Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln: Cum-Ex-Razzia in Ham­burg

28.09.2021

Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten im Kontext von Cum-Ex-Geschäften führen zu Durchsuchungen in Hamburg. Diverse Medien sprechen von hochrangigen, ehemaligen SPD-Politikern als Betroffene.

Wegen Geschehnissen im Zusammenhang mit Cum-Ex-Aktiengeschäften ist es am Dienstag zu einer Razzia in Hamburg gekommen. Im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens gegen drei Beschuldigte wegen des Anfangsverdachts auf Begünstigung hätten Ermittler Privaträume und Räumlichkeiten der Hamburger Finanzbehörden durchsucht, teilte die Staatsanwaltschaft in Köln mit. Die Behörde in der Domstadt ist zentral zuständig für die inzwischen als Straftat gewerteten Steuerdeals, bei denen der Staat mehrfach Steuern erstattet hat.

Während die Staatsanwaltschaft keine Angaben zu den Beschuldigten macht, wurde zunächst exklusiv seitens der ARD, später dann auch in weiteren, übereinstimmenden Medienberichten der ehemalige SPD-Politiker Johannes Kahrs sowie ein ehemaliger Hamburger Innensenator genannt. Kahrs war von 1998 bis 2020 Abgeordneter im Deutschen Bundestag und haushaltspolitischer Sprecher seiner Partei.

Bisherige Ermittlungen hätten "Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten der Beschuldigten im Zusammenhang mit verfahrensgegenständlichen 'Cum-Ex-Geschäften' eines in Hamburg ansässigen Kreditinstituts ergeben", so die Kölner Staatsanwaltschaft. An den Durchsuchungen waren Vertreter der Staatsanwaltschaft Köln und des Landeskriminalamte NRW beteiligt. Man habe "beweisrelevante Unterlagen und beweiserhebliche Kommunikation" sicherstellen sollen, so die Ermittler gegenüber der dpa.

Bei Cum-Ex verschoben Finanzakteure große Aktienpakete mit (cum) und ohne (ex) Dividendenanspruch rund um den Dividendenstichtag in einem vertrackten System und ließen sich dann Steuern mehrfach erstatten. Lange war unklar, ob das nur dreiste Ausnutzung einer Gesetzeslücke war oder Steuerhinterziehung. Der Bundesgerichtshof sprach im Juli ein Machtwort und wertete es als Straftat.

Schätzungen zufolge verlor der Staat durch Cum-Ex-Geschäfte einen zweistelligen Milliarden-Eurobetrag. Darin verwickelt war u. a. die Hamburger Privatbank M. M. Warburg, die 176 Millionen Euro an den Fiskus zurückzahlen musste.

dpa/sts/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln: Cum-Ex-Razzia in Hamburg . In: Legal Tribune Online, 28.09.2021 , https://www.lto.de/persistent/a_id/46140/ (abgerufen am: 20.04.2024 )

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