Acht spannende Dissertationen zu Rechtsthemen: Spio­nie­rende Strom­ver­sorger und rasende Rentner

von Martin Rath

17.07.2016

Armut und ihre Nachteile in Strafverfahren

Man halte sich vor Augen, mit welchem Feuereifer 4-jährige Kinder in den Ferien auf dem Bauernhof bei der Ernte mithelfen wollen. Oder, wem dies zu trivial ist: Wie schwer man sich trotz aller Law-and-order-Selbstinszenierungen in Bayern damit tat, den bekannten Fußball-Funktionär Ulrich Hoeneß von der Arbeit abzuhalten.

Diese Dissertation handelt unter anderem vom bekannten Problem: Wer über wenig Geld verfügt, landläufig also als arm zu gelten hat, ist im System des deutschen Strafrechts von einem höheren Risiko bedroht, die Tagessätze einer Geldstrafe in Form der Ersatzfreiheitsstrafe effektiv abzusitzen.

Freie, gemeinnützige Arbeit kann und sollte nach landesrechtlichen Maßgaben vor diesem Elend schützen. Das hat, immerhin, die Landespolitik entdeckt.

Fraglich ist, was geschieht, wenn sinnvolle ehrenamtliche Beschäftigungsmöglichkeiten knapp werden. "Industrie 4.0" heißt bekanntlich: Mehr Freizeit bei weniger Einkommen. Strafverteidiger und Sozialarbeiter begegnen schon heute Kandidaten für Ersatzfreiheitsstrafen, die das Gefängnis einer sinnlosen Beschäftigung vorziehen. Wie wird sich in Zukunft der Feuereifer auf Arbeit darstellen, die als sinnvoll erlebt wird?

Frank Wilde: "Armut und Strafe. Zur strafverschärfenden Wirkung von Armut im deutschen Strafrecht". Dissertation Halle 2015, Wiesbaden (Springer) 2016.

Zitiervorschlag

Martin Rath, Acht spannende Dissertationen zu Rechtsthemen: Spionierende Stromversorger und rasende Rentner . In: Legal Tribune Online, 17.07.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/20026/ (abgerufen am: 19.04.2024 )

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