Alexandra Fraundorf, Associate bei Menold Bezler

"Arbeits­recht ist so, wie sich Laien den Anwalt­salltag vor­s­tellen"

von Alexander CremerLesedauer: 5 Minuten

Alexandra Fraundorf ist seit Februar 2019 Associate bei Menold Bezler. Im Interview erzählt sie von ihrem Berufseinstieg, warum sie Arbeitsrecht besonders spannend findet und welche Tipps sie für Studierende hat.

Frau Fraundorf, was würden Sie heute wahrscheinlich machen, wenn Sie nicht Anwalt geworden wären?

Das ist schwer zu sagen. Für mich war nach dem Abitur klar, dass ich irgendetwas studieren muss. Ich bereue es ein wenig, mir nicht zumindest Gedanken darüber gemacht zu haben, einen Ausbildungsberuf zu ergreifen. Ein handwerklicher Beruf hätte mir auch Spaß gemacht. Auch wenn ich wahrscheinlich trotzdem studiert hätte - den Automatismus, mit Abitur studieren zu "müssen", halte ich im Nachhinein für falsch.
 
Was fasziniert Sie am Beruf des Anwalts? 

Ich mag es mit Menschen zusammenzuarbeiten. Außerdem ist der Beruf sehr vielseitig. Bestimmte Themen, wie etwa ein Kündigungsschutzverfahren, begegnen einem zwar immer wieder – trotzdem hat jeder Fall seine Besonderheiten. Außerdem mag ich es, Menschen zu helfen und ihnen das Gefühl zu geben, mit einem Rechtsanwalt an ihrer Seite zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Speziell das Arbeitsrecht ist ein sehr abwechslungsreiches Gebiet, bei dem man auf verschiedenste Rechtsfragen treffen kann. Mit seinem Mix aus anwaltlicher Tätigkeit im Büro und der Vertretung vor Gericht ist das Arbeitsrecht wahrscheinlich genau so, wie sich Laien den anwaltlichen Berufsalltag vorstellen. Mir persönlich gefällt das sehr gut. 

Warum haben Sie sich für Menold Bezler entschieden? 

Während meines Studiums in Mannheim hatten einige Kommilitonen ein Praktikum bei Menold Bezler gemacht und von ihrer Zeit dort viel Gutes berichtet. Die Informationen auf der Kanzlei-Homepage und der Fokus auf den Mittelstand haben mich sehr angesprochen. Das Profil und Selbstverständnis der Kanzlei schienen genau zu mir zu passen. Während meiner Wahlstation habe ich dann drei Tage pro Woche in der Kanzlei als Referendarin im Arbeitsrecht gearbeitet und kann sagen: Die Kanzlei war tatsächlich so, wie sie sich präsentierte. 

Einige Wochen vor Ende der Wahlstation wurde ich dann gefragt, ob ich nicht ins Arbeitsrechts-Team einsteigen wolle. Das war genau das, was ich mir erhofft hatte. 

"Nach vier Wochen hatte ich mein erstes eigenes Mandat"

Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus? 

Einen "typischen" Arbeitstag gibt es - zumindest bei uns im Arbeitsrecht - eigentlich nicht. Jeder Tag bringt etwas Neues mit sich, was ich an diesem Gebiet besonders mag. Es gibt aber natürlich auch Aufgaben, die regelmäßig vorkommen. Ich komme normalerweise zwischen 8 und halb 9 ins Büro. Dann bearbeite ich E-Mails, führe Telefonate, schreibe Schriftsätze oder erstelle Rechtsgutachten. Im Arbeitsrecht nehmen wir außerdem viele Gerichtstermine wahr. 

Da viele Mandate gebietsübergreifend bearbeitet werden, tauschen wir uns außerdem oft mit Kollegen aus anderen Fachbereichen aus, etwa dem Vergaberecht. Innerhalb unseres Teams gibt es zudem regelmäßige Jour Fixe zu aktuellen Themen des Arbeitsrechts, beispielsweise zu interessanter neuer Rechtsprechung oder sonstigen Themen von allgemeinem Interesse. 
 
Wie liefen das Onboarding und die ersten Wochen in der Kanzlei ab? 

Zu Beginn gab es viele Einführungsveranstaltungen, wie etwa zu den Dokumenten- und Kanzleimanagement-Systemen. Außerdem wurden mir die verschiedenen Serviceeinheiten wie die IT, das Marketing und der Empfang vorgestellt. 

Der fachliche Einstieg ging sehr schnell. Von Anfang an hatte ich Mandantenkontakt. Nach ca. 3-4 Monaten habe ich die ersten Gerichtstermine alleine wahrgenommen. Mein erstes "eigenes" Mandat hatte ich bereits nach vier Wochen - natürlich stets in Abstimmung mit dem verantwortlichen Partner, aber doch selbstständig. Dadurch konnte ich einerseits sehr früh Erfahrung im Umgang mit Mandanten sammeln; mich aber zugleich im Hintergrund an erfahrene Kollegen wenden. Zum Lernen war das super. Insgesamt geht es sehr schnell, bis man eigenverantwortlich arbeiten darf.

Wie viele Arbeitsstunden arbeiten Sie in der Woche? 

Ungefähr 50 Wochenstunden. Es kann auch mal weniger oder etwas mehr sein. 

Wie gelingt Ihnen eine gute Work-Life-Balance? 

Ich kann mir meine Freizeit gut um den Arbeitsalltag herum gestalten. Am Wochenende habe ich frei. Unter der Woche verabrede ich mich abends oder mache Sport. Auch von Seiten der Kanzlei wird viel dafür getan, dass die Freizeit nicht zu kurz kommt. Es gibt jedes Jahr eine Ski-Ausfahrt, außerdem gibt es regelmäßige sportliche Angebote. Mittwochs kann man beispielsweise gemeinsam joggen gehen, außerdem wird die Kanzlei regelmäßig von einem Gymnastik-Trainer besucht. Darüber hinaus werden Mitarbeiter-Feste oder gemeinsame Ausflüge organisiert. 

"Nicht vergessen, dass hinter all den Rechtsfragen echte Menschen stehen"

Wie ist das Verhältnis zu den Partnern bei Menold Bezler? 

Das Verhältnis ist sehr gut. Unser Team besteht beispielweise aus einem weiteren Associate, einer Senior Associate sowie assoziierten Partnern und zwei Vollpartnern. Die Atmosphäre ist sehr angenehm und man kann jederzeit auch auf erfahrenere Kollegen zugehen. Jede Frage wird beantwortet, wenn Zeit ist auch ausführlicher. Mir gefällt es außerdem sehr gut, dass man sich im Büro auch mal über private Dinge austauschen kann. Dadurch lernt man die Kollegen auch abseits des Büroalltags besser kennen. Der Umgang miteinander ist sehr respektvoll und kollegial.
 
Worum beneiden Sie die Partner? 

Um ihre Erfahrung. Sowohl in fachlicher als auch in mandatsbezogener Hinsicht.
 
In welchen Momenten denken Sie: Wie gut, dass ich kein Partner bin? 

Es gibt Themen, bei denen ich als Berufseinsteigerin froh bin, sie nicht (alleine) entscheiden zu müssen. Ein aktuelles Beispiel ist etwa der Umgang mit der Coronakrise. Die Partnerschaft hat derzeit eine große Verantwortung sowohl für unsere Mandanten als auch gegenüber allen Mitarbeitern der Kanzlei. 

Was war bisher das Schönste in Ihrem Berufsleben? 

Das Studium ist sehr theorielastig. Im Referendariat arbeitet und lernt man schon etwas näher an der Praxis. Gleichwohl bekommt man häufig den Ausgang von Verfahren, die man bearbeiten darf, nicht mehr mit, da man zuvor schon wieder die Station wechselt. Im Beruf ist das anders. Man begleitet die Mandate von Anfang bis Ende und merkt: Hey, das, was ich gelernt habe, funktioniert ja tatsächlich! Außerdem ist es natürlich toll, für den Mandanten ein Ergebnis zu erzielen, mit dem er zufrieden ist.

Und was das Schlimmste? 

"Schlimme" Erfahrungen hatte ich zum Glück noch keine. Es gab aber eine sehr einprägsame Erfahrung in einem Klageverfahren, bei dem es um die Versetzung eines Arbeitnehmers unseres Mandanten ging. Kurz vor dem Kammertermin hatte das Gericht mitgeteilt, dass der Arbeitnehmer, der sich gegen seine Versetzung gewehrt hatte, plötzlich verstorben ist. Durch die rechtliche Brille hat man oft einen sehr versachlichten Blick, man sollte aber nicht vergessen, dass hinter all den Rechtsfragen echte Menschen stehen.

Was ist Ihr größter Wunsch für Ihre berufliche Zukunft? 

Ich möchte einen Schritt nach dem anderen gehen und weiter Erfahrung sammeln und Routine gewinnen - sowohl im fachlichen Bereich als auch im Mandatsumgang. 

Was ist ihr Ratschlag an junge Menschen, die einmal Anwalt werden möchten? 

Auch wenn es manchmal lästig ist: Es lohnt sich, das Studium durchzuziehen. Der Beruf macht unglaublich viel Spaß, also durchhalten! Und am besten sollte man sich dabei nicht verrückt machen lassen. Alle anderen kochen auch nur mit Wasser. Schaut nicht zu viel nach Links und Rechts sondern konzentriert euch auf das, was ihr möchtet. Dann kann eigentlich nichts schief gehen.

Mehr Infos: Arbeitgeberprofil von Menold Bezler

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