REGINA-Projekt der Uni Regensburg

Von der Einschreibung bis zur Examensfeier

Anna K. BernzenLesedauer: 4 Minuten
Ein universitätseigenes Repetitorium haben mittlerweile viele juristische Fakultäten. Auch an Einführungsveranstaltungen mangelt es nicht. Auf kontinuierliche Betreuung von der Immatrikulation bis zum bestandenen Examen setzt dagegen das neue Beratungs- und Betreuungsangebot der Universität Regensburg: REGINA. Anna K. Bernzen stellt es vor.

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"Die zehn Gebote sind deswegen so kurz und logisch, weil sie ohne Mitwirkung von Juristen zustande gekommen sind." Als General der französischen Armee und späterer Staatspräsident hatte Charles de Gaulle für geschwollene rechtswissenschaftliche Ausführungen nicht viel übrig. Ähnlich geht es den Korrektoren der juristischen Fakultäten häufig angesichts der Anfängerklausuren. In Regensburg hofft man jedoch, dass deren Kopfschütteln aufgrund von Bandwurmsätzen und aufgeblasenen Formulierungen bald abnehmen wird. Seit dem Wintersemester 2011 nämlich können die Studierenden dort im Rahmen von REGINA Kurse besuchen, in denen das Klausurenschreiben für angehende Juristen vermittelt werden. Die Bezeichnung für das neue Angebot ist eine Abkürzung für das "Regensburger Individuelle und Nachhaltige Ausbildungszentrum". Gerade ist das Lernzentrum von der Initiative "Deutschland – Land der Ideen" als "Ausgewählter Ort 2012" ausgezeichnet worden - ein halbes Jahr nach seiner Gründung. "Einen Weg aus der Anonymität des Massenstudiums" weise das Angebot auf, so wird es auf der Website der Initiative unter der Überschrift "Hilfe beim Paragraphenpauken" gelobt. Die Auszeichnung soll zeigen: REGINA ist anders als die übrigen studienbegleitenden Angebote der juristischen Fakultäten. Aber warum?

Vom Leistungskurs zum Leistungsstörungsrecht

Zwei Ziele haben Martin Löhnig und seine Kollegen sich für ihr Beratungsangebot gesetzt: "Die Misserfolgsquote im Examen zu senken und die Studierenden schon während des Studiums zu fördern." Löhnig hat als Studiendekan der juristischen Fakultät die akademische Leitung des Projektes inne. Aus dem eigenen Studium weiß er, dass vielen die Umstellung vom Leistungskurs mit fünfzehn Mitschülern auf die Vorlesung mit fünfhundert Kommilitonen schwerfällt. Mit der Einführung der Studiengebühren in Bayern im Jahr 2007 hatte man an der Regensburger juristischen Fakultät die zusätzlichen Mittel zur Hand, die für das ambitionierte Lernzentrum nötig sind. REGINA stützt sich auf drei Säulen: Studienorientierung mit Angeboten zu Zeitmanagement und Klausurentraining, Praxisorientierung mit Kursen zu Soft Skills und Schlüsselqualifikationen und Berufsorientierung mit Informationen zu Berufsfelder oder Treffen mit Praktikern. Vanessa Jäger hat als Studiengangskoordinatorin das Zentrum aufgebaut und ist heute dessen organisatorische Leiterin. Ihr ist die Kontuinität der Betreuung besonders wichtig: "Schon für die Anfänger bieten wir Kurse wie etwa Zeitmanagement an. Später lehren wir Schlüsselqualifikationen und helfen bei der Wahl des Berufsfeldes", sagt Jäger. Im ersten Semester könnte ein Regensburger Jurastudent beispielsweise einen Workshop zum Hausarbeitenschreiben besuchen, in den höheren Semestern das richtige Vernehmen und Rhetorik für Juristen erlernen und kurz vor dem Examen einige Bewerbungstipps oder Ratschläge zur Finanzierung eines Masterstudiums im Ausland erhalten. All das unter einem Dach, mit einem über die Jahre hinweg gleichbleibenden Ansprechpartner.

Da wird auch mal zum Studienfachwechsel geraten

Ein weiteres Ziel ist die Nachhaltigkeit, erklärt Martin Löhnig: "Die neuen Studenten werden von Beginn an mit REGINA sozialisiert." In den mittleren Semestern wolle man über das Motivationsloch hinweghelfen, in das viele nach der Zwischenprüfung fallen. Nachhaltigkeit könne  aber auch mal bedeuten, den Studenten zum Abbruch des Jurastudiums zu raten. "Natürlich ist das im ersten Augenblick frustrierend. Aber es ist auch eine Chance, wenn die Studenten nicht erst nach dem verpatzten Examensversuch feststellen, dass das Jurastudium ihnen nicht liegt", sagt Löhnig. Grundlage für diese individuelle Beratung ist unter anderem die so genannte Klausurenklinik: Dort können Studenten und Studentinnen verpatzte Klausuren einreichen, die von erfahrenen Juristen analysiert und mit den Kandidaten besprochen werden. Auch auf die individuellen Studienumstände können die Berater dabei eingehen. Von anderen Beratungsangeboten juristischer Fakultäten setzt sich das Regensburger Modell hauptsächlich durch die Angebote seiner ersten Säule, der Studienorientierung, ab. In Sachen Praxis- und Berufsorientierung erinnern die Kurse teilweise an das klassische Seminarangebot anderer Universitäten. Besonders ist jedoch, dass auch hier der Fokus nicht alleine auf dem Juristischen liegt: "In der Phase der Berufsorientierung klären wir etwa: Was bietet der Arbeitsmarkt auch an Berufen ohne juristischen Schwerpunkt? Welche Zusatzqualifikationen brauche ich dafür?", sagt Vanessa Jäger. Dafür steht sie in einem regen Austausch mit dem Alumniverein der Universität, der mit seinen Erfahrungen zu dem Angebot beiträgt.

Ansturm durch Erstsemester

Die Rückmeldungen der Studenten scheinen den Koordinatoren des Angebots recht zu geben: In internen Feedback-Runden der Universität schnitten die Kurse des Ausbildungszentrums gut ab. Die Anfängerkurse sind voll ausgebucht, es werden Wartelisten geführt. In den Fortgeschrittenenkursen, wie dem zum Verfassen von Seminararbeiten, bleiben dagegen zurzeit noch einige Stühle leer. "Sollte sich das ändern, können wir unser Angebot aber noch ausbauen", sagt Jäger. Den Aufbau eines ähnlich umfassenden Projekts können sie und ihre Kollegen juristischen Fakultäten nur empfehlen. Denn, so Martin Löhnig: "Die Studenten wollen mit ihren speziellen Begabungen und Problemen ernst und an die Hand genommen werden. Die Lösung dafür sind individuelle Beratung und Betreuung."

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