frontgestaltung mit außergewöhnlichen Schlitzen für Tagfahrlicht und Blinkern an, setzt sich bei den stark herausgearbeiteten Radhäusern fort. Erst auf den zweiten Blick erkennt man die Fondtüren, deren Griffe nahe der C-Säule geschickt versteckt sind. Die abfallende Dachlinie erinnert an Sportwagen oder Coupés. Nicht zuletzt wird das Äußere des Juke durch die hohe, SUV-typische Bodenfreiheit und große Räder geprägt. Nachteil der Heckform: Sie erweist sich beim Blick nach schräg hinten und beim Einparken als wenig ideal.   

Auch innen ist der Juke kein Langweiler. Ungewohnte Wege gehen die Designer zumindest bei einigen Details wie der lackierten Mittelkonsole oder den geschwungenen Bedienelementen. Auf dem Display lassen sich wechselnde Einstellungen zur Klimaanlage oder zur Regelung der Fahrdynamik vornehmen. Unübersichtliche Schalter und Knöpfe werden dadurch eliminiert. Vorn ist das Platzangebot gut, hinten beeinträchtigt die abfallende Dachlinie die Kopffreiheit. Knapp ist auch der Stauraum bei voller Besetzung: Dann fasst er nur 251 Liter; bei umgeklappten Rücksitzen sind es 830 Liter.

Der turbogeladene Top-Motor schiebt den Juke kraftvoll an und sorgt für viel Fahrspaß. In der Konfiguration mit Allradantrieb bringt er die Kraft selbst in haarigen Kurven sicher auf die Straße. Dabei wird das Drehmoment nicht nur zwischen vorn und hinten verteilt, sondern auch zwischen den beiden Rädern der Hinterachse. Allerdings kann die Topversion erst ab 21.190 Euro als Fronttriebler und ab stolzen 25.140 Euro als 4x4-Variante geordert werden. Gegenüber "konventionellen" Kleinwagen muss der Käufer also deutlich mehr Geld hinlegen. Andererseits ist der Juke serienmäßig gut ausgestattet, unter anderem sind sechs Airbags, ESP-Schleuderschutz, Klimaanlage, CD-Radio und 16-Zoll-Felgen an Bord. Optional werden zum Beispiel Metallic-Lackierung, Rückfahrkamera und Ledersitze angeboten.

Zitiervorschlag

Ingo Reuss, Nissan Juke: Die City-Kobra . In: Legal Tribune Online, 29.07.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/1035/ (abgerufen am: 19.04.2024 )

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