Digitale Ausbildung an der Uni Bayreuth

"Hilft auch gegen Jura-Lethargie"

von Marcel SchneiderLesedauer: 3 Minuten

Jurastudenten an der Uni Bayreuth können sich künftig zusätzlich Grundkenntnisse der Informatik aneignen. Neben fächerübergreifender Zusammenarbeit geht es auch darum, das bisweilen bleierne Studium aufzulockern.

Wenn ein Professor einen Lehrstuhl unter anderem für "Technikrecht" hat, ist es nicht verwunderlich, dass aus einem Faible irgendwann Engagement wird. So hat Prof. Dr. Michael Grünberger federführend die "Digitale Zusatzausbildung" (DigiZ) an der Uni Bayreuth ins Leben gerufen.

Jurastudenten sollen sich auf freiwilliger Basis Grundkenntnisse in den verschiedenen Kerninhalten der Informatik aneignen können, zum Beispiel in den Bereichen IT-Sicherheit, Künstliche Intelligenz oder Multimediale Systeme. Zu den fünf Pflichtmodulen gesellt sich noch ein Wahlmodul hinzu, etwa im Datenschutzrecht, im Recht der neuen Medien oder in besagtem Technikrecht.

"Im Regelfall steht am Ende eines jeden Moduls eine Klausur, ab und an ist aber auch eine mündliche Prüfung möglich", sagt Grünberger. Wer die notwendigen Scheine gesammelt hat, bekommt von der Uni ein entsprechendes DigiZ-Abschlusszeugnis, das im kleinen feierlichen Rahmen übergeben wird.

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"Es geht nicht darum, aus Juristen Informatiker zu machen"

Grünberger betont im Gespräch mit LTO: "Wir wollen aus angehenden Juristen natürlich keine Informatiker machen. Es geht vielmehr darum, ihre Dialogfähigkeit zu verbessern, wenn sie später interdisziplinär zusammenarbeiten und technisches Wissen in juristischen Prozessen anbringen müssen."

Dass daran Interesse besteht, hätten die Studenten bereits im Rahmen der "Technikwissenschaftlichen Zusatzausbildung" (TeWiZ) artikuliert. Die TeWiZ der Uni Bayreuth gibt es schon einige Jahre, Jurastudenten erhalten darin zum Beispiel Einblick in ingenieurwissenschaftliche Bereiche wie Werkstofftechnik, Biotechnologie und Schadstoffkunde.

"Irgendwann", so Grünberger, "haben sie immer öfter nach Zusatzwissen aus den Bereichen der Informatik gefragt. Das sind wir dann angegangen." Das war im April und Mai dieses Jahres, als die Jurafakultät mit ihren technischen Pendants das fächerübergreifende Projekt geplant hat. Der Startschuss fällt dann zum kommenden Wintersemester.

Ein Mittel gegen die "Jura-Lethargie"

Sich direkt im zum Studienbeginn, wenn der neue Lebensabschnitt die Erstsemester für gewöhnlich sowieso schon vereinnahmt, für viele DigiZ-Kurse einzutragen, hält Grünberger dabei nicht für sinnvoll. Seine Empfehlung: "Die Studierenden sollten im ersten oder zweiten Semester in nicht mehr als zwei Kurse reingehen und herausfinden, ob es Ihnen Spaß macht. Ist die Neugier geweckt, dann können sie im vierten und fünften Semester, also nach dem Grundstudium, mehr Ressourcen reinstecken. Da bieten die Kurse auch eine schöne Abwechslung, wenn bei vielen die Jura-Lethargie einsetzt."

Was den Stundenplan angeht, dürfte das machbar sein: Die Uni Bayreuth bietet die DigiZ-Kurse in jedem Semester an, sie bauen – bis auf die Grundlagenvorlesung zur Informatik – auch nicht aufeinander auf. Es gibt es damit keine bestimmte Reihenfolge, in der die Studenten sie belegen müssten. So können die Module recht flexibel in den persönlichen Semesterstundenplan eingearbeitet werden.

Auf die Frage, ob Zusatzangebote wie die DigiZ angesichts des stetig wachsenden juristischen Prüfungsstoffs das Jurastudium auf Dauer nicht überfrachten werden, antwortet Grünberger: "Erstens ist es ja ein freiwilliges Angebot und zweitens absolvieren viele Studenten auch heutzutage zum Beispiel noch immer die Fachspezifische Fremdsprachenausbildung, die die meisten Jurafakultäten anbieten. Dabei ist diese ist noch zeitintensiver als unsere Angebote." Die Erfahrung aus dem TeWiZ zeige, dass "leistungsbereite Studierende mit dem flexiblen System gut" zurechtkämen. Mit der DigiZ bewege man sich entsprechend "noch im moderaten Rahmen, was den Zeitaufwand angeht", so Grünberger.

Dass die freiwillige Teilnahme an Zusatzausbildungen immer ein gewisses Engagement voraussetzt, das über das übliche Maß hinausgeht, weiß natürlich auch der Professor für Technikrecht. Ein kleiner Ansporn für künftige Teilnehmer könnte deshalb sein, dass Grünberger die DigiZ vom Bayrischen Landesjustizprüfungsamt anerkennen ließ. Mit anderen Worten: Man kann für die Teilnahme daran den Freischuss um ein Semester nach hinten verlegen.

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