Der Geschäftsführer der Kölner EhrenGarde: "Neben dem Job in einer großen Kanzlei ginge das nicht"

Interview mit Willi Stoffel

11.02.2013

3/3: "Wieso fangen Sie nicht bei Gerling oder der Deutschen Bank an"

LTO: Gerade in Köln gibt es wohl auch kaum eine bessere Möglichkeit, sich zu vernetzen, als die Mitgliedschaft in einer der Karnevalsgesellschaften. Hand aufs Herz zum Thema Kölner Klüngel: Wie sehr hat Ihnen Ihr Netzwerk im beruflichen, vielleicht aber auch privaten Umfeld geholfen?

Stoffel (lacht): Absolut richtig. Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung bei der damaligen Stadtsparkasse Köln gemacht. Damals musste man seinen Bewerbungsunterlagen Referenzen beifügen. Ich habe den damaligen Vorstandsvorsitzenden der Gerling Holding angegeben, der auch Senatspräsident der EhrenGarde war.

Erst als der Personaler mich fragte, weshalb ich denn eigentlich nicht zum Gerling Konzern ginge, wurde mir bewusst, was das eigentlich bedeuten kann.

"Ich lehne es ab, bei meinen Kameraden Akquise zu betreiben"

LTO: Das klingt, auch was die Anknüpfung von Mandatsbeziehungen angeht, sehr verlockend.

Stoffel: Das Beispiel zeigt, wo das hinführen kann. Aber man muss dabei sehr vorsichtig sein. Niemals sollte man die geknüpften Bekanntschaften quasi als Tool benutzen, um Akquise zu betreiben. Ich habe den riesigen Vorteil, dass man sich natürlich bei einem Eintritt mit 14 Jahren überhaupt keine Gedanken darüber macht, was man später tun will. Diese Tätigkeit für die EhrenGarde hat mit meiner beruflichen rein gar nichts zu tun. 

Nach zehn Jahren als Assistent an der Kölner Uni befasse ich mich heute auch anwaltlich mit Luftrecht. Dabei habe ich es immer abgelehnt, aktiv im Kreise meiner Kameraden Akquise zu betreiben. Natürlich gibt und gab es Mandate, die aus diesem Kreis kommen. Das hat aber eher damit zu tun, dass man eng persönlich befreundet ist. Gerade in den anderen Rechtsgebieten, in denen ich tätig bin, vor allem dem Erb- und Familienrecht, wo es ja häufig an die Substanz geht, kann es sehr hilfreich sein, wenn man mit dem Erblasser befreundet war. 

"Fahrrad statt Porsche"

LTO: Also überhaupt kein Kölner Klüngel?

Stoffel: Natürlich versuchen manche Kameraden, diese Beziehungen zu nutzen und Visitenkarten zu verteilen mit dem Hinweis "Wenn Sie mal Rechtsrat brauchen…".  Es gibt auch genug Leute, deren Motivation es ist, mit dem Karneval Geld zu verdienen. Bei dem einen oder anderen mag das auch klappen. Ich persönlich finde sowas immer peinlich – zumal ich auch als Geschäftsführer versuche, mich zurückzuhalten. In meiner Funktion muss ich auch mal Entscheidungen treffen, die vielleicht nicht jedem gefallen. Und wirtschaftliche Zwänge bedeuten immer, dass man in seiner Entscheidungsfindung nicht mehr frei ist.

LTO: Sie sind nicht nur als Anwalt tätig, sondern haben auch noch einen Lehrauftrag für Luftrecht in Bad Honnef. Wie lässt sich Ihre Tätigkeit für die EhrenGarde zeitlich mit alledem verbinden?

Stoffel: Ich habe irgendwann nach meiner Tätigkeit in einer großen Bonner Steuerkanzlei für mich entschieden, dass ich keinen Porsche brauche. Ich fahre Fahrrad. Ein bequemes Leben führen, ja, aber nicht in eine Knochenmühle zu geraten, das war mein Ziel. Und das gibt mir auch die Freiheit und die Zeit, mich intensiv um die EhrenGarde zu kümmern. In einer großen Kanzlei wäre das nicht möglich.

"Manchmal nach zwei Kölsch so platt, dass ich nach Hause gehe"

LTO: Zumal Sie ja nicht nur organisatorische Tätigkeiten wahrnehmen, sondern sicherlich während der Session, also zwischen November und in der Regel Februar, unterwegs sind und Auftritte absolvieren.

Stoffel: Absolut, darauf lege ich auch allergrößten Wert. Wobei der Spaß aufgrund der Tätigkeit des Geschäftsführers meist erst los geht, wenn alle anderen fertig sind. In der Regel sitze ich im Elferrat – und wenn nicht dort, dann bin ich im Saal und kümmere mich um die Organisation, ich bin ja verantwortlich. Dabei trinke ich keinen Alkohol und bin auch ansonsten derart gefordert, dass sich das Feiern bei den eigenen Veranstaltungen leider ein bisschen in Grenzen hält.

Manchmal ist das etwas surreal, muss ich gestehen. Und dann ist man nach zwei Kölsch manchmal so platt, dass man besser nach Hause geht – zumal man den Vorsprung der anderen ja sowie nie aufholt (lacht).

Ich genieße es dann immer, bei anderen Gesellschaften eingeladen zu sein, nichts zu tun und wirklich entspannt zu feiern. An Weiberfastnacht zum Beispiel war ich natürlich für die EhrenGarde unterwegs, das sind ja Verpflichtungen. Aber wenn das vorbei ist, dann setze ich mich sofort in ein Taxi, ziehe zuhause die Uniform aus und gehe in irgendeine Kneipe.

LTO: Herr Stoffel, dann können wir ja auch für die letzten beiden Tage nur noch sagen: Kölle alaaf!

Willi Stoffel, LL.M. ist in Köln als Rechtsanwalt mit dem Tätigkeitsschwerpunkt Luftverkehrsrecht tätig. Er ist Lehrbeauftragter für Luftrecht im Studiengang Luftverkehrsmanagement an der Internationalen Fachhochschule Bad Honnef.

Das Interview führte Pia Lorenz.

Zitiervorschlag

Willi Stoffel, Der Geschäftsführer der Kölner EhrenGarde: "Neben dem Job in einer großen Kanzlei ginge das nicht" . In: Legal Tribune Online, 11.02.2013 , https://www.lto.de/persistent/a_id/8130/ (abgerufen am: 19.04.2024 )

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