CHE-Hochschulranking

Wo soll's denn hingehen?

von Constantin Baron van LijndenLesedauer: 4 Minuten
Entscheidungshilfe für Studienanfänger und Uni-Wechsler: Das CHE-Hochschulranking, welches seit 1998 jährlich erscheint, bietet einen Überblick über alles, was am Studienstandort zählt: Betreuung durch Professoren, Ausrüstung in den Fakultäten, Mietpreise und soziale Kontakte. Die Daten der Jura-Fakultäten wurden im Mai aktualisiert, dabei gibt es vor allem einen klaren Gewinner.

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Viele werdende Studenten entscheiden sich eher aus dem Bauch heraus für ihre Uni: Freiburg vielleicht, weil man von dort so schnell in den Bergen ist, oder Düsseldorf, weil man schon immer ein Faible für Mode hatte. Auf gar keinen Fall hingegen München, denn dort ist, wie ja jeder weiß, alles fünfmal schwieriger als überall sonst. Wer bei der Auswahl etwas wissenschaftlicher zu Werke gehen möchte, dem ist mit dem aktuellen Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) in Zusammenarbeit mit der Wochenzeitung Die Zeit gedient. Erfasst werden darin 37 Studienfächer, von denen jeweils etwa ein Drittel pro Jahr aktualisiert wird. 2014 waren unter anderem die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Reihe, so dass die Daten für angehende Juristen hochaktuell sind. Eine Eigenheit des CHE-Rankings besteht darin, dass es die Unis zwar nach einer Vielzahl von Kriterien beurteilt, aus diesen aber keine Gesamtwertung erstellt. So kann man sich beispielsweise anzeigen lassen, welchen akademischen Ruf die einzelnen Universitäten bei den Professoren genießen, wie viele Promotionen dort durchgeführt werden, oder wie gut die Studenten sich in ihrem Studium betreut fühlen. Aus den – im Falle von Jura – 18 Einzelfaktoren eine Gesamtwertung zu erstellen, ist hingegen nicht möglich. Es wäre auch kaum sinnvoll, denn die Präferenzen der Studenten können individuell sehr unterschiedlich ausfallen: Der eine legt mehr Wert auf wissenschaftliches Renommee und ein breites Lehrangebot, der andere auf eine moderne Infrastruktur und eine gute Vermittlung von Auslandssemestern.

Bucerius Law School in vielen Kategorien Spitzenreiter

Zudem stammen die Daten der einzelnen Kategorien aus unterschiedlichen Quellen: So handelt es sich zum Beispiel bei den "Promotionen pro Professor" oder der "Privatmiete am Hochschulort" jeweils um harte Fakten, wohingegen die "Betreuung durch Lehrende" oder die "Studiensituation insgesamt" das Meinungsbild der Studenten und die "Forschungsreputation" das Meinungsbild der Professoren widerspiegeln. Ein auffällig gutes Urteil stellen die Studenten der privaten Bucerius Law School ihrer Uni aus: In fast allen Bewertungskategorien, die unter der Überschrift "Studium und Lehre" zusammengefasst werden können, belegt sie den ersten Platz, und zwar meist mit deutlichem Abstand zum Zweitplatzierten. Auch die Bibliothekssammlung und die Räumlichkeiten der kostenpflichtigen Hochschule erhalten Bestnoten. Unter Wissenschaftlern ist ihr Ruf hingegen weniger glanzvoll: Nur sechs Prozent der befragten Professoren hielten sie für eine der wissenschaftlich führenden Unis. Zum Vergleich: Die erstplatzierte LMU München wurde von 56 Prozent der Befragten genannt. Da mag dem einen oder anderen der Verdacht kommen, dass die Bewertung der Studenten eher eine Art "Wohlfühlfaktor" darstellen könnte als eine wirklich gehaltvolle Aussage über Qualität und Inhalte des Studiums. Die CHE weist das weit von sich: Die Fragen seien so präzise gestellt, dass gerade nicht bloß allgemeine Befindlichkeiten ermittelt würden. Zudem habe sich über die Jahre gezeigt, dass echte Veränderungen – etwa in der Studienorganisation oder bei den Räumlichkeiten – auch echte Bewertungsunterschiede nach sich zögen, wohingegen die Urteile sonst über die Jahre recht konstant blieben. Auffällig ist indes die Tendenz der Studenten zur Vergabe von Kuschelnoten: In vielen Kategorien liegt selbst die am schlechtesten platzierte Uni bei 2,x, obwohl die Skala, analog zu Schulnoten, von eins bis sechs reicht. Im Bereich "Studierbarkeit" etwa, der unter anderem die "Abstimmung des Lehrangebotes auf die Prüfungsordnung" und die "Transparenz des Prüfungssystems" – traditionell zwei leidbeladene Felder für Juristen – erfasst, ist die schlechteste Note eine 2,9. Das deckt sich nicht unbedingt mit den Ergebnissen der Absolventenbefragung des Bundesverbandes rechtswissenschaftlicher Fachschaften, der hier – freilich mit völlig anderer Herangehensweise und Methodik – zu insgesamt schlechteren Werten gelangt ist.

Pfennigfuchser, Partylöwen und Bücherwürmer

Neben fachlichen und infrastrukturellen Fragen wurde übrigens auch so etwas wie ein Sozialquotient ermittelt, der die Zusammenarbeit mit und den Kontakt zu anderen Studenten beschreibt: Neben der wiederum erstplatzierten Bucerius Law School erhalten hier etwa auch die Hochschulen in Jena, Düsseldorf, Mannheim, Passau, Bayreuth, Halle-Wittenberg oder Frankfurt/Oder gute Noten. Wer knapp bei Kasse ist, kann zudem die Quadratmeterpreise vergleichen, die Studenten an den jeweiligen Universitätsstandorten für ihre Wohnungen bezahlen. Hier liegt die Europa Universität Frankfurt/Oder mit nur 7,10 Euro (inkl. Nebenkosten) auf dem ersten Platz, was ihr jedenfalls für feierfreudige Wenigverdiener das beste Preis-Leistungs-Verhältnis beschert. Mehr als doppelt so viel müssen Studenten hingegen an der letztplatzierten LMU München berappen: Hier schlägt der Quadratmeter warm mit 14,70 Euro zu Buche. Für alle, die ihr Studium schon mit großen akademischen Ambitionen antreten, empfehlen sich hingegen die Standorte Köln oder Münster: Ganze 2,7 Promotionen betreut jeder Professor dort durchschnittlich im Jahr, mehr als an jeder anderen Uni. Aber ganz gleich, wo es hingeht: Wer sich erst einmal erfolgreich durch die zahlreichen und bisweilen etwas zu ausgefeilten Kategorien des Hochschulrankings gearbeitet hat, der fühlt sich auch einem Studium mühelos gewachsen.

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