Polizeiliche Kriminalstatistik 2010: Neuer Minus-Rekord bei Straf­taten

20.05.2011

Am Dienstag hat Bundesinnenminister Friedrich die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2010 vorgestellt und einen kleinen Erfolg verkündet: Seit der Einheit Deutschlands wurden erstmals weniger als sechs Millionen Straftaten gezählt.

Exakt 5.933.278 Delikte registrierte die Polizei, das sind zwei Prozent weniger als im Jahr 2009. Auch die Aufklärungsquote von 56 Prozent lag im gesamten Bundesgebiet nie so hoch wie im Jahr 2010.

Die Zahlen sind aber nicht bei allen Gruppen von Straftaten rückläufig. Zwar ist bei Gewaltdelikten ein Rückgang um 3,5 Prozent auf insgesamt rund 200.000 Delikte zu verzeichnen. Gravierend angestiegen sind aber die Zahlen der Straftaten im Internet, mit 8,1 Prozent der höchste Zuwachs. Von den 223.642 registrierten Fällen entfielen knapp über 80 Prozent auf Betrugsdelikte.

Diesen Anstieg nahm der Bundesinnenminister zum Anlass, der Kriminalität im Internet den Kampf anzusagen und die Wiedereinführung der aus seiner Sicht notwendigen Vorratsdatenspeicherung zu fordern.

Auch der Vorsitzende der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder, der hessische Innenminister Boris Rhein, forderte aufgrund der gestiegenen Internetkriminalität einen "länderübergreifenden präventiven und repressiven Bekämpfungsansatz".

Weniger Delikte von Jugendlichen

Im Gegensatz zur Entwicklung im Internet steht der Rückgang der Delikte von Jugendlichen. Im Jahr 2010 sind fast sieben Prozent weniger Straftaten registriert worden, der Rückgang im Bereich der Gewaltdelikte durch Jugendliche beträgt dabei sogar fast zehn Prozent.

Friedrich wies aber im gleichen Atemzug darauf hin, dass diese Zahlen keinen Grund zur Entwarnung geben könnten. Denn von 1993 bis 2008 hatten sich die Gewaltdelikte durch Jugendliche verdoppelt, die rückläufige Entwicklung beginne auf einem sehr hohen Niveau.

Am stärksten gesunken ist die Zahl der Straßenkriminalität seit 1993. Im Jahr 2010 geschahen fast nur halb so viele Delikte wie noch siebzehn Jahre zuvor, der Rückgang liegt bei 43,2 Prozent. Erschreckend gering ist jedoch die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen: Nur knapp 16 Prozent der Fälle werden aufgeklärt, hinzu kommt ein Anstieg der Deliktszahl um 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Der hessische Innenminister Rhein erklärte, der gleichbleibend hohen Anteil an Einbruchsversuchen spreche für den Erfolg der Präventionsarbeit der Polizei. So blieben in 38,2 Prozent der Fälle die Einbrüche nur versucht.

ssc/LTO-Redaktion

 

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Zitiervorschlag

Polizeiliche Kriminalstatistik 2010: Neuer Minus-Rekord bei Straftaten . In: Legal Tribune Online, 20.05.2011 , https://www.lto.de/persistent/a_id/3327/ (abgerufen am: 16.04.2024 )

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