Das Berliner Fußball-Team der Rechtsanwälte nimmt seit 2003 an internationalen Fußballturnieren teil, unter anderem an der Fußball-WM für Rechtsanwälte "Mundiavocat" 2006. LTO sprach mit dem Kapitän Guido Broscheit über seine Leidenschaft für Anwalts-Fußball und warum dieses Jahr keine Mannschaft aus Deutschland bei der Mundiavocat antritt.
LTO: Herr Broscheit, warum läuft 2010 keine deutsche Mannschaft bei der Mundiavocat auf?
Broscheit: Wir haben keine wettbewerbsfähige Mannschaft zusammenstellen können. Für ein solches Turnier mit 7 Spielen in 8 Tagen bei ca. 30 Grad braucht man 15 bis 20 Spieler in bestem körperlichem Zustand. Zudem war unser langjähriger Sponsor in diesem Jahr nicht an Bord. Einige von uns etwa haben sich bereits vorgenommen, zur Fußball-WM nach Südafrika zu fahren. Außerdem tun sich deutsche Rechtsanwälte – anders als etwa italienische oder südamerikanische – schwer mit dem Aufwand für eine WM-Teilnahme. Insbesondere für die Hauptverantwortlichen des Teams aber auch für die einzelnen Spieler fordert eine Fahrt zur Mundiavocat einen immensen zeitlichen und finanziellen Einsatz. Gerade für junge Anwälte ist eine Weltmeisterschaft wegen der Kosten nicht leicht zu stemmen.
LTO: Fußball und Anwälte – das scheint hierzulande schwer zu vereinbaren zu sein.
Broscheit: Ja, vor allem in Deutschland bilden gute Fußballspieler und Rechtsanwälte nur eine kleine Schnittmenge. Und wir in Berlin haben nun mal den Anspruch, vorne mitzuspielen. Dieses Jahr hat es weder von der Qualität noch von der Quantität her gereicht, um eine Mannschaft zu organisieren. Im Vorfeld der letzten Fußball-WM 2006 war die Euphorie bei allen groß. Es war entsprechend leichter, die besten kickenden Anwälte für eine Teilnahme zu gewinnen. In diesem Jahr hieß es zunächst, dass auch Hannover mit einem eigenen Team in Antalya antreten werde. Nun stellt Hannover doch kein eigenes Team. Schließlich fand sich leider nicht ein einziger Spieler/Anwalt aus Hannover zur Aufstockung unseres Berliner Kaders.
„Höhepunkt war 2006 der 6. Platz"
LTO: Wie haben sich deutsche Teams denn bisher bei der Mundiavocat geschlagen?
Broscheit: Seit der Mundiavocat 2004 in Ungarn ist das Berliner Fußballteam der Rechtsanwälte die einzige deutsche Anwaltsmannschaft. Das ist schon ein besonderer Reiz, (Fußball-)Deutschland bei einem derartig großen internationalen Event zu vertreten. 2004 mussten wir noch Lehrgeld zahlen und wurden 31. von 42 Teams. Unsere beste Platzierung war bisher der 6. Platz (von seinerzeit 70 teilnehmenden Teams) bei der Mundiavocat 2006 in Antalya, wo wir erst im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister Rome Dream Team unterlagen. Qualität des Kaders und der Vorbereitung, Turnierablauf, Teamgeist – alles stimmte. Die Wahl zum besten Torwart des WM-Turniers 2006 war für mich persönlich noch ein zusätzliches Highlight.
2008 in Alicante mussten wir uns mit Platz 12 zufrieden geben.
LTO: Und wie gut spielen die Mannschaften allgemein bei der Mundiavocat?
Broscheit: Die Topmannschaften bei der Mundiavocat (z.B. Rome Dream Team, London sowie Mexiko-Stadt) haben – wie das Berliner Team 2006 – gutes Landesliga-Format. In diesen Mannschaften spielen ausnahmslos körperlich topfitte und fußballerisch exzellent ausgebildete Spieler. In Italien etwa gibt es eigene Fußballligen für Anwälte, und so spielen die (Städte-)Mannschaften Italiens auch schon während des gesamten Jahres gegeneinander. Es sind eingespielte Teams. In Deutschland finden sich seltener genügend Mitstreiter auf entsprechendem Niveau und mit entsprechender Leidenschaft.
LTO: Wie sind Sie eigentlich damals auf die Idee gekommen, an der Mundiavocat teilzunehmen?
Broscheit: Über einen Anwaltskollegen habe ich damals von einer Weltmeisterschaft der Rechtsanwälte gehört. Und da ich schon von klein auf Fußballer gewesen bin, fehlte nicht mehr viel dazu, dass ich versucht habe, im Freundeskreis eine Mannschaft aufzustellen. Dann habe ich über die Medien gesucht, etwa im Anwaltsblatt. Die Interessierten mussten sich in der Kanzlei vorstellen. Nach den ersten gemeinsamen Trainingseinheiten formierte sich der erste Kader. Der harte Kern der Mannschaft lebt und arbeitet in Berlin.
"Immer ein Riesenspaß mit tollen Erlebnissen und Geschichten"
LTO: Was macht den besonderen Reiz einer Mundiavocat aus?
Broscheit: Herz für Fußball, Herz für Wettkampf! Bei einer Fußball-WM für Anwälte teilzunehmen heißt für mich: Fußballspielen in einem organisierten, internationalen Turnier, und das in der Größenordnung wie bei der Mundiavocat. Auch wenn es bei der Mundiavocat eigentlich keine Nationalmannschaften gibt, bedeutet es dennoch, dass man sich mit anderen Nationen messen kann, wenn man wie das Berliner Team die einzige Mannschaft aus einem Land bildet. Und 2006 hatten wir alle den Traum, Weltmeister zu werden. Am Ende ist es immer ein Riesenspaß mit tollen Erlebnissen und Geschichten. Gerade Matches wie gegen Rosario, Tokio, Mexiko-Stadt, den Senegal, die Elfenbeinküste aber auch die Klassiker gegen London, Rom, Wien, Valencia sowie die besondere Stimmung werden für uns alle unvergessen bleiben.
LTO: So eine Fußball-WM für Anwälte als Teamchef zu organisieren, das muss ziemlich viel Arbeit sein. Haben Sie das Berliner Team auch trainiert?
Broscheit: Nein, Spielertrainer ist bei uns Rechtsanwalt Norbert Danne, der auch eine Lizenz als Fußballlehrer hat. Daneben engagieren sich die Rechtsanwälte Dr. Schulte-Kaubrügger und Felix Sommer sowohl auf als auch abseits des Platzes seit Jahren für das Team. Wir sind mittlerweile nicht nur Herz und Kopf der Truppe sondern auch darüber hinaus eng miteinander befreundet.
LTO: Wird es bei der nächsten Mundiavocat wieder ein deutsches Team geben?
Broscheit: Für 2012 haben wir uns auf jeden Fall vorgenommen, wieder dabei zu sein!
LTO: Und wer wird dieses Jahr Weltmeister bei der Mundiavocat und wer bei der Fußball-WM in Südafrika?
Broscheit: Das Rome Dream Team in Antalya und Spanien in Südafrika.
Interessenten für den Anwaltsfußball können sich melden bei broscheit@guidobroscheit.de.
Mit Guido Broscheit sprach Jean-Claude Alexandre Ho.
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Jean-Claude Alexandre Ho, Anwalts-WM-Teilnehmer Guido Broscheit: . In: Legal Tribune Online, 29.05.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/605 (abgerufen am: 07.12.2024 )
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